Für die Siebenmühlental-Hexen aus Musberg (Kreis Esslingen) hat die Hochsaison begonnen. Allerdings müssen sich die Narren auch in diesem Jahr mit weniger Platz begnügen. Das hat Vor- und Nachteile.

Musberg - Es ist die dritte Fasnetszeit, die die Siebenmühlental-Hexen im Bürgersaal und nicht in der Musberger Turn- und Festhalle verbringen. Die wurde nämlich 2018 abgerissen. Kurz darauf wurde mit dem Neubau begonnen. Die Eröffnung ist für Juni geplant. Die Daten würden es also zulassen, dass die Narrenzunft im kommenden Jahr wieder in ihre neue alte Heimat zieht und ein paar Hundert Gäste mehr als derzeit einladen kann. Die Zunftmeisterin Mirja Brosig ist aber nicht so optimistisch: „Die Halle besteht noch aus sehr viel Rohbau, und an dem Dach wird immer noch gewerkelt, wegen dem es schon einmal eine Verzögerung gab.“ Dass die Festhalle tatsächlich im Sommer eröffnet wird, bezweifelt sie. „Wenn wir bis zu den Sommerferien keine Gewissheit haben, müssen wir nächstes Jahr noch einmal im Bürgersaal feiern“, sagt Brosig, „weil ich im Sommer schon andere Vereine einladen und vieles organisieren muss“.

 

Inzwischen haben sich die Hexen fast schon dran gewöhnt

An den Bürgersaal haben sich die Siebenmühlental Hexen schon fast gewöhnt. Im ersten Jahr sei es mit viel Aufwand verbunden gewesen, die Dekoration an die neue Umgebung anzupassen, meint Mirja Brosig. Für das dritte Jahr passt nun aber alles. „Für unseren internen Rahmen ist der Bürgersaal sogar wesentlich schöner als die Festhalle“, sagt die Zunftmeisterin. So sei es zum Beispiel beim alljährlichen Häsabstauben in überschaubarer Runde gemütlicher.

Bei den großen Fasnetsveranstaltungen aber muss der Verein wegen der Raumsituation deutlich zurückstecken. Es haben keine befreundeten Vereine Platz, Essen gibt es nur per Selbstbedienung, und statt mehr als 400 finden im Bürgersaal nur 250 Gäste Platz.

Das alles sei ein großer Aufwand für die Musberger

„Finanziell gleicht sich das ungefähr aus, weil wir ja auch weniger einkaufen müssen“, sagt Brosig. Dennoch sei dies eine „Exilsituation“, sagt sie. „Nach drei Jahren möchte man eigentlich schon mal wieder Entspannung haben.“ Denn die verkleinerten Feiern seien nicht das einzige Problem: Die Tänzer, die beim Hexenball und bei der Highlight-Veranstaltung Lassada Fatza auftreten, trainieren normalerweise im Bürgersaal. Dorthin mussten aber auch Sportvereine, die normalerweise in der Festhalle trainieren, ausweichen. Also müssen die Narren wieder woanders hin. „Jeder hat Schwierigkeiten“, sagt Brosig. Zwar helfe man sich in Musberg gegenseitig, aber bis jeder ein Plätzchen findet, ist es eben ein großer Aufwand.

Zusätzliches Manko für die Siebenmühlental-Hexen: Der große Umzug musste nun auch seit dem Abriss der Festhalle ausfallen. „Ohne Halle ist das ein Ding der Unmöglichkeit“, sagt Mirja Brosig. Über Alternativen wie die Hauberghalle habe man zwar nachgedacht, die sei im Winter aber zu gefährlich gelegen – wegen Glättegefahr. „Es gab auch die Überlegung, aus Musberg rauszugehen, aber ein Musberger Umzug in Echterdingen wäre ein bisschen schwierig zu verkaufen“, sagt Mirja Brosig.

Wie sich die Hexen bei Umzügen verhalten

Schließlich sind die Musberger Narren tief im Ort verwurzelt. „Das Schöne ist, dass bei uns das Brauchtum ganz wichtig ist“, erzählt Brosig. So basteln schon die Kinder und Jugendlichen jedes Jahr kleine Hexenbesen, die bei Umzügen verschenkt werden. „Früher haben die Menschen in Musberg Holz geholt, Besen draus gemacht und die in Stuttgart verkauft“, erklärt Brosig – daher die Tradition.

Mirja Brosig selbst ist seit 1993 aktive Hexe im Verein und seit sechs Jahren Zunftmeisterin. Als Neuling im Verein würde jeder erst einmal ein Probejahr absolvieren, in dem er die Zunft und ihre Werte kennenlernt. Über allem steht laut Brosig immer das Motto: „Jedem zur Freud‘, keinem zum Leid.“ Damit ist vor allem das Benehmen der Siebenmühlental-Hexen auf Umzügen gemeint: Wehren sich die Zuschauer gegen eine Aktion der Hexen, werden sie in Ruhe gelassen. „Da haben sich die Grenzen tatsächlich verschoben“, sagt Brosig, „früher ging es etwas taffer zu, aber man lernt ja dazu und sieht, wie sich das Publikum verhält“. Oft wollen die Zuschauer gerade von den Hexen mit ins Geschehen einbezogen und geärgert werden, manchmal aber eben auch nicht. „Menschen, die eher Angst haben, stellen sich meistens ganz nach hinten, und da geht dann auch niemand von uns hin.“