Der Düsseldorfer Architekt Thomas Schüler überzeugt das Preisgericht mit seinem "Kleeblatt" auf dem Gelände des Kinderkrankenhauses Olgäle.

Stuttgart - Für den 45-jährigen Architekten Thomas Schüler aus Düsseldorf war der vergangene Samstag der bisher schönste Tag seiner beruflichen Laufbahn: "Meine Kollegen und ich sind sehr glücklich darüber, dass wir gerade in Stuttgart zum ersten Mal einen Wettbewerb gewonnen haben. Am gleichen Tag hat uns eine andere Jury den ersten Preis zugesprochen im Wettbewerb der Württembergischen Hofkammer um den Bau von 140 Wohnungen in der Parksiedlung in Ostfildern im Kreis Esslingen." Als Nächstes, so kündigte Schüler an, "werden wir in Stuttgart ein Büro eröffnen - wir finden es sehr spannend, dass auf dem Olga-Areal ein innerstädtisches Wohnquartier entstehen wird unter intensiver Beteiligung der Bürger".

 

Die von dem Stuttgarter Stadtplaner Franz Pesch geleitete Fachjury hatte sich nach zweitägiger Debatte einstimmig dafür ausgesprochen, den Entwurf des Düsseldorfers, der in Stuttgart noch kein Projekt verwirklicht hat, zum Sieger zu erklären. Baubürgermeister Matthias Hahn sagte am Montag bei der Präsentation des Siegermodells: "Es war nicht leicht, diese Fülle von 92 verschiedenen Arbeiten zu bewerten - am Ende aber wurde Thomas Schülers Arbeit einstimmig und mit deutlichem Abstand auf den ersten Platz gesetzt."

Quartier mit Wohnungen, Büros und Geschäften

Der Düsseldorfer Architekt und sein Freiburger Kollege, der Landschaftsplaner Martin Schedlbauer, haben das 1,6 Hektar große, stadteigene Quartier zwischen der Bismarck-, Hasenberg, Breitscheid- und Senefelderstraße in vier Baublöcke aufgeteilt, die jeweils eigene Innenhöfe erhalten sollen. Insgesamt, so Baubürgermeister Hahn, gehe es um eine Geschossfläche von rund 30.000 Quadratmetern. Es handele sich dabei um rund 200 Wohnungen mit 26.000 Quadratmetern, dazu 2000 Quadratmeter Büros, Einzelhandel auf 1500 Quadratmetern, eine Kita mit 600 Quadratmetern sowie um vier unabhängig voneinander angelegte Tiefgaragen mit insgesamt 200 bis 300 Stellplätzen.

Für Oberbürgermeister Wolfgang Schuster ist das "Olgäle-Quartier" im Westen "ein gutes Beispiel dafür, wie wir den Trend, der zurück in die Stadt führt, aufnehmen und im Zusammenwirken zwischen den Planern und den Bürgern konkret entwickeln". Deshalb habe man auch die Vertreter der "Zukunftswerkstatt Olgäle 2012" ins Preisgericht eingeladen. Sie hätten, so betonte Bürgermeister Hahn, "dem Siegerentwurf ebenfalls zugestimmt".

Mehr Grün für den Westen

Wie wiederholt berichtet, entsteht gegenwärtig auf dem Gelände des Katharinenhospitals der Neubau für das Olga-Kinderkrankenhaus. Ende 2012 werde dieser Neubau fertig sein - im ersten Halbjahr 2013 solle "das Olgäle" von der Bismarckstraße in sein neues Domizil ziehen. "Der komplizierte Abbruch der alten Gebäude kann in der zweiten Hälfte des Jahres 2013 stattfinden, der Baubeginn für die städtebauliche Neuordnung soll 2014 sein", so die bisherige Terminplanung des Baubürgermeisters. Und: bereits im kommenden Jahr möchte Matthias Hahn das notwendige Bebauungsplanverfahren einleiten. Insgesamt erhofft sich die Stadt einen Grundstückserlös von 22 Millionen Euro, die sie zur Finanzierung des neuen Kinderkrankenhauses benötigt.

Warum haben Thomas Schüler und Martin Schedlbauer den Wettbewerb von mehr als neunzig Konkurrenten gewonnen? Für den Baubürgermeister lautet die Begründung so: "Dieser Entwurf passt sich der gewachsenen Umgebung im Westen sehr gut an. Vor allem aber haben die Sieger die bereits vorhandene Grünzone, die vom Bismarckplatz her kommt und über die Elisabethenanlage reicht, glänzend aufgenommen und in die Hasenbergstraße weitergeführt." Dort wiederum werde auch die neue Kindertagesstätte mit einem Spielplatz angesiedelt. Ihm selbst, aber auch den seit 2008 am Planungsprozess beteiligten Bürgern, sei es "ganz besonders wichtig, dass der so dicht besiedelte Westen weiteres Grün bekommt".

Für den Baubürgermeister handelt es sich beim Olga-Areal um "eine Traumlage im Westen". Aus diesem Grunde werde man dort auch Baugemeinschaften zulassen - nicht zuletzt solche, die jetzt auf dem Killesberg nicht zum Zuge gekommen seien. In unmittelbarer Nachbarschaft, so Hahn, baue die stadteigene Gesellschaft SWSG gerade weitere Sozialwohnungen. Öffentlich geförderter Wohnungsbau sei auch auf dem Olga-Areal geplant. Die Stadt werde den Grund und Boden in sogenannten Vergabeverfahren anbieten und weitere Architektenwettbewerbe für die einzelnen Blöcke ausschreiben. Der Siegerentwurf biete dafür "die beste Grundlage".

Hintergrund: Sieger und Platzierte

Wettbewerb Mitte Februar hat die Stadt Stuttgart einen offenen Architektenwettbewerb für das Olga-Areal ausgeschrieben. 250 Büros aus dem In- und Ausland forderten die Ausschreibungsunterlagen an, 92 haben sich schließlich beteiligt. Eine Arbeit war unvollständig und konnte nicht bewertet werden. Am vergangenen Freitag und Samstag tagte die Jury aus Architekten, Stadtplanern, Stadträten und Vertretern des Bürgerprojekts "Olgäle 2012". Sie hat folgende Entscheidung getroffen.

Preisträger Der erste Preis geht an die Arbeitsgemeinschaft zwischen dem Düsseldorfer Architekten Thomas Schüler und dem Freiburger Landschaftsplaner Martin Schedlbauer.

Zweiter Preis: Büro Schaltraum Architektur, Dahle, Heise, Dirumdam, Hamburg.

Dritter Preis: Arbeitsgemeinschaft Wick und Partner, Haag und Schröder, Stuttgart.

Vierter Preis: Arbeitsgemeinschaft Kottkamp und Schneider (Stuttgart), Neumann und Landwehr (Esslingen) sowie Landschaftsarchitekt Kunder (Leinfelden-Echterdingen).

Fünfter Preis: Architekturbüro Armin Kilgus und Landschaftsarchitekt Siegfried Knoll, Stuttgart.

Sechster Preis: Arbeitsgemeinschaft Kawahara und Krause mit Landschaftsarchitekt Peter Köster, Hamburg.

Ausstellung Alle 92 eingereichten Modelle und Entwürfe sind von Dienstag an bis zum 22. Juli in den Räumen der Deutschen Rentenversicherung (DRV) Rotebühlstraße 131/133, öffentlich ausgestellt, werktags von 11 bis 18 Uhr.

Vorgehen In absehbarer Zeit wird das Wettbewerbsergebnis im Bezirksbeirat West sowie im Technischen Ausschuss des Gemeinderats vorgestellt. Im kommenden Jahr startet das Verfahren für den neuen Bebauungsplan.

Weitere Informationen unter www.stuttgart.de und www.olgaele.de