Ob es so kommen wird? Dagegen hätte Katharina Goldammer jedenfalls nichts, wenn in den nächsten Tagen zuhause bei ihrer Familie in Sielmingen das Telefon klingeln würde und ein gewisser Christopher Nordmeyer am anderen Ende der Leitung wäre. Ganz im Gegenteil. Momentan steht das Handball-Talent des Erstligisten TuS Metzingen nämlich „nur“ im erweiterten Kader für die anstehenden beiden Länderspiele der deutschen U-19-Nationalmannschaft in Innsbruck gegen den Gastgeber Österreich am 28. und 29. November. Sollte allerdings kurzfristig noch eine Spielerin ausfallen, dann wäre die 17 Jahre alte Filderstädterin die erste Nachrückerin – das hat ihr der Bundestrainer Nordmeyer fest versprochen.
„Ich wäre sehr gerne direkt nominiert worden, allerdings gehöre ich zum jüngeren Jahrgang und habe auf meiner Position starke Konkurrenz von Älteren, die zum Teil schon Stammspielerinnen in der ersten Bundesliga sind“, sagt Katharina Goldammer. Ihre Länderspielpremiere feierte die Zwölftklässlerin der Stuttgarter Johann-Friedrich-von-Cotta-Schule bereits im November 2023 in der Altersklasse U 18 gegen die Türkei. Im Hinterkopf hat sie die mögliche Teilnahme an der U-20-Weltmeisterschaft 2026. Reichen könnte es für sie aber auch schon früher aufs große internationale Parkett. So spekuliert die 1,60 Meter große Rückraumspielerin insgeheim darauf, im Juli nächsten Jahres bei der U-19-Europameisterschaft fester Teil des DHB-Kaders zu sein. Die Austragungsorte für die beiden Turniere sind noch offen.
Um die eigene Karriere voranzutreiben, ist Goldammer vor dieser Saison von ihrem Heimat- und Jugendclub TV Nellingen eben nach Metzingen gewechselt. „Es war unheimlich schwer für mich, meinen Verein und meine Freundinnen zu verlassen, aber für meinen weiteren Weg im Handball war es die richtige Entscheidung“, sagt sie. In Nellingen war sie mit gerade einmal 16 Jahren schon Leistungsträgerin und Anführerin bei den Frauen. Kurios: Wäre sie geblieben, hieße ihre Trainerin nun ebenfalls Goldammer. Ihre Mutter Veronika, die einst sieben Jahre lang in Österreich für Wiener Neustadt im Europapokal unterwegs war, hat beim Drittliga-Absteiger aus Ostfildern das Amt interimsweise übernommen.
Stattdessen aber wird Katharina Goldammer nun fünfmal in der Woche vom neuen Metzinger Cheftrainer Peter Woth im Training angeleitet. Rund eine Dreiviertelstunde ist es für sie jeweils dorthin in Bus und Zug. Im Vorbereitungsspiel gegen den Ligakonkurrenten Frisch Auf Göppingen erzielte die jüngste Spielerin der „Tussies“ bereits einen Treffer, zudem stand sie in drei von sieben Bundesligaspielen im Kader. Auf die ersten Einsatzminuten in der höchsten deutschen Spielklasse wartet die Sielmingerin allerdings noch. „Das ist nicht so wichtig. Ich lerne im Training und beim Zuschauen auf der Bank schon so wahnsinnig viel“, sagt Katharina Goldammer, die sich die Welthandballerin von 2019 und Olympiasiegerin von 2024, die Norwegerin Stine Oftedal, als persönliches Vorbild genommen hat.
Auf Match-Zeit kommt Goldammer trotzdem, momentan in der Drittliga-Mannschaft der HSG Stuttgart/Metzingen und in der A-Jugend-Bundesliga. Am vergangenen Samstag war sie es, die in der Begegnung beim Bergischen HC eine Minute vor Schluss den wichtigen Ausgleich erzielte. Damit hat sich das Stuttgart-Metzinger Nachwuchsteam für die Runde der besten 16 in Deutschland qualifiziert.
„Unser Ziel ist das Final Four. Das ist ein unglaubliches Erlebnis; das habe ich zuletzt schon zweimal mit der Nellinger B-Jugend mitgemacht“, sagt Katharina Goldammer, die auch in einer anderen Sportart Talent bewiesen hat. Als Kunstturnerin schaffte sie es an den Bundesstützpunkt in Bad Cannstatt und ebenfalls auf ein hohes Wettbewerbsniveau, in die dritte Liga.
Zweitbeste Torschützin im Drittliga-Team
Die Handball-Bundesliga der Frauen pausiert aufgrund der Europameisterschaft bis zum Auswärtsspiel am 22. Dezember beim Spitzenreiter Borussia Dortmund. Dreimal muss Katharina Goldammer aber in diesem Zeitraum im Drittliga-Ensemble ran, wo sie aktuell mit 27 Toren aus sechs Spielen die zweitbeste Schützin ihrer Mannschaft ist. „Wir haben das jüngste Team der Liga; das Ziel ist der Klassenverbleib. Dafür können wir bis Weihnachten noch einiges tun“, sagt die 17-Jährige – wohingegen in einem anderen Fall nur Abwarten bleibt. Stichwort Telefon, Anruf des Bundestrainers. Mal schauen, was passiert.