Einstand geschafft: Trotz einer technischen Panne ausgerechnet zum Handelsstart für Siemens Healthineers kann sich Konzernchef Kaeser über einen guten Börsenauftakt für die Medizintechnik-Tochter freuen.

Frankfurt/Main - Nach Verzögerungen wegen technischer Probleme hat die Siemens-Medizintechnik-Tochter Healthineers am Freitag ein gelungenes Börsendebüt gegeben: Der erste Xetra-Kurs von 29,10 Euro lag knapp 4 Prozent über dem Ausgabepreis von 28 Euro, bis zum Abend legte die Papiere weiter zu und schlossen letztlich bei 30,20 Euro. Die Emission sei mehrfach überzeichnet gewesen, sagte ein Siemens-Sprecher. Allerdings hatte das Unternehmen zuvor Abstriche beim Ausgabepreis der Papiere machen müssen, der in der unteren Hälfte der ursprünglich angepeilten Spanne von 26 bis 31 Euro lag.

 

Ausgerechnet zu einem der größten Börsengänge in der deutschen Geschichte hatte zuvor eine technische Panne den Börsenhandel in Frankfurt um mehr als eine Stunde lahmgelegt. Wegen Störungen des elektronischen Handelssystems Xetra habe sich der Auftakt verzögert, wie die Deutsche Börse mitteilte. Auch an der Terminbörse Eurex gab es Probleme.

Healthineers ist unter anderem Weltmarktführer bei bildgebenden Systemen wie Röntgen- und Ultraschallgeräten sowie Magnetresonanztomographen (MRT). Durch den Börsenstart fließen Siemens rund 4,2 Milliarden Euro zu. Siemens-Chef Joe Kaeser will der Tochter mit dem Gang aufs Parkett mehr Chancen auf Wachstum und Zukäufe verschaffen. Außerdem soll Healthineers besser am Markt agieren können und so wettbewerbsfähiger werden.

Konzern will langfristig Mehrheitsaktionär bleiben

„Wir hatten uns im Rahmen der Vision 2020 vorgenommen, unser Gesundheitsgeschäft an die Börse zu bringen. Wir haben geliefert. Und jetzt haben die Healthineers die unternehmerische Freiheit, die Flexibilität und alle Möglichkeiten, ihr Geschäft künftig noch erfolgreicher zu gestalten, die Kunden noch fokussierter zu betreuen und ihre Kräfte auf die Veränderungen in der Gesundheitsbranche zu konzentrieren“, sagte Kaeser in einem Interview, das im Intranet des Konzerns veröffentlicht wurde.

Siemens hat im Zuge des Börsengangs einen Minderheitsanteil von 15 Prozent der Aktien abgegeben. Der Konzern hatte mehrfach betont, langfristig Mehrheitsaktionär bleiben und die ertragreiche Tochter unterstützen zu wollen. Im vergangenen Geschäftsjahr (per Ende September) kam Siemens Healthineers bei einem Umsatz von 13,8 Milliarden Euro auf ein operatives Ergebnis von knapp 2,5 Milliarden Euro.

Über die technischen Probleme zum Handelsauftakt dürfte die Siemens-Führung zunächst nicht erfreut gewesen sein. Verunsichern wollten sich die Manager davon aber nicht lassen. „Wir konzentrieren uns auf den IPO und freuen uns über die Aufnahme in den Handel“, sagte ein Sprecher in München vor dem Start. „IPO“ („Initial Public Offering“) steht für Börsengang und die Erstplatzierung einer Aktie.

Das Management hatte sich bewusst für einen Börsengang in Frankfurt statt an der Wall Street in New York entschieden, da Frankfurt eines der weltweit größten Wertpapierhandelszentren sei, dessen Bedeutung vor dem Hintergrund des Brexit weiter zunehmen werde, wie Siemens-Vorstand Michael Sen im November erklärte.