Nach drei Tagen dürfen die Bürger von Sierra Leone wieder aus ihren Häusern. Die Behörden werten die Gesundheitskampagne im Kampf gegen Ebola als Erfolg. Kritiker erklären die Maßnahme hingegen für nutzlos.

Nach drei Tagen dürfen die Bürger von Sierra Leone wieder aus ihren Häusern. Die Behörden werten die Gesundheitskampagne im Kampf gegen Ebola als Erfolg. Kritiker erklären die Maßnahme hingegen für nutzlos.

 

Freetown - Die dreitägige Ausgangssperre in Sierra Leone haben die Behörden als Erfolg im Kampf gegen Ebola gewertet. Offenbar hielten sich die meisten der rund sechs Millionen Einwohner des westafrikanischen Landes an die Anordnung. Die Beteiligung der Bürger sei „überwältigend“ gewesen, sagte der Chef der örtlichen Notfallagentur, Stephen Gaojia, laut dem britischen Sender BBC. „Wir haben zahlreiche Menschen ausfindig gemacht, die infiziert sind“, erklärte Gaojia. Eine genaue Zahl gebe es aber zunächst nicht.

Seit Freitag waren fast 30 000 Gesundheitsarbeiter von Haus zu Haus gegangen, um die Bevölkerung über das Virus aufzuklären und mögliche Ebola-Kranke ausfindig zu machen. Zudem verteilten die Helfer rund 1,5 Millionen Stück Seife. Den Teams sei es gelungen, über 60 Ebola-Tote zu begraben, sagte ein Sprecher der Gesundheitsbehörde. Um die Krankheit einzudämmen, gilt es als äußerst wichtig, die Leichen schnell zu beerdigen.

Jedoch gab es auch Kritik an der Ausgangssperre. Die Aufklärungskampagne komme drei Monate zu spät, sagte der deutsche Salesianerbruder Lothar Wagner. Er leitet ein katholisches Kinder- und Jugendschutzzentrum in der Hauptstadt Freetown. Zudem sei die Maßnahme nicht die richtige Antwort auf die derzeitige Situation.

Die Seuche hat bereits Tausende Menschen getötet

„Wir brauchen so schnell wie möglich mindestens 5000 Betten für Ebola-Infizierte, mehr Labore, die sofort Ebola-Tests durchführen können und natürlich dazu entsprechendes Fachpersonal“, erklärte Wagner. „Es muss nun Schluss sein mit den halbherzigen Willenserklärungen westlicher Regierungen und eine massive und noch nie dagewesene Hilfsaktion muss sofort starten.“

Bereits im Vorfeld der Ausgangssperre hatte die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) die Anordnung scharf kritisiert. Es bedürfe Helfer mit viel Erfahrung, um bei einem solchen Tür-zu-Tür-Screening Menschen mit Ebola-Symptomen auszumachen. Zudem gebe es nicht genug Ebola-Zentren, um eventuelle neue Patienten aufzunehmen. Ohne Platz zur Untersuchung und Behandlung von Verdachtsfällen sei das ganze Vorhaben sinnlos.

Die Seuche hat in Guinea, Liberia, Sierra Leone und Nigeria bereits über 2600 Menschen getötet, über 5300 Patienten sind registriert. Allein in Sierra Leone sind über 560 Menschen an Ebola gestorben.