Es klingt nach Agententhriller, Kaltem Krieg und Hollywood: Mitten in Berlin wurde vor wenigen Tagen ein vietnamesischer Asylbewerber mutmaßlich entführt und verschleppt. Außenminister Sigmar Gabriel droht Hanoi Konsequenzen an.

Politik/Baden-Württemberg : Bärbel Krauß (luß)

Berlin - Ein vietnamesischer Asylbewerber wird vom Geheimdienst seines Heimatlandes entführt und nach Vietnam verschleppt. Das riecht nach Hollywood und Agententhriller und ist doch vor wenigen Tagen in der Berliner Realität passiert. Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) ist darüber schockiert und stuft das bilaterale Verhältnis zu Vietnam als „enorm belastet“ ein.

 
Herr Minister Gabriel, dass in der Türkei deutsche Staatsbürger wie der Journalist Deniz Yücel oder der Menschenrechtsaktivist Peter Steudtner ins Gefängnis geworfen wurden, ist leider kein Einzelfall mehr. Wird es ein Einzelfall bleiben, dass mitten in Berlin ein vietnamesischer Geschäftsmann und Regierungskritiker entführt und vom Geheimdienst nach Hanoi verschleppt wurde?
Das Verhalten der vietnamesischen Geheimdienste auf deutschem Boden ist vollkommen inakzeptabel. Ich möchte in aller Deutlichkeit sagen: So etwas tolerieren wir unter keinen Umständen. Und werden das auch so nicht stehen lassen. Deshalb haben wir auch sofort entschieden, einen Verantwortlichen zur unerwünschten Person zu erklären.
Sehen Sie bei der vietnamesischen Regierung die Bereitschaft für eine rasche Rückkehr von Trinh Xuan Than nach Berlin?
Wir haben der vietnamesischen Regierungen unsere Haltung und unsere Erwartungen unmissverständlich übermittelt. Es gibt darauf noch keine offizielle Antwort. Jedenfalls behalten wir uns vor, wenn erforderlich, auch weitere Maßnahmen zu ergreifen.
Welche Mittel kommen infrage, um die Rückkehr des Mannes doch noch zu erreichen?
Ich denke, hier und jetzt ist das nicht der richtige Ort, um das auszubuchstabieren. Aber wir werden jetzt natürlich nicht einfach so zum Alltag zurückkehren, so als sei nichts gewesen. Wir haben in den letzten Jahren viel erreicht in den bilateralen Beziehungen. Handel und Investitionen haben sich rasant entwickelt, das Land feiert große Wachstumserfolge, in Vietnam laufen viele gute und wichtige entwicklungspolitische Projekte. Umso unverständlicher ist es, dass vietnamesische Stellen offensichtlich in Kauf nehmen, das aufs Spiel zu setzen. Was in Berlin Ende Juli geschehen ist, belastet das deutsch-vietnamesische Verhältnis enorm. Die deutsche Wirtschaft ist verständlicherweise verschreckt, auch weil es offenbar manchen Verantwortlichen Vietnams an Respekt vor der Partnerschaft mit Deutschland und den Regeln von Recht und Gesetz gebricht.