Die rund 300 Silit-Beschäftigten in Riedlingen sorgen sich im Zuge der WMF-Sanierung um ihre Arbeitsplätze und den Standort. Sie fordern Ministerpräsident Kretschmann auf, als Vermittler aktiv zu werden. Am Samstag gehen die Protest-Aktionen weiter.

Politik/Baden-Württemberg: Rüdiger Bäßler (rub)

Riedlingen - Etwa 600 Menschen haben sich am Freitag in Riedlingen (Kreis Biberach) an einer Protestkundgebung gegen Umstrukturierungspläne beim Kochtopfhersteller Silit beteiligt. Mit Topfdeckeln, Kochlöffeln und Trillerpfeifen zogen am Mittag die 300 Beschäftigten des Silit-Werks vors Rathaus. Silit ist seit 1998 Teil der Geislinger WMF-Gruppe. Deren Besitzer, der US-Investor Kohlberg Kravis Roberts (KKR), plant Informationen der Gewerkschaft IG Metall zufolge, die Verwaltung in Riedlingen aufzulösen sowie die Logistikabteilung nach Dornstadt (Alb-Donau-Kreis) zu verlagern.

 

Wie Anton Lehmann, der Betriebsratsvorsitzende von Silit, bei der Kundgebung sagte, drohe der Wegfall von 100 Arbeitsplätzen. Neben Silit, so Lehmann, solle Belegschaftsinformationen zufolge auch der Backformenhersteller Kaiser in Diez an der Lahn (Rheinland-Pfalz) „zu einem reinen Produktionsstandort mit Verwaltung in Geislingen werden“. Im Jahr 2013 noch war Silit in Riedlingen beim Benchmark-Wettbewerb für die verarbeitende Industrie, veranstaltet von der Fachpublikation „Produktion“, zur „Fabrik des Jahres“ gekürt worden. Vor gut einem Jahr war auch eine neue, 2,7 Millionen Euro teure Logistikhalle in Riedlingen in Betrieb gegangen. Jetzt klinge diese Auszeichnung den Beschäftigten wie Hohn, sagte Lehmann. Versuche der Belegschaftsvertretung, mit KKR-Vertretern oder dem WMF-Vorstand ins Gespräch zu kommen, würden seit April abgewehrt. „Der Vorstand verbarrikadiert sich hinter den Konzepten der Unternehmensberater,“ bemängeln sie.

Rendite erhöhen durch Senkung der Personalkosten

Scharfe Kritik nicht nur an KKR, sondern auch an den regionalen Kreissparkassen übte die Erste Bevollmächtigte der IG Metall Ulm, Petra Wassermann. Nicht erst seit dem Kauf von WMF zeige der US-Investor „ein unternehmerisches Handeln, bei dem die Gier nach Profit der Taktgeber ist“. KKR kaufte bisher zum Beispiel schon Wincor Nixdorf, mehrere Siemens-Töchter oder den Turbinenhersteller MTU. Zum Konzept der KKR gehöre, sofort nach Käufen die Personalkosten zu senken und dadurch die Renditen zu erhöhen, so Wassermann. Ziel sei es, erheblich mehr Gelder aus den Unternehmen herauszuholen, als für die Tilgung von extra aufgenommenen Bankkrediten bezahlt werden müssten.

Unter diesen Vorzeichen sei es völlig unverständlich, dass ausgerechnet die Kreissparkassen Geislingen und Biberach das Konsortium von 20 Sparkassen anführten, das im Jahr 2012 KKR das Geld für den Kauf von WMF in die Hand gegeben habe. Die Gewerkschaft habe davon zuerst aus der Stuttgarter Zeitung erfahren, sagte Petra Wassermann. Wie außerdem berichtet, plant KKR, bei der WMF 700 Arbeitsplätze zu streichen, Unternehmensteile zu schließen und den Besteckhersteller von der Börse zu nehmen. Mit Verweis auf das Bankgeheimnis hüllen sich die Sparkassen öffentlich bisher in Schweigen.

Ministerpräsident soll als Vermittler fungieren

Beschäftigte von Silit und die Gewerkschaft haben im Anschluss an die Kundgebung am Freitag ein Forderungspapier verbreitet. Darin heißt es: „Wir fordern den Ministerpräsidenten auf, sich als Vermittler aktiv für ein Zustandekommen von Gesprächen zwischen dem Investor KKR / dem WMF-Vorstand einerseits und den Vertretern der Silit-Beschäftigten einzusetzen.“ In die Fabrik müsse weiter investiert werden. Zudem wird der bei Riedlingen lebende Präsident des Sparkassenverbandes Baden-Württemberg und Ex-Landrat des Kreises Biberach, Peter Schneider, aufgefordert, eine bisherige „unspezifische Standortgarantie“ für Silit „qualitativ und quantitativ“ verbindlich zu untermauern.

Am heutigen Samstag gehen die Proteste in Geislingen weiter, unter anderem mit einer Menschenkette ums WMF-Werk und einem „Solidaritäts-Fest“.