Brände und Gewalt gegen Polizisten überschatten einen sonst beschaulichen Jahreswechsel im Südwesten. Vielerorts gehen vor allem Jugendliche leichtsinnig mit Böllern und Raketen um. Landesweit werden Retter angegriffen.

Freiburg/Mühlacker/Althengstett - Bei ausgelassenen Silvesterfeiern haben die Baden-Württemberger fast überall fröhlich und friedlich das neue Jahr begrüßt. Mancherorts kam es allerdings auch zu Übergriffen auf Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr. Durch unvorsichtigen Umgang mit Raketen und Böllern verletzten sich landesweit Menschen, darunter viele Kinder. In der Nacht rückten die Polizisten und Feuerwehrleute zu Hunderten Einsätzen aus, vor allem wegen Bränden.

 

Allein im Zuständigkeitsgebiet der Karlsruher Polizei meldeten die Beamten 536 Einsätze - 45 davon wegen Ruhestörungen, 24 wegen Körperverletzungen und 14 Verstöße gegen das Waffengesetz. Es fielen auch Schüsse aus Schreckschusswaffen in der Öffentlichkeit. Außerdem kontrollierten die Beamten mehr als ein Dutzend Minderjährige, die den Angaben zufolge teilweise erheblich betrunken waren. Der Spitzenwert betrug demnach mehr als 3,3 Promille.

Minderjährige Schüler von Raketen verletzt

Zwei minderjährige Schüler wurden im Breisgau beim Start einer Rakete verletzt, wie ein Chirurg von der Uniklinik Freiburg am Montag sagte. Anstatt abzuheben, sei der Feuerwerkskörper sofort explodiert. Beide wurden noch am Silvesterabend operiert. Bei einer frühzeitigen Explosion eines Böllers verlor ein 25-Jähriger in Filderstadt (Kreis Esslingen) in der Nacht zwei Glieder seines Zeigefingers.

Aggressive Stimmung und Unmut erschwerten die Bedingungen für die Retter: Während die Mehrheit der Feste auf öffentlichen Plätzen laut Polizei weitgehend friedlich verlief, schossen etwa ein Dutzend Männer auf dem Stuttgarter Schlossplatz Raketen gezielt in die Menge sowie auf Polizisten. Etliche Menschen wurden verletzt. Auch zehn Beamte zogen sich Blessuren zu, drei von ihnen kamen in Kliniken. Die Verdächtigen wurden festgenommen.

Ebenfalls in Stuttgart warfen etwa 30 Unbekannte mit Farbe gefüllte Christbaumkugeln gegen die Fassade des Landeskriminalamts. Die Beteiligten seien dem linken Spektrum zuzuordnen, fast alle seien schwarz gekleidet und vermummt gewesen, sagte ein Polizeisprecher. Der Staatsschutz sollte den Angaben nach in die Ermittlungen einbezogen werden.

Feuerwehr rückt im Stadtgebiet Stuttgart zu 41 Brandeinsätzen aus

Verirrte Raketen oder falscher Umgang mit Böllern entfachten in vielen Städten und Gemeinden Brände. Wohnhäuser, Hecken, Mülleimer und geparkte Autos wurden teilweise zerstört. Im Stadtgebiet Stuttgart rückten Feuerwehrleute zu 41 Brandeinsätzen aus.

In der Mülltonne entsorgte Pyrotechnik, die aber nicht erloschen war, verursachte in der Nacht einen Kellerbrand in Biberach. Starker Rauch drang in die Wohnräume darüber und verletzte zwei Säuglinge sowie ein siebenjähriges Kind. Die Polizei ermittelt wegen fahrlässiger Brandstiftung gegen einen 35 Jahre alten Bewohner.

Ein Carport brannte am Silvesterabend in Schwäbisch Gmünd (Ostalbkreis). Das Feuer griff schnell auf ein Wohnhaus über und beschädigte zudem zwei Nachbarhäuser stark. Die Löscharbeiten dauerten fast die ganze Nacht. Das dem Carport angrenzende Haus blieb nach dem Brand unbewohnbar. Die Bewohner kamen bei Angehörigen unter, verletzt wurde niemand. Die Polizei schätzt den Schaden auf mehrere 100 000 Euro.

Fast zeitgleich entzündete sich ein Brand in einem Mehrfamilienhaus in Mannheim, bei dem 15 Wohnungen evakuiert und zwei bewusstlose Bewohner von Einsatzkräften gerettet wurden. Insgesamt zogen sich elf Menschen Verletzungen zu. Es entstand ein Schaden von rund 150 000 Euro. Ob ein Feuerwerkskörper den Brand ausgelöst hatte, sollen nun Kriminalbeamte klären.