Das Böllern soll in der Schorndorfer Altstadt an Silvester unterbunden werden – doch es fehlen die nötigen Aufpasser.

Schorndorf - Silvesterstimmung in der Schorndorfer Innenstadt, eine Rakete faucht los und landet in einem Dachboden eines alten Fachwerkhauses, wo ihr Zündsatz viel Brandnahrung findet – kurze Zeit später steht der Dachstuhl in Flammen, was in der engen Innenstadt auch Gefahr für die Nachbarhäuser bedeutet.

 

Dieses Schreckenszenario müsse man für Schorndorf verhindern, so der Erste Bürgermeister Edgar Hemmerich. Andere Städte mit vielen Altbauten haben bereits Erfahrung damit – in Tübingen wie auch in Herrenberg seien durch das Silvesterfeuerwerk gefährliche Brände entstanden, sagt Hemmerich. Seit 2009 ist das Zünden von Feuerwerk neben Fachwerkbauten bundesweit verboten, in der Region Stuttgart bestehen zudem bereits Verbote in Altstädten unter anderem in Esslingen, Waiblingen und Böblingen. Doch ob ein Totalverbot in der mehreren hundert Meter langen wie breiten Schorndorfer Altstadt klappen wird, steht zu bezweifeln.

Denn in den vergangenen Jahren war speziell der Marktplatz um den Jahreswechsel Treffpunkt von Feuerwerksfreunden. Nun will Schorndorf dagegen angehen. Erster bürokratischer Schritt: eine Allgemeinverfügung sei erlassen worden, in der eine Verbotszone definiert wurde. Auf den Straßen selbst sollen Hinweisplakate auf das Verbot hinweisen, auch auf Facebook sind Veröffentlichungen geplant. Die Drohung: bis zu 50 000 Euro Geldbuße soll zahlen, wer trotzdem böllert.

Drohung: 50 000 Euro Geldbuße

Das Problem ist indes: Jedes Verbot ist nur so gut wie seine Kontrollen – und dafür mangelt es der Stadt an Personal, wie der erste Bürgermeister in der Sitzung einräumen musste. „Dafür bräuchten wir eigentlich eine halbe Hundertschaft“, sagt Hemmerich. Immerhin hat die Stadt einen Sicherheitsdienst engagiert, welcher bereits in der westlichen Altstadt Streife läuft – und der jetzt auch in der Silvesternacht vier Stunden lang Präsenz zeigen soll. Allerdings haben die Sicherheitsbediensteten qua Gesetz nur begrenzte Möglichkeiten. Sie dürften Personen etwa nur anhalten und nach Feuerwerk durchsuchen, „wenn diese ausdrücklich zustimmten“. Da in der Silvesternacht viele alkoholisiert seien, sei mit Widerstand zu rechnen. „Nur Polizeibeamte dürfen Zwangsmaßnahmen durchsetzen“, sagt Hemmerich.

Die Polizei kann nur sporadisch kontrollieren

Dass die offiziellen Hüter von Recht und Ordnung verstärkt in der Schorndorfer Altstadt Präsenz zeigen, damit sei nicht zu rechnen. Man wolle beim örtlichen Polizeirevier anfragen und zusätzliche Kontrollen in der Silvesternacht anregen, heißt es . Es sei jedoch davon auszugehen, dass die Polizei an Silvester anderweitig beschäftigt sei.

Die eigenen Leute vom Gemeindevollzugsdienst kann Hemmerich aber bislang nicht losschicken – sie dürfen arbeitsrechtlich nur bis 22 Uhr eingesetzt werden. Der Plan des Ersten Bürgermeisters ist es daher, künftig zusätzlich einen Ordnungsdienst einzurichten, der solche Aufgaben übernehmen kann. Zwei der sieben Vollzugsangestellten sollen darin umgruppiert und zwei weitere neu eingestellt werden. Hemmerichs Hoffnung: Eine stärkere Präsenz und bessere Durchsetzungsmöglichkeit für kommende Sommerfeste und die nächste Silvesterböllerei.