Wer jetzt noch nicht fit ist, sollte sich langsam sputen. Denn in fünf Wochen startet wieder der Silvesterlauf. Alles bleibt beim Alten – wie immer. Und das ist gut so, denn die 500 Läuferinnen und Läufer lieben ihren Lauf genau so wie er ist.

Kirchheim - Der Kirchheimer Silvesterlauf ist zwar eine sportliche Herausforderung. Vor allem aber ist der Lauf auf die Burg Teck eine Gaudi. Es gibt keine Zeitmessung, eine Anmeldung ist nicht erforderlich und der olympische Gedanke des „Dabeisein ist alles“ steht eindeutig im Vordergrund, wenngleich es ehrgeizigen Läuferinnen und Läufern freilich unbenommen ist, auf der Jagd nach einer persönlichen Bestzeit immer wieder auf den Chronographen am Handgelenk zu schielen.

 

Der „Ho-Chi-Minh-Pfad“ ist eine echte Prüfung

Wie gewohnt wird die Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker am 31. Dezember um 15 Uhr am Kirchheimer Rathaus abdrücken und mit der Pistole den Startschuss geben. Dann rennt das Feld los, und die ersten erreichen nach etwa einer Viertelstunde den Tennisplatz in Dettingen. Bis dahin fließt der Schweiß noch wenig. Von da an geht es geht es auf dem Weg zur Burg nur noch bergauf, und die Kondition der Teilnehmer wird auf eine harte Probe gestellt.

Eine erste Hürde stellt der sogenannte Ho-Chi-Minh-Pfad dar – ein schmaler Waldweg, der sich steil nach oben bis zum Parkplatz Hörnle schlängelt. Je nach Witterung, kann es hier rutschig werden. An dieser Stelle stehen Helfer des Lauftreffs Kirchheim, der den Lauf nun schon zum 36. Mal veranstaltet. Sie zählen die Läuferinnen und Läufer, meistens sind es 450 bis 500. „Die Zahl ist recht konstant“, weiß der Lauftreffleiter Alexander Rehm.

Fackelschein begleitet die Läufer ins Ziel

Vom Start bis zum Zwischenziel Burghof sind rund 460 Höhenmeter zu absolvieren. Oben angelangt, kann – wer flott war – eine mehr oder minder lange Verschnaufpause einlegen. Von 16 Uhr an geht es dann wieder hinunter bis zum Hörnle, wo heißer Tee wartet und es die Möglichkeit zum Kleiderwechseln gibt. Die Abstiegsstrecke ist identisch mit der des Aufstiegs.

Wieder zurück in Kirchheim, sammeln sich alle am Gaiserplatz. Pünktlich um 16.56 Uhr werden die Silvestersportler von Fackelläufern des Lauftreffs bis zum Rathaus begleitet, wo das Feld zusammen um 17 Uhr eintreffen wird. „Die Läufer sollen die Fackelläufer nicht überholen“, so wollen es die Regularien. Der Lauf dauert also für alle zwei Stunden. Die Teilnehmer sollen die insgesamt knapp 18 Kilometer lange Strecke in dieser Zeit „locker im Griff“ haben, mahnt der Lauftreff an die Vernunft der Teckläufer. Die Teilnehmer nehmen den Lauf auf eigenes Risiko in Angriff. Dies bedeutet auch, dass sie in Dettingen unbedingt die Gehwege benutzen und unterwegs auf den Verkehr achten sollen.

Vom Laufdress bis zur Ritterrüstung ist alles erlaubt

Entlang der Strecke werden die Athleten von zahlreichen Schaulustigen und Fans angefeuert. Es kommen weniger Läufer im Ziel an als an den Start gegangen sind. Das liegt daran, dass manch einer auf den Rückweg verzichtet und im Burghof den Silvesterlauf für beendet erklärt. Der Unterhaltungswert des Spektakels ist für die Zuschauer hoch. Das liegt auch am fehlenden Dresscode, was Spielraum für verrückte Einfälle und ausgefallene Kostümierung bietet. So ist ein Läufer schon als Ritter mit Rüstung und Schwert auf die Burg gestürmt, dem Einfallsreichtum sind hier praktisch keine Grenzen gesetzt.

Beim Silvesterlauf bleibt auch diesmal so gut wie alles wieder beim Alten, erklärt Alexander Rehm. Dies habe aber nichts mit mangelnder Fantasie zu tun. „Die Leute lieben den Silvesterlauf genau so wie er ist“, so der Lauftreffleiter. Ganz bewusst verzichten die Organisatoren auf eine Anmeldung und auf ein Startgeld. Dies würde den Charakter des Sportereignisses zum Jahreswechsel verändern. Die Kirchheimer setzen voll auf Tradition.

Die Geschichte des Silvesterlaufs beginnt im Jahr 1981

Die begann im Jahr 1981. Damals gab es eine Gruppe des Lauftreffs, die zwei Stunden am Stück lief. Auf der Suche nach einer Strecke, die gut trainierte Sportler ohne Probleme laufen können, haben sie die alte Strecke der VfL-Spitzenathleten wiederentdeckt. Und die führt eben vom Kirchheimer Marktplatz hinauf zur Burg Teck – und wieder hinunter in die Stadtmitte.

Zwar verzichtet der Lauftreff auf ein Startgeld. Gleichwohl wird eine Spendenbox aufgestellt, schließlich ist der Treff darauf angewiesen, dass die Auslagen für die Ausrichtung des Laufs auf die Teck gedeckt sind. An dessen Ende wünscht der Lauftreff allen Läufern ein gutes und gesundes neues Jahr. Der Grundstein dafür ist jedenfalls gelegt. Denn das Jahr 2018 könnte kaum gesünder anfangen als mit etwas Sport in recht frischer Albhöhenluft.