Vielerorts ist ausgelassen Silvester gefeiert worden. StZ-Mitarbeiter Ralf Recklies hat drei ganz unterschiedliche Partys in Stuttgart besucht - im SI-Centrum, im Bahnhofsturm und der Galerie Strelsky.

Stuttgart - Gemeinhin dienen die Räume der Galerie Strzelski der Präsentation von Gegenwartskunst. Moderne Kunst suchte man in der Silvesternacht am Rotebühlplatz aber vergebens. Das neue Jahr hat der Galerist Mario Strzelski schließlich nicht mit einer neuen Ausstellung begrüßt, sondern mit einer fröhlichen Party. Diese ist aber erst so richtig in Gang gekommen, als das Jahr 2013 bereits die ersten Stunden auf dem sprichwörtlichen Buckel hatte. „Um Mitternacht war noch kaum jemand hier“, sagte der Discjockey Thorsten W., mit Blick auf den Anfang der Veranstaltung im zurückliegenden Jahr 2012. Von 0.30 Uhr an aber strömten die Besucher, und die Galerie wurde Minute um Minute voller. Gemeinsam mit seinem Kollegen Tom de Beyer sorgte Thorsten W. bei der Party unter dem Motto „The New Year’s Soul“ dafür, dass die Galerie einmal mehr vom Kunst- zum Tanztempel wurde und traf mit seiner Musik hinter den großen Schaufenstern den Nerv der Gäste.

 

Kein unnötiger Schnickschnack

„Es ist richtig geil hier“, attestierte Kerstin Schneider. „Kein unnötiger Schnickschnack, keine Edelhäppchen, kein sonstiger Schischikram – sondern einfach nur richtig gute Musik und Spaß mit Leuten, die ebenfalls nur eines wollen: feiern“, so die junge Frau. Nach dem Essen in trauter Runde und dem obligatorischen Sekt zum Jahreswechsel auf dem Schlossplatz – „das machen wir schon seit Jahren so“ – hatte sich Kerstin Schneider mit ihren Freunden auf den Weg zur Galerie Strzelski gemacht, um das neue Jahr mit Funk- und Soulrhythmen zu beginnen. „Bei so viel Bewegung muss man ja auch kein schlechtes Gewissen mehr wegen der Völlerei seit Weihnachten haben“, scherzte die schlanke Frau augenzwinkernd.

Ausgelassen getanzt wurde auch bei der großen Silvesterparty im Stage Palladium Theater des SI-Centrums sowie der Silvester-Gala im Dormero-Hotel. Discjockeys und Livebands sorgten bis fünf Uhr morgens in den Locations für Stimmung – gleich welchem Musikgeschmack man auch zugeneigt ist. Mal waren es die Hits der 80er und 90er Jahre, die die Besucher auf die Tanzfläche lockten, mal sorgten Oldies dafür, dass sich selbst ältere Semester im feinen Zwirn wie Teenager fühlten und eine kesse Sohle aufs Parkett legten. Aber auch viele jüngere Gäste begeisterten sich für die Hits aus der Jugend ihrer Eltern und Großeltern. „Das ist noch echt handgemachte Musik“, schwärmte Martin Kohler, als er nach einem Rock ’n’ Roll mit seiner Partnerin die Tanzfläche verschwitzt von der Tanzfläche ging. „Die Musik geht einfach ins Blut. Ich kann nicht verstehen, wie man da ruhig stehen bleiben kann“, so der Mittdreißiger mit Blick zu den Gästen, die am Rand der Tanzfläche stehen, mit Partnern und Freunden plauschend, die Leckereien vom Buffet genießend oder genüsslich den einen oder anderen Longdrink schlürfend.

3500 Besucher im SI-Centrum

Rund 3500 Besucher sind laut Simone Männl vom Organisationsteam des SI-Centrums allein zu der Silvesterfeier im Stage Palladium Theater gekommen. „Die ist seit Jahren ein echter Renner“, so Männl. Nachdem die Silvesterfeier im vergangenen Jahr nach dem Wechsel des Hotelbetreibers etwas kleiner ausgefallen war, habe man nun wieder richtig Gas gegeben und an den Erfolg der Vorjahre angeschlossen. „Es hatte sich bereits im Vorverkauf abgezeichnet, dass es wieder eine große und tolle Party wird“, sagte Männl. Und selbst am Abend haben sich noch Schlangen vor dem Eingang gebildet. „Das hat uns sehr positiv überrascht“, so Männl. Freilich wurde nicht nur getanzt und geschlemmt. Viel Zuspruch fand bei den Besuchern das in Endlosschleife gezeigte „Dinner for One“. „Ohne diesen Film ist Silvester für mich kein Silvester“, sagte Andrea Kalmich, die nach der Ankunft im SI-Centrum mit ihrem Mann gleich Richtung Kino strebte. Zuhause habe sie „Dinner for One“ ja nicht schauen können – „sonst wären wir nicht rechtzeitig hier gewesen“. Einer der Höhepunkte war aber das große Feuerwerk. „Es ist schön, dass auch wieder viele Möhringer gekommen sind“, so Claudia Gerum vom SI-Organisationsteam.

Getreu dem Motto „Klein aber fein“ hatte Ralph Benda zu einem besonderen Silvesterabend in das Restaurant Bonatz im gleichnamigen Turm des Hauptbahnhofs über den Dächern der Landeshauptstadt eingeladen. 55 Gästen bereitete das Bonatz-Team mit einem fein abgestimmten Fünf-Gänge-Menü einen kulinarisch genussvollen Jahresausklang in dem stilvollen Turmrestaurant. Anschließend wurde eine Etage über dem Lokal mit weiteren 100 Gästen mit herrlichem Ausblick über die Stadt ins neue Jahr getanzt.

Außergewöhnlicher Blick von oben

Den Blick über die Dächer der Stadt genossen die Bonatz-Gäste besonders um Mitternacht, als sie unter dem kreisenden Daimler-Stern auf dem Turmdach das Silvesterfeuerwerk erlebten und sich mit den besten Wünschen zuprosteten. Zuvor hatte der Sänger Wolfgang Selje mit seiner Ehefrau Claudia das Jahr 2012 mit „Time To Say Goodbye“ verabschiedet.

„Das ist der tollste Blick, den ich je auf Stuttgart gehabt habe“, war Stefan Pfeifer begeistert. Besonders liebevoll wünschte er im Lichterschein der strahlenden Feuerwerksraketen seiner Partnerin ein glückliches neues Jahr. 2013 – davon ist Pfeifer überzeugt – wird ein besonderes Jahr: „Wir bekommen Nachwuchs“, so der werdende Vater strahlend.

Auch Ralph Benda strahlte ob der gelungenen Feier. „Es war die richtige Entscheidung, erst ein Menü anzubieten und dann die Feier auszuweiten“, resümierte der Gastronom. Bei der Silvesterpremiere im Vorjahr sei das mit einem Buffet nicht ganz so gut gelungen, „denn viele hatten schon gegessen, als sie zu uns auf den Turm kamen.“ Nach dem jüngsten Erfolg kann sich Benda aber sicher sein: an Gästen wird es bei einer Neuauflage nicht mangeln.