Auf ihrer Hochzeit spielte Abba „Dancing Queen“: Seit die gebürtige Heidelbergerin Silvia Sommerlath den schwedischen König geheiratet hat, ist sie die Lieblingskönigin der Deutschen. Jetzt wird sie 75 und setzt sich besonders für Kinder ein.

Heidelberg - Sie habe „ein brasilianisches Herz, einen deutschen Kopf und eine schwedische Seele“, sagt die schwedische Königin Silvia einmal über sich selbst. Sie wurde 1943 in Heidelberg als Tochter von Walther Sommerlath und seiner brasilianischen Frau Alice geboren. Am 23. Dezember feiert sie ihren 75. Geburtstag mit Kindern und sieben Enkeln in Schweden. Neben Tochter und Kronprinzessin Victoria und Sohn Carl Philip wird auch ihre Tochter Madeleine erwartet, die seit diesem Sommer in Florida wohnt.

 

Es ist nicht nur ihr Lächeln, sondern auch ihr großes soziales Engagement, dass die Monarchin zur Lieblingskönigin vieler Deutscher macht: Sie ist Schirmherrin von mehr als 60 karitativen Organisationen, die sich um Kinder, Menschen mit Demenz, behinderte und drogensüchtige Menschen kümmern.

Ausgebildete Dolmetscherin

Als sie drei war, zog die Familie für zehn Jahre nach Brasilien. Abitur machte Silvia Renate Sommerlath 1963 in Düsseldorf, danach wurde sie in München zur Dolmetscherin ausgebildet und arbeitete im argentinischen Konsulat. Sie spricht sechs Sprachen: Neben Deutsch, Portugiesisch und Schwedisch auch Englisch, Französisch und Spanisch. Außerdem beherrscht sie die Gebärdensprache, um besser mit gehörlosen Menschen kommunizieren zu können.

Ihren späteren Mann, den schwedischen König Carl Gustaf XVI, traf sie das erste Mal 1972 bei den Olympischen Spielen in München, wo Silvia Sommerlath Chef-Hostess war. Sie heirateten am 19. Juni 1976. Bei der Hochzeit spielte die schwedische Popgruppe Abba den Song „Dancing Queen“.

Sieben Enkel

Trotz ihres großen ehrenamtlichen Engagements ist die siebenfache Großmutter bodenständig geblieben und geht auch mal mit den Enkeln Hühner füttern. Sie liebt das Theater und die Oper und genießt gemeinsam mit ihrem Mann die Natur. Lange galten die beiden als royales Traumpaar - bis 2010 außereheliche Affären ihres Mannes bekanntwurden. Silvia hat sich nie öffentlich dazu geäußert.

Im gleichen Jahr tauchten auch Nazi-Vorwürfe gegen ihren 1990 verstorbenen Vater auf, die von Historikern untersucht wurden. So wurde festgestellt, dass Walther Sommerlath 1934 Mitglied der NSDAP in Brasilien war, was er es immer geleugnet hatte.

Gläubige Christin

Außerdem hatte ihr Vater - im Rahmen der NS-Arisierung - eine Berliner Fabrik von dem jüdischen Besitzer Efim Wechsler übernommen, im Austausch mit einer Kaffeeplantage und Land in Brasilien. Dorthin floh Wechsler kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs. Dadurch habe ihr Vater „de facto, bewusst und aktiv einem staatenlosen jüdischen Mann geholfen, Deutschland zu verlassen“, so schrieb Silvia und stützte sich dabei auf einen schwedischen Untersuchungsbericht von 2012. Kritiker warfen ihr daraufhin Schönfärberei vor.

In Krisen biete ihr der christliche Glaube Halt, sagt sie. Er sei für sie „inneres Gespräch mit einer Macht, in der ich mich zu Hause fühle“, erklärte die zierliche Monarchin mit braunem, gewellten Haar einmal in der Talksendung „Beckmann“. Das Gebet gebe ihr Halt, Stütze und auch eine Sprache.

Buch zur Hochzeit

Die royale Familie ist Mitglied der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Schweden. Daher überrascht es nicht, dass sie für die Hochzeit ihrer Tochter Victoria 2010 gemeinsam mit dem damaligen Oberhofprediger Lars-Göran Lönnermark ein Buch mit Gebeten zusammenstellte, „Königin Silvias Gebetbuch“. Schon mehrfach traf die Protestantin in offizieller Funktion Papst Franziskus.

1999 gründete sie die „World Childhood Foundation“ für die Rechte von Kindern. Aktuell unterstützt die Stiftung mehr als 100 Projekte in 17 Ländern. Ende September eröffnete die Monarchin in Leipzig Deutschlands erstes sogenanntes „Childhood-Haus“, in dem Kinder, die von Gewalt und Missbrauch betroffen sind, medizinisch, juristisch und therapeutisch betreut werden.

Kinder liegen ihr am Herzen

„Kinder, die in das Childhood-Haus kommen, brauchen unseren Schutz und unsere Hilfe, sie brauchen verantwortungsvolle Erwachsene, die dem Kind zuhören und es ernst nehmen“, erklärte Silvia in Leipzig und ergänzte: „Kinder möchten, dass wir uns in ehrlicher Weise um sie kümmern.“

Die Themen Kinderrechte und kinderfreundliche Justiz liegen ihr sehr am Herzen, erklärte sie auch vor dem Deutschen Juristentag in Leipzig. Die Juristen leisteten einen wichtigen Beitrag dazu, ein Kind zu informieren und ihm mit Würde, Verständnis sowie Respekt zu begegnen. Das Bemühen um das Wohl des Kindes diene immer auch einer besseren Wahrheitsfindung.

Mutter an Demenz erkrankt

1996 schließlich gründete Silvia eine Stiftung unter dem Namen Silviahemmet (Silvias Haus) zur Betreuung von Demenzkranken und ihrer Angehörigen. Sie kannte die Situation sehr gut: Auch ihre Mutter war an Demenz erkrankt, sie starb 1997.

Als Silvia im vergangenen Jahr mit dem Bayerischen Verdienstorden ausgezeichnet wurde, würdigte sie der damalige Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) als „hochengagierte Monarchin, mutige Frau mit festen Überzeugungen und großartigen Menschen“. Zur Verleihung reiste sie nach München, wo sie selbst lange gelebt hat - und die sie früher schon ihre „Lieblingsstadt“ genannt hatte.