Am Sonntag vor Heiligabend feiert die deutschstämmige Königin Silvia von Schweden ihren 75. Geburtstag. Ihr König dürfte eine private Überraschungsparty organisieren, glauben Hofkenner.

Stockholm - Seit 42 Jahren ist die Heidelbergerin nun Königin. Keine andere Frau saß so lange auf dem schwedischen Thron. Wer Silvia von Schweden persönlich kennenlernt, dem fällt auf, wie jugendlich und fit sie auch mit über 70 wirkt. Aufrechte Haltung, aufmerksame, warme braune Augen – genauso wie auf Hochglanzfotos. Sie isst stets sehr gesund, macht lange Spaziergänge mit ihrer Kammerzofe und schwimmt regelmäßig, oft auch mit den Enkelkindern, im Schloss-Swimmingpool. Zudem ist sie gläubige Christin, was ihr Halt gebe, wie sie einmal sagte.

 

Ihr Arbeitspensum hat sie bislang nicht merkbar verringert. An Abschied aus dem Berufsleben denken sie und ihr Mann nicht. „Wir machen so lange weiter, wie es nur geht“ sagte sie kürzlich und der König: „Fragen sie Gott!“.

Oft arbeitet die Königin sieben Tage in der Woche

Königin Silvia reist auch heute noch von einer Veranstaltung zur nächsten – durch die ganze Welt. Sie engagiert sich für Arme, sexuell ausgebeutete Kinder und für Demenzkranke. Sie gibt die elegante Gastgeberin für Nobelpreisfeierlichkeiten und, und, und. Oft arbeitet sie sieben Tage in der Woche. „It aint’t easy to be a queen“ steht auf einem bestickten Kissen in ihrem Arbeitsraum.

Das viele Reisen und ein internationales Leben ist die aus dem deutsch-brasilianischen Großbürgertum stammende Königin seit ihrer Kindheit gewöhnt. 1943 wurde Silvia Renate Sommerlath in Heidelberg als Nesthäkchen mit drei älteren Brüdern geboren. Ihr Vater Walther hatte die brasilianische Mutter Alice 1925 in Brasilien geheiratet, wo er für ein deutsches Stahlunternehmen arbeitete. Mit vier Jahren kehrte die Familie für zehn Jahre zurück nach Brasilien, wo der Vater Werkdirektor für einen schwedischen Stahlkonzern war. Erst mit 14 kam Silvia zurück, schloss in Düsseldorf die Schule ab und bildete sich in München zur Dolmetscherin aus. Sie sprach schon damals mehrere Sprachen fließend.

Die Olympischen Sommerspiele 1972 in München veränderten ihr Leben

Die Olympischen Sommerspiele 1972 in München veränderten dann ihr Leben kolossal. Durch ihre Sprachkenntnisse und ihr Führungstalent wurde Silvia zur Chefhostesse. Sie betreute prominente Gäste, darunter den in der Frauenwelt gefragten drei Jahre jüngeren Kronprinzen Carl Gustaf. Seine wenige Monate nach den Spielen verstorbene Mutter Sibylla war auch eine Deutsche. Sein Vater, Kronprinz Gustaf Adolf, war schon 1947 bei einem Flugzeugunglück ums Leben gekommen.

Silvia und Carl Gustaf verliebten sich in einander.

Ein Jahr später starb Carl Gustafs Großvater, der König. Der erst 27-Jährige wurde als Carl XVI. Gustaf sein Nachfolger. Als König durfte er eine Bürgerliche heiraten, ohne jemanden um Erlaubnis bitten zu müssen. Sonst wäre die Ehe mit Silvia wohl ein Problem gewesen. 1976 gaben sich die beiden in der Stockholmer Storkyrkan das Jawort. Die Popgruppe Abba trat eigens für die junge Königin mit ihrem damals neuen Song „Dancing Queen“ auf. Auch die angereiste britische Königin Elizabeth II. soll damals dazu getanzt haben.

Zehn Jahre lang pflegte die Königin ihre demente Mutter im Schloss

Der Popularität der hübschen Königin folgte bald der Respekt für eine starke und gebildete Frau. In den 70er Jahren war die Forderung nach Abschaffung der Monarchie in Schweden immer lauter geworden. Der König hatte dem wenig entgegen zu setzen. „Es war Silvia, die das am seidenen Faden hängende Königshaus damals rettete. Sie hatte das Sagen am Hof. Der junge König war vor allem ein sehr fröhlicher Geselle, der damals ohne sie vielleicht völlig ausgeflippt wäre“, sagte Herman Lindqvist, ein dem Königspaar nahestehender Hofhistoriker einmal ungewöhnlich offen. Als dann die drei Kinder kamen, kam auch das Königshaus wieder in Mode.

Aber auch dunkle Kapitel hatte Silvias Leben nicht zu knapp. So erzählte sie am Montag dem Sender SVT von ihrer Mutter Alice, die schon in ihrer Kindheit an „tiefen Depressionen, manchmal kurze Perioden, manchmal länger“ gelitten hatte. „Sie bekam Medizin und Elektroschocks an beiden Hirnhälften“, sagte die Königin. Die Behandlung hatte zu einer Demenzerkrankung geführt, sagte Silvia, die ihre Mutter bis zu deren Tod 1997 zehn Jahre lang auf Schloss Drottningholm gepflegt hatte. Diese Zeit fassts sie so zusammen: „Nach außen ist man glücklich, während man im Inneren weint.“

Die Affären ihres Gatten kränkten und erniedrigten die Königin

Auch die angeblich zumeist in den 90er-Jahren liegenden Seitensprünge ihres Mannes, die durch eine Skandalbiografie 2011 für internationale Aufmerksamkeit sorgten, setzten ihr zu. Silvia sei stark und gehe „erhobenen Hauptes durch alle Krisen“, sagte Hofhistoriker Lindqvist. Die Königin hielt zu ihrem Mann, sei aber „gekränkt und erniedrigt“ gewesen.

Die nächste Krise folgte wenig später. Immer wieder hatte die Nazi-Vergangenheit ihres 1990 verstorbenen Vaters durch Enthüllungsreportagen für Furore gesorgt. Der hatte als NSDAP-Mitglied eine jüdische Fabrik in Berlin zu einem Spottpreis erhalten und dort vermutlich Kriegsmaterial produzieren lassen. Kritiker warfen der Königin eine Vertuschung der Geschichte vor. Wären die Vorwürfe bei ihrer Vermählung 1976 bekanntgeworden, wäre Schweden heute vermutlich eine Republik, meinen einige Historiker. Doch die Untertanen vergaben der weltoffenen Silvia. Die sei nicht verantwortlich für das Handeln ihres Vaters.

Das Glück kommt in Form von sieben niedlichen Enkelkindern

Die Märchenhochzeit ihrer Tochter Kronprinzessin Victoria (41) mit dem bürgerlichen Fitnesslehrer Daniel Westling bezauberte das Volk. Es folgten die Hochzeiten ihrer beiden jüngeren Kinder Madeleine (36) sowie Carl Philip (39). Dann regnete das Glück in Form von sieben niedlichen Enkelkindern auf den Hof herab.

Zu Silvias 75. Geburtstag, einen Tag vor Heiligabend, scheinen sich die Wogen vollständig geglättet zu haben. Die Monarchiekritiker sind verstummt. Die Königin von Schweden bleibt in Umfragen, neben der Kronprinzessin, das beliebteste Mitglied der Königsfamilie. Wer sie mit ihrem König trifft, erlebt wieder ein harmonisches aufeinander eingespieltes Paar, das zusammen durch Dick und Dünn gegangen ist und nicht vor hat, das jemals wieder zu ändern.