Robert Mugabe, der greise Diktator Simbabwes, möchte seine Nachfolge regeln. Ihm schwebt eine Dynastie vor. Deshalb hat der 90-Jährige seine Frau Grace (49) den Titel „Doctor“ verleihen lassen. Und auch sonst wird sie als Mugabes Nachfolgerin gehandelt.
Harare - Grace Mugabe, die 49-jährige Frau des 90-jährigen Autokraten Robert Mugabe, verfügt schon über viele Titel. Wegen ihrer Neigung zu endlosen Einkaufsbummeln wird die simbabwische First Lady gerne als „First Shopper“ oder „Grabbing Grace“ (grabschende Grace) tituliert, noch zynischere Landeskinder nennen sie kurz DisGrace, auf Englisch „Schande“.
Nun aber hat die einstige Sekretärin im Präsidentenamt einen würdigeren Titel erbeutet: Seit Jüngstem darf sie sich Doktor Grace Mugabe nennen. Das hat in dem von Spannungen und einer chronischen Wirtschaftskrise gebeutelten südafrikanischen Binnenstaat einen Sturm der Entrüstung ausgelöst.
In drei Monaten zum Doktortitel – einmalig
Keinem war die stets in feinstes Tuch Gehüllte – die sich der Präsident zur Geliebten nahm, als seine allseits beliebte erste Frau Sally im Sterben lag – bisher als intellektuelle Kapazität aufgefallen: Einen in den 90er Jahren belegten Kurs einer britischen Fernuniversität musste sie abbrechen, nachdem sie wegen mangelnder Leistungen exmatrikuliert worden war. Den jetzigen Doktortitel erkannte ihr die einst renommierte Universität von Simbabwe zu, deren Rektor zufälligerweise Robert Mugabe heißt. Ihr greiser Gemahl war es auch, der ihr in einem feierlichen Akt den Doktorhut aufs Haupt setzte.
Unter etablierten Wissenschaftlern der Alma Mater löste auch die Tatsache Stirnrunzeln aus, dass Dr. Grace lediglich drei Monate gebraucht haben soll, um ihre wissenschaftliche Arbeit über den „Wandel sozialer Strukturen und die Funktion der Familie“ zu verfassen – gewöhnliche Doktoranden benötigen dafür drei Jahre. Auffallend auch, dass die Dissertation der Öffentlichkeit nicht zugänglich ist: Normalerweise können die wissenschaftlichen Abhandlungen auf der Webseite der Uni oder in gebundener Form eingesehen werden.
Keine Zweifel gibt es indessen über den Hintergrund der Erhebung der First Lady in den wissenschaftlichen Adelsstand. Bereits Mitte August war die politisch bisher nicht in Erscheinung tretende Ex-Sekretärin aus dem Stand in eine stellare politische Umlaufbahn geschossen worden: Von der Frauenliga der regierenden Zanu/PF-Partei wurde sie zur Generalsekretärin gewählt, was ihr auch einen Sitz im einflussreichen Politbüro der Mugabe-Partei sicherte. Wenig später wurde die First Lady, die einige der Farmen der Mugabe-Familie managt, beschlagnahmt von weißen Großgrundbesitzern, auch zur „Philanthropin des Jahres“ gekürt. Sie leitet nämlich auch ein Waisenheim, das ihr als Stützpunkt ihrer Profilierungskamapgne dient.
Kenner Simbabwes wissen längst, worauf das alles hinausläuft: Die Mutter von drei Kindern Roberts soll als dessen Nachfolgerin in Position gebracht werden. Der kann zwar noch, so Gott unbedingt will, vier Jahre lang weiterherrschen, aber dass der einzige Regent des seit 34 Jahren bestehenden Staates noch eine weitere Amtszeit schafft, daran zweifeln selbst Optimisten.
Schon seit Jahren tobt deshalb ein verdeckt geführter Machtkampf um die Nachfolge Mugabes, aus dem sich der Greis stets würdevoll herauszuhalten wusste. Jetzt weiß man auch warum: Robert Mugabe möchte als simbabwischer Dynastiegründer in die Geschichte eingehen. Eldred Masunungure, Politologe an der besagten Universität von Simbabwe, hat allerdings seine Zweifel, dass das gut geht. „Die Krone ist zu schwer für sie“, orakelt der Kommentator. „Sie wird im Haifischbecken der Partei zerrissen werden.“