Auch wenn ihn seine Anhänger bei seiner Rückkehr in Harare als Helden feiern: Von Emmerson Mnangagwa, dem künftigen Machthaber in Simbabwe, ist wenig Gutes zu erwarten.

Johannesburg - Das Krokodil ist wieder aufgetaucht. Einen Tag nach dem Rücktritt des simbabwischen Präsidenten Robert Mugabe ist dessen einst engster Vertrauter Emmerson Mnangagwa am Mittwochnachmittag auf dem Militärflughafen der Hauptstadt Harare gelandet: Dort wurde der Drahtzieher des Militärputschs gegen Mugabe von jubelnden Menschenmengen wie ein Held empfangen. „Unser Hero, unsere Hoffnung“, stand auf professionell bedruckten Plakaten: „Mnangagwa für ein neues Simbabwe.“

 

Es ist der erste öffentliche Auftritt des wegen seiner Verschlagenheit Krokodil genannten Politikers seit seiner Absetzung als Vizepräsident Anfang des Monats. Die Ereignisse der vergangenen Woche verfolgte Mnangagwa in Südafrika. Am Freitag soll der 75-Jährige nun als Nachfolger Mugabes vereidigt werden. Zuvor müssen allerdings noch einige Dinge erledigt werden: Etwa das Problem, dass nach dem Abtritt Mugabes eigentlich dessen Stellvertreter Phelekezela Mphoko derzeit Staatschef ist. Der gehört jedoch der falschen Fraktion an – der Regierungspartei Zanu-PF um die inzwischen isolierte Mugabe-Gattin „Gucci Grace“ – und hält sich außerdem gegenwärtig in Japan auf. Dem Vernehmen nach ist er um seine Sicherheit dermaßen besorgt, dass er erst gar nicht nach Hause zurückkehren will.

Jede wichtige Regierungsentscheidung wurde von den Offizieren abgezeichnet

Nun muss sich die „neue“ Zanu-PF die Verfassung zurechtbiegen, um das Krokodil auf die Schnelle auf den Thron hieven zu können. Wird der Ziehsohn Mugabes die Alleinherrschaft der gesäuberten Regierungspartei wiederherstellen oder den Raum für eine Mehrparteiendemokratie öffnen? Wie geht er mit dem mächtigen Militär um? Simbabwe sei seit seiner Gründung vor 37 Jahren eigentlich ein Militärstaat, meint Pierre Pigou, Simbabwe-Experte von der Internationalen Krisengruppe: Jede wichtige Regierungsentscheidung wurde von den Offizieren abgezeichnet. Mnangagwa ist ein lebenslanger Freund der Militärs und muss den Offizieren nun auch noch dankbar sein.

Dass der neue Präsident eine Übergangsregierung anbietet, wagt die Opposition weder zu hoffen, noch wäre es ihr überhaupt lieb. Morgan Tsvangirai, Chef der größten Oppositionspartei MDC, ist von einer Krebserkrankung gesundheitlich angeschlagen, seine Partei kann nach Erhebungen eines Umfrageinstituts höchstens mit 20 Prozent der Stimmen rechnen. Schon jetzt wird in Simbabwe debattiert, wann – und unter welchen Umständen – die nächsten Wahlen stattfinden. Sie sind eigentlich bereits fürs kommende Jahr angesetzt: Doch Mnangagwa wird ein Interesse an der Verschiebung um zwei Jahre nachgesagt. Offenbar meint der neue Präsident mindestens drei Jahre zu brauchen, um sowohl Simbabwe wie seine Partei wieder so weit zu stabilisieren, dass er an den Wahlurnen eine Chance hat.

Mnangagwa wird sich auch eng an seine Freunde in China halten

Damit allein ist es nicht getan, gewann Mugabe doch viele Abstimmungen unter Einsatz von Schlägertruppen und Wahlmanipulatoren. Aktivisten fordern, dass erst einmal eine unabhängige Wahlkommission eingesetzt und Chancengleichheit beim Wahlkampf hergestellt wird. Dazu äußerte sich Mnangagwa nicht. Das westliche Ausland sieht sich nach dessen Krönung vor einem Dilemma: Unterstützt es Simbabwe, unterstützt es Mnangagwa – hält es sich heraus, treibt es die ehemalige Kornkammer Afrikas weiter in die Arme Chinas. Peking wusste als einzige ausländische Regierung im Voraus vom Putsch in Simbabwe: Armeechef Constantine Chiwenga hatte den wichtigsten Partner ins Vertrauen gezogen. Kein Zweifel, dass sich Mnangagwa, der in China militärisch ausgebildet wurde, eng an die Freunde aus dem Mittelreich halten wird. Die nehmen es auch mit der Demokratie nicht so genau.