Der neue Thriller von Simon Beckett ist da und hat es in sich: Das Verbrechen, dem sich der forensische Anthropologe David Hunter in „Die ewigen Toten“ widmen muss, ist von unmenschlicher Grausamkeit.

Nachrichtenzentrale : Lukas Jenkner (loj)

Stuttgart - Die Thriller um den forensischen Anthropologen David Hunter sind seit Jahren für Krimifreunde eine sichere Bank. Wer sich nicht an den detailreichen Schilderungen von Hunters Arbeit stört, der sich vor allem damit beschäftigt, Leichen oder deren Einzelteile zwecks kriminalistischer Ermittlung in verschiedene Aggregatzustände zu versetzen, bekommt vom englischen Autor Simon Beckett verlässlich eine höchst spannende Story geliefert – im nunmehr sechsten Band.

 

Der heißt „Die ewigen Toten“. Im Mittelpunkt steht dieses Mal vordergründig ein bizarr-grausiger Leichenfund in einem leer stehenden, abbruchreifen Krankenhaus in London. Eher zufällig wird auf einem Dachboden die mumifizierte Leiche einer jungen Frau entdeckt, noch zufälliger die ebenfalls verwesten Leichen eines Paares in einem zugemauerten Raum. Die Obduktion ergibt, dass beide Opfer gefoltert und dann lebendig eingemauert worden waren. Von diesem Moment an hat das Ermittlerteam um Detective Chief Inspector Sharon Ward das kalte Grausen im Nacken.

Klaustrophobische Stimmung im morbiden Gebäude

Das liegt allerdings nicht nur an dem grausamen Verbrechen, sondern auch am Tatort. Das St. Jude ist ein verlassenes Krankenhaus, das kurz vor dem Abriss steht. Der Leser merkt, wie sehr die morbide Atmosphäre des alten Kastens Simon Beckett angetan hat. Er lässt seine Ermittler in langen, dunklen Gängen, modrigen Kellern, verstaubten Leichenkammern und einsturzgefährdeten Dachböden suchen.

Ein ums andere Mal fängt er die klaustrophobische Stimmung ein, die so düster ist wie die Geschichte des Hauses. Vor dem bröselnden Panorama entfaltet Beckett einen klassischen Whodunit, in dem sich persönliche Befindlichkeiten, öffentliche Empörung, Korruption im Baugewerbe und Karrieregeilheit munter überlagern. Das Krankenhaus soll dem Bauprojekt eines profitorientierten Immobilienfonds weichen, Anwohner und ehemalige Mitarbeiter des Krankenhauses hadern mit dem Niedergang ihres Quartiers, die Chefermittlerin ist schwanger und David Hunter hat – auch das eine hübsche Tradition der Reihe – mit Liebesdingen zu kämpfen.

Ein regelrechtes Wollknäuel an Handlungsfäden

Daraus entsteht auf rund 480 Seiten ein regelrechtes Wollknäuel, dessen Fäden Simon Beckett allerdings souverän in den Händen hält bis zum furiosen Finale, bei dem David Hunter fast sein Leben lassen muss. So schnell wird seinem Spiritus Rector wohl nicht der Stoff ausgehen – und das ist auch gut so.

Simon Beckett: Die ewigen Toten. Thriller. Aus dem Englischen von Karen Witthuhn und Sabine Längsfeld. Wunderlich Verlag. 480 Seiten, 22,95 Euro. Auch als E-Book, 19,99 Euro.