Die 36-jährige Sina Trinkwalder hat eine ökologisch und sozial ausgerichtete Textilfirma gegründet. Ihr Ziel dabei ist die „Maximierung der Menschlichkeit statt der monetären Gewinne“. Nun hat sie den Barbara-Künkelin-Preis erhalten.

Schorndorf - Ein Querkopf im besten Sinne und somit eine würdige Trägerin des Barbara-Künkelin-Preises“ – so hat der Schorndorfer Oberbürgermeister Matthias Klopfer am Sonntag die 36-jährige Unternehmerin Sina Trinkwalder beschrieben. Die Augsburgerin hat den mit 5000 Euro dotierten Preis für ihr vor vier Jahren gegründetes ökologisch und sozial ausgerichtetes Textilunternehmen Manomama erhalten (siehe „Eine preisgekrönte Idee“).

 

Der Künkelin-Preis, der in Schorndorf seit mittlerweile drei Jahrzehnten im Zwei-Jahres-Rhythmus und ausschließlich an Frauen vergeben wird, erinnert an die couragierte Bürgerin und Bürgermeistergattin Anna Barbara Walch-Künkelin. Die resolute Schorndorferin hatte gemeinsam mit anderen Frauen im Jahr 1688 das Rathaus der Stadt gestürmt und so – entgegen dem Beschluss der männlichen Ratsmitglieder – verhindert, dass Schorndorf an den französischen General Mélac und seine Truppen übergeben wurde.

„Tatendrang und der Wille zur Veränderung“ seien auch typische Eigenschaften von Sina Trinkwalder, sagte Silke Krebs in ihrer Laudatio. „Sie haben Ihren Mitarbeitern Lebensfreude und Selbstachtung zurückgegeben. Sie haben die Welt ein Stückchen besser gemacht“, lobte die Ministerin im Staatsministerium die Preisträgerin.

Gegen die „menschenfeindliche Wirtschaft“

Letztere hat zwar durchaus eine Beziehung zur Stadt Schorndorf, denn ihr Onkel lebt im Stadtteil Schlichten, dennoch gab Sina Trinkwalder in ihrer Rede zu: „Barbara Künkelin war mir nicht wirklich ein Begriff“. Deren Vorgehensweise – „mit Herz und Verstand die Großen verarschen“ – liege aber durchaus auf ihrer Wellenlänge, so Trinkwalder: „Ich versuche, mit Köpfchen und Herz nicht gegen die Franzosen, sondern gegen eine neokapitalistische, menschenfeindliche Wirtschaft zu agieren.“

Sina Trinkwalder setze mit ihrer Firma Manomama dem Zeitgeist etwas entgegen und wirke damit in die Zukunft, begründete Elsbeth Rommel, die Vorsitzende des Preisgerichts und Tochter des Stifters Fritz Abele, die Entscheidung der Jury. Die Preisträgerin selbst formulierte es etwas anders: „Ich versuche nicht, gegen den Strom zu schwimmen und gegen den Zeitgeist zu agieren, sondern ich versuche, den Zeitgeist zukunftsfähig zu machen.“

Eine Sozialunternehmerin wolle sie eigentlich nicht genannt werden, sagte die 36 Jahre alte Augsburgerin, sondern „einfach eine anständige Unternehmerin“. Obwohl sie ihrer Belegschaft, die Trinkwalder die „ladies und gentlemen“ nennt, faire Löhne zahle, schreibe ihr Unternehmen mittlerweile schwarze Zahlen. Allerdings haben sie und ihr Mann nach eigenen Angaben rund zwei Millionen Euro in die Textilfirma investiert.

Aus der Werbe- in die Textilbranche

Auf die Idee, von ihrer bisherigen Tätigkeit in der Werbebranche in die Textilbranche zu wechseln, ist Sina Trinkwalder gekommen, weil ihr irgendwann der Sinn und Zweck ihrer Arbeit abhanden gekommen war. Sie selbst beschreibt das als ihre Wandlung „vom Saulus zum Paulus“. Auslöser für das radikale Umdenken seien zudem zwei Erlebnisse gewesen: die Begegnung mit einem Obdachlosen und die Tatsache, dass ihr Sohn eines Tages ein Butterbrot in den Mülleimer geworfen habe.

Die Auszeichnung mit dem Künkelin- Preis, die Sina Trinkwalder als „eine sehr, sehr große Ehre“ bezeichnete, nehme sie stellvertretend für ihre rund 140 Mitarbeiter entgegen, sagte die Firmenchefin und nutzte die Gunst der Stunde gleich noch für ein bisschen Werbung in eigener Sache: „Auch Sie können Kunden bei uns werden.“

Eine preisgekrönte Idee

Gründerin
Die 36-jährige Sina Trinkwalder aus Augsburg hat eine Werbeagentur mit ihrem Mann geleitet und dann das ökosoziale Modelabel Manomama gegründet. Das Textilunternehmen will „transparent, ehrlich und respektvoll“ handeln, unter dem Motto „Wir glauben, dass das einzige Ziel eines Unternehmens die Maximierung der Menschlichkeit sein muss“. Alle Produkte, ob Unterwäsche, Kleider oder Stoffpfandtaschen für die Drogeriekette dm, werden vom Garn bis zur Naht in Deutschland hergestellt und bestehen aus kontrolliert ökologischen und kompostierbaren Rohstoffen.