Der obligatorische Baum zum Fest verursacht Diskussionen: Wie passt er zu Öko und Klima?

Stuttgart - Es ist ein alter Traum der Ökos: Man kauft sich seinen Christbaum im Topf – und pflanzt ihn danach in den Garten. Im Idealfall kann man ihn sogar noch einmal recyceln, wenn man ihn zum nächsten Weihnachtsfest wieder ausbuddelt und ihn – hübsch geschmückt – erneut als Christbaum nutzt.

 

Bei professionellen Baumverleihern, die es auch gibt, funktioniert das offenbar sogar. Doch der normale Gärtner dürfte damit seine Schwierigkeiten haben. Zum einen wird der Baum durch den Standortwechsel gleich mehrfach gestresst – aus der Kälte kommend in die warme Stube und danach wieder in den kalten Garten. Zum anderen muss er regelmäßig gegossen werden – was man vor allem im Winter leicht vergisst. All dies vermindert die Überlebenschancen der Pflanze erheblich. Und schließlich ist in vielen Gärten der Platz für ausgediente Weihnachtsbäume ziemlich begrenzt.

Dauerbaum aus Plastik?

Somit bleiben als Alternativen nur der Einmalbaum, ein Dauerbaum aus Plastik oder der gänzliche Verzicht. Vom Dauerbaum raten die Naturschützer ab: Dabei falle unnützer Plastikmüll an, weil die Kunstbäume eher früher als später unansehnlich werden – ganz abgesehen davon, dass ein Plastikbaum nicht jedem gefällt. Ein Einmalbaum wiederum wächst in aller Regel in einer Plantage heran. Und die wird nach landwirtschaftlichen Kriterien wie eine Monokultur bewirtschaftet, also gedüngt und, so erforderlich, mit Pflanzenschutzmitteln behandelt.

Bleibt also nur der Verzicht, wenn man ein ökologisch reines Gewissen haben möchte? Das wollen die Christbaumproduzenten so nicht stehen lassen. So weist der Verband Natürlicher Weihnachtsbaum darauf hin, dass die Erzeuger verstärkt auf mechanische Unkrautbekämpfung setzen. Überhaupt würden heute gut 90 Prozent der hierzulande aufgestellten Christbäume in Deutschland produziert. Fehlen darf auch nicht das Argument, dass die Bäume klimaneutral sind: Selbst wenn sie nach Gebrauch verbrannt werden, entsteht nicht mehr CO2 als in der Wachstumsphase der Atmosphäre entzogen wurde. Und wenn sie kompostiert werden, entsteht dabei wertvoller Dünger.

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Wer sich aller Bedenken zum Trotz doch für einen Christbaum entscheidet, kann wenigstens darauf achten, dass der Baum regional erzeugt wurde. Dabei kann man auch selbst Hand anlegen: In manchen Plantagen darf man sich den Baum aussuchen, fällen und mit nach Hause nehmen. Am besten verbindet man dies mit einem Familienausflug – das freut die Kinder und nimmt denjenigen Kritikern den Wind aus den Segeln, die an scheinbar unnötigen Fahrten herumnörgeln. Besonders positiv ist es, wenn der Baum ein Siegel für nachhaltige Produktion trägt, etwa von Bioland oder Naturland.

Eine gar nicht so schlechte Alternative gibt es noch: Statt eines Wegwerfbaums kann man auch einen Baum vor dem Fenster mit Lichtern schmücken. Oder ein Arrangement aus Nadelzweigen weihnachtlich dekorieren. Und wer sich einen Hauch Frühling zum Fest in die Stube holen will, sollte um den 4. Dezember herum – den Gedenktag der heiligen Barbara – Obstzweige schneiden und in die Vase stellen: Dann blühen die sogenannten Barbarazweige an Weihnachten – als Symbol für Glück und die Geburt Christi.