Schüler löten Solarleuchten für Gambia. Die IBM fördert die Aktion des Jugendforschungszentrums.

Sindelfingen - Schneller als Anastasija war keiner. Die 15-Jährige vom Sindelfinger Stiftsgymnasium war nach knapp anderthalb Stunden fertig. Stolz präsentiert sie die von ihr gefertigte Solarlampe. In wenigen Wochen wird diese in Afrika in einer Hütte hängen. Dort also, wo es kilometerweit keinen Strom gibt und die Menschen von 18 Uhr abends an entweder im Dunkeln sitzen oder mit selbstgebauten Petroleumleuchten wenigstens für etwas Beleuchtung sorgen – allerdings mit oft gefährlichen Folgen. Denn das Petroleum reizt Augen und Bronchien und häufig kommt es zu Unfällen, bei denen vor allem Kinder schlimme Brandverletzungen erleiden.

 

„Toll, dass meine Lampe in Afrika hilft“, freut sich Anastasija. Sie ist eine von 100 Schülern, die am Dienstag im Sindelfinger Jugendforschungszentrum Solarlampen gebaut haben. „Licht für Afrika“ , heißt das Projekt, das gemeinsam vom Jugendforschungszentrum und Mitarbeitern von IBM organisiert wurde.

Die Idee ist simpel: In vielen Gegenden Afrikas gibt es bis heute kein Elektrizitätsnetz. Doch die Sonne scheint reichlich. Mit einfachen Solarlampen, die man tagsüber auflädt, haben die Bewohner kleiner Dörfer so eine ganze Nacht lang Licht. Der Ideengeber ist Siegfried Ester vom Verein Yirabah. Der IBM-Mitarbeiter im Ruhestand war bei einer Reise nach Gambia darauf gekommen. Seit fünf Jahren nun baut er Solarlampen und bringt diese nach Gambia in abgelegene Dörfer. Unterstützt wird er dabei von seinem ehemaligen Arbeitgeber IBM. Das Unternehmen hat ein weltweites Volunteer-Programm. Aktive und ehemalige Mitarbeiter in Rente, die sich ehrenamtlich engagieren, erhalten einmal im Jahr von IBM Geld für ihr Projekt.

IBM fördert das Ehrenamt seiner Mitarbeiter

Auch Petra Bernhard arbeitet im Unternehmen. Und auch sie engagiert sich ehrenamtlich für Afrika, hat mit ihrem Verein ped-world Projekte in Tansania aufgebaut. Die Klasse ihres Sohnes von der Döffinger Gemeinschaftsschule hatte sie für das Solarlampenlöten begeistert. „Ich werde bei meinem nächsten Besuch in Tansania einige Lampen mitnehmen“, sagt sie.

Für Heinz Ulmer, den Leiter des Jugendforschungszentrums, hat die Aktion zwei Komponenten: eine naturwissenschaftliche und eine soziale. Ziel des Zentrums, das vor fünf Jahren gegründet wurde, ist, Kinder und Jugendliche an naturwissenschaftliche und technische Themen heranzuführen: mit Workshops, Ferienkursen und Nachmittags-AGs. Schüler aus dem gesamten Landkreis nutzen diese Angebote. „Das Besondere bei den Solarlampen ist, dass die Kinder sie nicht für die Tonne produzieren, sondern dass diese wirklich benutz werden“, sagt Ulmer.

Anastasija Klepov ist die ideale Kandidatin für ein solches Projekt. Naturwissenschaften sind ihr schulischer Schwerpunkt, beruflich strebt sie etwas Soziales an. Beim Lampenlöten kann sie beides verbinden. Für sie steht fest: „Nach dem Abitur reise ich nach Afrika, um zu helfen.“

Vielleicht entdeckt sie dann ja dort ihre Solarlampe, die irgendwo im afrikanischen Nirgendwo eine kleine Hütte erhellt.