Die Stadt baut das Unterstützungsangebot weiter aus und schafft an der Grundschule Klostergarten eine Halbtagsstelle. Auch Böblingen verstärkt die Schulsozialarbeit.

Sindelfingen - Es falle den Kindern zunehmend schwer, das soziale Miteinander zu pflegen, stellte Yvonne Olmosi-Bier fest. Die Rektorin der Grundschule Klostergarten hat deshalb bei der Stadt Sindelfingen Schulsozialarbeit beantragt – mit einem ersten Erfolg. Der Bildungsausschuss genehmigte der Grundschule jüngst eine Halbtagsstelle. Endgültig grünes Licht soll das Plenum geben.

 

Auch die Stadt Böblingen baut sukzessive sein Unterstützungsangebot aus. Dort gab der Verwaltungsausschuss sein Ja-Wort für eine 50-Prozent-Kraft am Otto-Hahn-Gymnasium, der Gemeinderat wird nicht mehr gefragt. „Wir setzen auf Prävention“, betonte der Erste Bürgermeister Ulrich Schwarz (Grüne), „um auffällige Schüler anzusprechen.“ Nach den Amokläufen an Schulen seien eigentlich allerorts bauliche Vorkehrungen nötig. „Wir haben einige Sicherheitsmaßnahmen getroffen, aber wir können nicht ewig weiter draufsatteln.“

40 Prozent der Schüler haben einen Migrationshintergrund

„Der Unterstützungsbedarf hat im erzieherischen und familiären Bereich stark zugenommen“, stellte Olmosi-Bier fest. Die mangelnde Konfliktfähigkeit der Schüler sei ein immer größeres Problem. Darunter leide der Unterricht. „Zudem hat sich auch der Beratungsbedarf der Eltern deutlich erhöht“, bemerkte die Sindelfinger Schulleiterin. Dem Lehrerkollegium und der Schulleitung sei es bei 250 Schülern daher nicht mehr möglich, ausreichende Hilfsangebote zu schaffen. „40 Prozent der Schüler haben einen Migrationshintergrund“, verdeutlichte Olmosi-Bier. Außerdem würden noch 25 Schüler mit einer Lernbehinderung von der Martinsschule hinzu kommen, die in fünf der zwölf Klassen an ihrer Schule unterrichtet werden. „Ein Sozialarbeiter ist wichtig, um den Lernerfolg zu sichern“, resümierte die Rektorin.

Für die Halbstagsstelle sollen zusätzlich 30 000 Euro im Sindelfinger Etat vorgesehen werden. „Das lohnt sich auf jeden Fall“, meinte die Stadträtin der Freien Wähler, Ingrid Balzer. Bisher gibt die Stadt für die 16 Kräfte an 15 Schulen in Sindelfingen, die sich rund zwölf Vollzeitstellen teilen, insgesamt 635 000 Euro aus. Der Regelzuschuss des Landes beträgt etwa ein Drittel der anfallenden Kosten.

Grüne wollen Max-Planck-Gymnasium berücksichtigt sehen

In Böblingen gibt es die Schulsozialarbeit mit mindestens einer 75-Prozent-Kraft bisher an sechs Schulen. Nun kommt das Otto-Hahn-Gymnasium hinzu. Die Zahl der Vollzeitstellen steigt auf 7,6. Für sieben Stellen gab die Stadt bisher eine halbe Million Euro aus. „Wir müssen aufpassen, dass wir nicht noch weitere Ansprüche wecken“, erklärte der Oberbürgermeister Wolfgang Lützner (CDU) angesichts der dauerhaften Ausgaben. Der grüne Stadtrat Sven Reisch dagegen plädierte dafür, auch dem Max-Planck-Gymnasium eine halbe Stelle zu gewähren. Um die Schulsozialarbeit zu verbessern, soll in Böblingen nun ein neues Konzept erarbeitet werden.