Eine Vorstudie soll die Vor- und Nachteile einer Fusion der beiden Städte klären. Das Gemeinsame Gremium beauftragte die Hochschule für öffentliche Verwaltung in Kehl.

Sindelfingen/Böblingen - Wie oft er denn schon eine Vorstudie zur Fusion zweier Städte erstellt habe, wurde Jürgen Kegelmann, der Prorektor der Hochschule für öffentliche Verwaltung in Kehl, gefragt. Er war gekommen, um dem Gemeinsamen Gremium der Städte Böblingen und Sindelfingen das Konzept seines Teams für eine solche Untersuchung vorzustellen. Noch nie, antwortete er: Freiwillige Zusammenschlüsse dieser Größenordnung habe es in den vergangenen Jahren nämlich nicht gegeben. „Wir betreten mit dieser Studie Neuland“, sagte Kegelmann.

 

Das ist den 21 Räten im Gremium auch so schon schmerzlich bewusst. Schließlich ringen sie seit zwei Jahren mit sich, ob sie den Weg beschreiten sollen. In der Geschichte beider Städte ist die Debatte über eine Verschmelzung zu einem „Böbelfingen“ nichts Neues – zuletzt schien eine Fusion bei der Gemeindereform 1974 zum Greifen nah, ist aber wegen eines Formfehlers am Staatsgerichtshof gescheitert. In beiden Städten gab es damals Freibier und Glockenläuten.

Das Thema komme nicht aus der Bevölkerung, sondern der Sindelfinger OB habe es hochgezogen, warf ihm die Böblinger CDU-Rätin Elke Döbele deshalb vor. Sie machte aus ihrer Abneigung gegen die Debatte keinen Hehl. Er habe es in der Tat aufgegriffen, antwortete Bernd Vöhringer gelassen – es habe aber in der Luft gelegen.

Das betonte auch sein Böblinger Kollege Wolfgang Lützner, der gleichwohl mehr Skepsis hegt. Aber viele Firmen sagten ihm regelmäßig, sie hätten wenig Verständnis für Territorialdenken. Junge Leute sähen das ähnlich, betonte Florian Wahl (SPD). Frank Hinner von den Freien Wählern formulierte dies sogar noch drastischer: „Wenn man die gelben Schilder abmontiert, dann sind wir bereits eine Stadt.“

Während die jüngeren Räte wie Sven Reisch (Grüne) auf die wirtschaftliche Veränderung des Ballungsraums hinwiesen, kamen bei den älteren die einstigen Animositäten zum Vorschein. Tatsächlich klagten sowohl Befürworter als auch Gegner der Fusion über die Emotionalität, mit der die Debatte geführt werde. Am Ende fiel die Entscheidung für die Vorstudie dann aber mit einer Klarheit, die sich in der Grundsatzdebatte zuvor nicht abgezeichnet hatte: 15 Räte stimmten dafür, vier dagegen, zwei enthielten sich (wir berichteten). Bernd Vöhringer zufolge sei das Ziel jedenfalls nicht, nach der Studie gleich die Fusion zu beschließen. Das Ziel sei vielmehr, eine Haltung zu finden. „Wir wollen Grundlagen schaffen, nicht mehr und nicht weniger.“ Vor der Aufgabe, Gebietskörperschaften weiterzuentwickeln, stehe man auch an anderen Stellen im Lande. „Das wird uns früher oder später alle treffen.“