Der Eigentümer möchte das frühere Kaufhaus nicht an die Stadt verkaufen.

Sindelfingen - Kultur findet nicht statt im weitgehend leer stehenden Kaufhaus Domo. Das steht fest, seit die Mehrheit des Sindelfinger Gemeinderats im Juni die Umwandlung in ein Bürger- und Kulturzentrum abgelehnt hat. Doch damit ist die Frage, wie es mit dem ehemaligen Kaufhaus weitergehen soll, noch lange nicht vom Tisch. Das Gebäude aus den 1970er Jahren ist sanierungsbedürftig, abreißen kann man es aber nicht, weil sich 70 Eigentumswohnungen darin befinden. Nicht nur für Städteplaner, auch für viele Bürger ist der Betonklotz, der einst ein Vorzeigeprojekt war, heute aber vor sich hindümpelt, ein Dauerärgernis.

 

890 000 Euro sind dem Eigentümer zu wenig

„Lasst uns die Gewerbefläche kaufen“, hatte der FDP-Rat Andreas Knapp im Juli beantragt. Und auch gleich einen Preis genannt: 890 000 Euro. Das, sagt Knapp, sei das, was der Eigentümer Florian Leebmann Jahr für Jahr für das Domo hinblättern müsse. Dieser jedoch lehnte das Angebot ab. Laut der Stadtverwaltung beziffert er den Preis auf 5,5 Millionen Euro. Den Preis will Leebmann auf Anfrage unserer Zeitung nicht kommentieren, sagt aber, dass ein „Verkauf des Domos im Moment keine Option ist.“ Er sei im Übrigen auch nicht untätig. „Ich arbeite an einem Konzept für das Domo und stehe in Verhandlungen mit Interessenten.“ Bevor er aber einen Vertrag unterzeichnet habe, wolle er sich nicht näher dazu äußern. Dasselbe hatte er bereits im Juni im Sindelfinger Gemeinderat erklärt. Doch seither hat sich offenbar nicht viel getan.

Leebmann hat das Domo – in den 1970er Jahren eines der ersten Kaufhäuser weit und breit – geerbt. Nach dem Bau des Breuningerlands war es mit dem Einkaufstempel rapide bergab gegangen. Jetzt ist es dem Eigentümer nur ein Klotz am Bein, wie er selbst einräumt. „Ich habe hohe Verbindlichkeiten.“ Näheres will er nicht sagen. „Ich verstehe nicht, warum Herr Leebmann nicht froh über unser Angebot ist und uns das Kaufhaus verkauft“, sagt Andreas Knapp.

Die Stadt würde am liebsten das ganze Gebäude kaufen

Die CDU-Fraktion teilt Knapps Ansicht nicht. Auch die anderen Fraktionen hätten einem Kauf für 890 000 Euro zugestimmt. Die CDU jedoch sagt: „Das Domo wollen wir nicht geschenkt“. Genau dasselbe hatte übrigens auch Oberbürgermeister Bernd Vöhringer bei einer Sitzung im Juni verkündet. Der Grund: die unklaren rechtlichen Verhältnisse. Neben den 70 Eigentümern der Wohnungen gibt es auch noch drei weitere von kleineren Gewerbeeinheiten. Mit allen müsste man sich einigen – egal, was für das Gebäude geplant wird.

Am liebsten würde die Stadtverwaltung das ganze Haus kaufen – inklusive der Eigentumswohnungen. Auf neun Millionen Euro schätzt sie den Kaufpreis. Das hatte sie bereits vor sechs Jahren versucht. Doch viele Wohnungsbesitzer lehnten das ab. Die Stadt hält weiter an der Idee fest, das komplette Gebäude zu kaufen. Dann stünde ihr offen, das Haus zu entwickeln oder es abzureißen und das Areal neu zu bebauen. Auch viele Stadträte befürworten dies.

Die CDU-Fraktion jedoch lehnt auch diese Idee ab. „Warum sollen wir jetzt etwas beschließen, das vielleicht in Jahren ansteht? Wir wissen ja gar nicht, wie dann die finanzielle Situation der Stadt ist“, sagte Walter Arnold, der Fraktionschef. Ein Argument, das beispielsweise Grüne Tobias Bacherle nicht nachvollziehen kann: „Es geht um ein städtebauliches Konzept, nicht um ein einzelnes Gebäude. Wir brauchen ein Gesamtkonzept für die Stadt. Das Domo gehört dazu.“