Gerichtsprozess: ein Mann räumt ein, eine Neunjährige missbraucht zu haben.

Regio Desk: Oliver im Masche (che)

Sindelfingen - Einem einschlägig vorbestraften Mann, der sich erneut an einem kleinen Mädchen vergangen haben soll, droht eine mehrjährige Haftstrafe mit anschließender Sicherungsverwahrung. Der 50 Jahre alte Sindelfinger muss sich seit gestern am Landgericht in Stuttgart wegen des Vorwurfs des schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern und des Besitzes von kinder- und jugendpornografischen Schriften verantworten.

 

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann nicht nur den massiven Übergriff auf das neun Jahre alte Mädchen vor. Der Angeklagte soll den Missbrauch auch mit der Videokamera seines Mobiltelefons aufgenommen haben. Zudem entdeckten die Ermittler auf seinen Computern mehr als 1200 Fotos und Filme, die der 50-Jährige aus dem Internet heruntergeladen hatte und auf denen der sexuelle Missbrauch Minderjähriger zu sehen sind. Der Mann räumt die Vorwürfe ein.

Bereits von 2004 bis 2010 hatte der Sindelfinger eine insgesamt siebenjährige Haftstrafe wegen zwei massiver Übergriffe auf Kinder absitzen müssen. Im Falle einer erneuten Verurteilung droht dem Mann wieder eine mehrjährige Haftstrafe. Außerdem erwägen die Richter der 17. Großen Strafkammer offenbar die Möglichkeit einer anschließenden Sicherungsverwahrung des Mannes. Das deutete die Vorsitzende Richterin Jasmin Neher-Klein beim Prozessauftakt an. Denn ein Therapieversuch des 50-Jährigen während seiner Zeit hinter Gittern sei gescheitert. Und nur zwei Jahre nach der Freilassung habe sich der Mann erneut massiv an einem Kind vergangen.

Das Opfer ist die neunjährige Enkeltochter der Lebensgefährtin des Sindelfingers. Zwar wusste die Frau offenbar, dass ihr Freund eine lange Haftstrafe absitzen musste – den Grund dafür kannte sie nicht. Als der Angeklagte dann im vergangenen März das erste Mal allein auf das Kind aufpasste, verging er sich an dem Mädchen. Am Tag darauf erzählte die Neunjährige ihrem Vater von dem Übergriff. Zunächst berichtete sie dabei von „einem Geheimnis“. Und als der Vater nachfragte, schilderte das Mädchen Details. Einen Tag später wurde der 50-Jährige festgenommen, seitdem sitzt er in Untersuchungshaft.

Der Sindelfinger gab zwar die Vorwürfe ganz allgemein zu. Seine Angaben aber stießen bei den Richtern auf Unglauben. So erklärte der Mann, dass er das Mädchen beim Missbrauch nicht aufgefordert, sondern um bestimmte Handlungen gebeten habe: „Ich wollte, dass es dem Kind auch gefällt." Zudem schilderte der Angeklagte andere Einzelheiten als das Mädchen. Erst als die Richterin Neher-Klein nachhakte, weil das Kind bei der polizeilichen Vernehmung schließlich andere Angaben gemacht hatte, die die Bilder des Videos auch bestätigten, räumte der Mann ein, dass der Missbrauch massiver gewesen sei.

Insgesamt fünf Zeugen und ein psychiatrischer Gutachter sollen bei dem Prozess gehört werden. Ob auch das Kind unter Ausschluss der Öffentlichkeit aussagen muss, steht bisher noch nicht fest. Die Verhandlung wird am 6. November fortgesetzt.