Die Internationale Schule feiert ihr zehnjähriges Bestehen. Vor allem Kinder ausländischer Mitarbeiter von Daimler und Bosch besuchen die Einrichtung. 19 Nationen sind vertreten.

Sindelfingen - Vor zehn Jahren gründete die Internationale Schule Stuttgart (ISS) einen Ableger in Sindelfingen – mit zehn Schülern. Heute besuchen 160 Kinder und Jugendliche zwischen vier und 16 Jahren die Einrichtung. Die Schulleiterin Sarah Kupke erzählt im Interview, was ihre Schule auszeichnet.
Frau Kupke, woher kommen Ihre Schüler?
Wir haben Kinder aus 19 verschiedenen Nationen bei uns: Deutsche, Amerikaner, Japaner, Chinesen, viele Mexikaner, Koreaner, Ungarn, Polen. Manche Schüler sind auch sehr international, haben einen deutschen Vater und eine mexikanische Mutter, leben seit zwei Jahren hier und waren vorher in China.
Wie lange bleiben die Kinder bei Ihnen?
Im Schnitt zwei Jahre. Viele Eltern arbeiten bei Daimler, Bosch oder anderen großen Unternehmen, die ihre Mitarbeiter in der Welt herumschicken. Deren Kinder wechseln alle zwei bis drei Jahre die Schule.
Wie schwer fällt diesen Kindern die ständige Umstellung?
Ich habe den Eindruck, das fällt vielen Eltern schwerer als den Kindern. Vor allem Schüler, die bereits vorher eine internationale Schule besucht haben, kennen unser pädagogisches System. Kinder, die aus einem traditionellen Schulsystem kommen, brauchen hingegen eine Weile, bis sie die Erwartungen an sie verstanden haben.

Was ist das Besondere an ihrem System?
Wir arbeiten mit vier bis sechs Themenblöcken pro Jahr, bei dem sich die Kinder selbst viel erarbeiten, zum Teil fächerübergreifend. Das erlaubt uns, auf die individuellen Voraussetzungen der Schüler einzugehen. Jeder kann sich nach seinen Fähigkeiten einbringen. Ganz wichtig ist das gemeinsame Diskutieren und das Arbeiten in Kleingruppen. Die neuen Gemeinschaftsschulen in Baden-Württemberg arbeiten nach einem ähnlichen Prinzip.
Wie siehst das konkret aus?
Ein Beispiel: in Klasse sieben haben wir in Literatur das Buch „Who really killed Cock Robin?“ gelesen. Da geht es um Umweltverschmutzung. Im Theaterunterricht haben wir das nachgespielt, und in den Naturwissenschaften untersuchten die Kinder Wasser- und Erdproben auf Verschmutzung.
Die Unterrichtssprache ist Englisch?
Das besondere Profil unserer Schule ist unsere Bilingualität – und das ist einmalig für eine Internationale Schule in Deutschland. Der Klassenlehrer unterrichtet auf Englisch, aber bei der Hälfte des Unterrichts ist zusätzlich ein deutscher Lehrer dabei, in den unteren Klassen immer ein Assistent. So können wir besser auf die Schüler eingehen. Und die Kinder bekommen viel Deutsch mit. Wenn sie nach der zehnten Klasse nach Stuttgart wechseln, ist der komplette Unterricht in Englisch.
Welchen Abschluss kann man machen?
Nach Klasse zwölf erwerben die Schüler entweder das Internationale Baccalaureat, mit dem sie weltweit an allen Universitäten studieren können. Schwächere Schüler machen den ISS-Abschluss, der einem amerikanischen Highschool-Abschluss entspricht und der zum Studium an einigen US-Colleges berechtigt.
Was ist das Ziel ihrer Schule?
Wir wollen charakterfeste, weltoffene, ausgeglichene, sozial kompetente und risikofreudige junge Menschen in das Leben entlassen.
Und das gelingt?
Wenn Sie unsere Schüler bei offiziellen Schulveranstaltungen erleben, wie selbstbewusst und selbstverständlich sie sich und ihre Arbeit präsentieren, dann sehen Sie, dass uns das sehr gut gelingt.

Sarah Kupke
Die Schulleiterin Schule ist gebürtige Engländerin, Jahrgang 1960. Als Kind lebte die Tochter eines britischen Militärs drei Jahre lang im Rheinland. Sie studierte in London Pädagogik und Theater und war Dozentin an der Universität. Im Jahr 1990 kam Kupke nach Sindelfingen, um Deutsch zu lernen. Dort lernte sie ihren Mann, den Künstler Joachim Kupke, kennen. Sie unterrichtete an der Internationalen Schule Stuttgart (ISS) und der Böblinger Waldorfschule. Seit 2004 ist sie Leiterin der ISS Sindelfingen.

 

Schule
850 Schüler besuchen die Internationale Schule Stuttgart, davon 160 am Standort Sindelfingen. Die Schule führt von Klasse eins bis zwölf, zudem gibt es eine Vorschule für Vier- bis Sechsjährige. Pro Jahr zahlen die Eltern 11 000 Euro Schulgeld im Jahr, oft übernehmen dies die Firmen für ihre ausländischen Mitarbeiter. Die Klassen sind klein: zwischen sechs und maximal 22 Kindern.