Mit der geplanten Sanierung der städtischen Galerie und der Stadtbibliothek schärft Sindelfingen sein Profil als kinder- und jugendfreundlich. Die Kinderfilmakademie Sim TV zieht ein, der Komplex wird zum Anlaufpunkt für junge Leute.

Sindelfingen - Bürgerzentrum, Tiefgarage, Badzentrum – im Monatstakt werden zurzeit in Sindelfingen finanzschwere Großprojekte angestoßen. Das jüngste Projekt, das momentan in den Ausschüssen des Gemeinderats beraten wird, ist die Sanierung der Stadtbibliothek und der städtischen Galerie am Marktplatz. Wie so viele andere Projekte steht auch dieses Vorhaben schon lange auf der Liste der Stadtverwaltung. Die Finanzkrise 2009 kam – und es wurde auf die lange Bank geschoben.

 

Nicht unbedingt zum Nachteil, sind doch in den vergangenen zehn Jahren noch Ideen entstanden, die nun in eine Neukonzeption des innerstädtischen Kulturzentrums einfließen. Die Verantwortlichen verbinden die längst überfällige Sanierung – so funktioniert beispielsweise die Lüftung im Schubartsaal schon lange nicht mehr – mit einer Neuausrichtung.

Kinder stehen im Mittelpunkt

Angebote für Kinder und Jugendliche sollen künftig im Mittelpunkt der Aktivitäten stehen – passend zu dem kinderfreundlichen Image, das sich die Stadt gegeben hat. Die vor 15 Jahren in Sindelfingen gegründete, mittlerweile längst überregional etablierte Kinderfilmakademie wird deshalb in das Kulturzentrum integriert. Sie soll im Dachgeschoss der Galerie am Marktplatz ihre Büroräume erhalten, und zwar in der früheren Hausmeisterwohnung, die nicht mehr gebraucht wird. Für Workshops soll den Medienschaffenden der Schubartsaal zur Verfügung stehen. Dieses Kunst- und Medienzentrum mit besonderen Angeboten für Kinder und Jugendliche soll nach dem Willen der Konzeptverantwortlichen unter der Leitung des Kulturamtsleiters Horst Zecha eingerichtet werden.

Passend dazu befindet sich im Oktogon, das an die Bibliothek angebaut ist, bereits das Jugendcafé. Auch die Stadtbibliothek hat als Schwerpunkt medienpädagogische Angebote für junge Leute, und in der Galerie gibt es jedes Jahr die große Ausstellung des Vereins kids@kita mit Kunst Hunderter Sindelfinger Kinder.

„Ein schlüssiges Konzept, das gut zu unserem Stadtprofil passt“, lobte Meike Stahl von der CDU-Fraktion diese Konzept. Ähnlich euphorische Töne schlug ihr Kollege Tobias Bacherle von den Grünen an. Verbesserungsbedarf sehen die Räte hingegen noch beim i-Punkt. Dieser ist im Foyer der Galerie angesiedelt. Dort werden Eintrittskarten für städtische Veranstaltungen verkauft, und dort beginnen auch die Stadtführungen. Diese Anlaufstelle für Touristen und Tagesgäste möchte die Verwaltung ebenfalls aufwerten. Den Standort hält sie aber für geeignet. „Zu bieder“, befand hingegen der FDP-Rat Andreas Knapp, der sich einen gläsernen Anbau als Visitenkarte der Stadt wünscht.

Zehn Millionen Euro für den Umbau

Knapp zehn Millionen Euro sollen die Sanierung und der Umbau kosten. Mit der Fertigstellung rechnet Horst Zecha für das Jahr 2024. „Zu spät“, kritisierten etliche Stadträte. „Wegen des Vergabeverfahrens nicht schneller machbar“, konterten die Experten der Stadtverwaltung. Für die etwa zweijährige Bauzeit müssen folglich Interimslösungen gefunden werden. „Das sehen wir nicht als Mangel, sondern als Herausforderung, kreativ zu werden“, betonte Horst Zecha. Denn auch während der Bauphase soll es Ausstellungen und Veranstaltungen geben, dann an ungewöhnlichen Orten in der Stadt.

Notwendig wird die Sanierung der Galerie vor allem wegen der veralteten Technik. In Zuge der Arbeiten sollen aber auch andere Dinge passieren: So ist ein barrierefreier Zugang geplant. „Und dieser wird dann auch seinen jetzt schlauchartigen Charakter verlieren“, versprach Zecha.