40 Männer und zwei Frauen beginnen ein Brückenpraktikum. Es soll ihnen den Weg ins deutsche Berufsleben ebnen. Im Untertürkheimer Werk haben die ersten 40 Flüchtlinge ihr Praktikum beendet. Die meisten fanden im Anschluss Arbeit.

Sindelfingen - Arbeitsluft schnuppern in einem der begehrtesten Unternehmen der Welt – das dürfen seit diesem Montag 42 Flüchtlinge im Sindelfinger Mercedes-Benz-Werk. Sie starteten ein sogenanntes Brücken-Praktikum. Es soll den 40 Männern und zwei Frauen den Weg ins Berufsleben ebnen. Die Teilnehmer bringen sehr unterschiedliche Voraussetzungen mit. Sie sind zwischen 19 und 55 Jahren alt, stammen aus Afghanistan, Algerien, Eritrea, Irak, Iran, Nigeria, Kamerun, Pakistan und Syrien. Einige haben bereits in kleineren Autowerkstätten gearbeitet, andere bringen Erfahrungen aus der IT-Branche mit. Manche sprechen schon gut Deutsch, einige nur sehr wenig.

 

Zum Programm, das auf 14 Wochen angelegt ist, gehört auch ein Intensiv-Deutschkurs, zu dem die Teilnehmer in verschiedene Leistungsgruppen eingeteilt sind. Dreieinhalb Stunden am Tag wird die Sprache gelernt, dreieinhalb Stunden in der Produktion gearbeitet. Eingesetzt werden die Leute in der Montage der S-Klasse sowie in der Lackierung. Zwei der Praktikanten sammeln Erfahrungen im kaufmännischen Bereich und Einkauf.

„Das Sindelfinger Mercedes-Benz-Werk hat eine mehr als 100-jährige Tradition, und auch beim Thema Integration können wir auf eine Erfolgsgeschichte zurücksehen“, begründet der Standortverantwortliche Michael Bauer das Engagement des Werks. Und verweist auf die vielen Mitarbeiter, deren Väter oder Großväter einst als Gastarbeiter ins Werk gekommen waren. Mittlerweile gibt es Zuwandererfamilien mit Daimler-Mitarbeitern in der dritten Generation.

Ausgewählt wurden die Teilnehmer des Brückenpraktikums von der Agentur für Arbeit in Stuttgart, die auch die ersten sechs Wochen des Praktikums finanziert. In den restlichen acht Wochen erhalten die Mitarbeiter auf Zeit eine Vergütung in Höhe des Mindestlohns.

Deutschlandweit 300 Praktikumsplätze im ersten Halbjahr

Insgesamt bietet Daimler in Deutschland an verschiedenen Standorten rund 300 Flüchtlingen im ersten Halbjahr 2016 Praktika und Einstiegsqualifizierungen an. Für das zweite Halbjahr sind weitere Projekte geplant. Die ersten 40 Teilnehmer, die im November 2015 im Werk in Stuttgart-Untertürkheim starteten, haben ihr Praktikum abgeschlossen. Nahezu alle Praktikanten hätten im Anschluss Angebote von Zeitarbeitsfirmen für eine Weiterbeschäftigung in der Industrie oder im Handwerk erhalten, sagte Wilfried Porth, der Vorstand für Personal und Arbeitsdirektor, IT und Mercedes-Benz Vans. Einige junge Flüchtlinge übernimmt Daimler auch selbst in ein Ausbildungsverhältnis. Neben den Plätzen für ein Brückenpraktikum bietet das Unternehmen zusätzlich 50 Ausbildungsplätze für junge Flüchtlinge an.

Auch andere Unternehmen engagieren sich bei der Integration von Zuwanderern in den Arbeitsmarkt. Kürzlich begannen zehn Männer und fünf Frauen beim Autobauer Porsche. Sie sollen bis zum Herbst soweit sein, eine Ausbildung zu beginnen. Auch der Automobilzulieferer Mahle bildet in seiner Stuttgarter Werkstatt junge Flüchtlinge aus. Bosch möchte 400 Praktikumsstellen für Asylbewerber schaffen.