Vor 25 Jahren ist Radio BB auf Sendung gegangen, vor zehn Jahren ist das Programm eingestellt worden: Am vergangenen Samstag haben die ehemaligen Mitarbeiter des Lokalsenders Radio so gemacht, wie es ihnen gefällt.

Sindelfingen - Radio machen ohne jeden Zwang: Die Moderatoren spielen die Musik, die ihnen gefällt. Einzige Voraussetzung ist, dass die Songs vor dem Jahr 2003 erschienen sind. Und die Wortbeiträge dürfen auch länger sein als – die heute üblichen – eine Minute und 30 Sekunden. Die einstigen Mitarbeiter von Radio BB haben am Samstag Radio so gemacht, wie es ihnen gefällt. Vor 25 Jahren ging die lokale Welle auf Sendung, 2003 stellte sie den Betrieb ein. Zum Jubiläum gönnten sich die ehemaligen Radio BBler eine Sendung im Internet.

 

Das Studio 3 gibt es noch. So nannten die Radiomacher einst das Lokal „s’Café“ in der Sindelfinger Altstadt. Auf dessen Terrasse im Innenhof produzieren sie fast den ganzen Samstag. Und während sich Steffen Tröger und Andrea Husack, Alex Schumacher, Ludwig Maier, Achim Rittmeyer, Oliver Koblenzer und andere am Mikrofon ablösen, trudeln alte Kollegen ein. Das Hallo ist groß, wenngleich ihnen nicht immer auf Anhieb der Name des Gegenübers einfällt. Sitzen sie erst einmal beisammen, fallen ihnen sofort Anekdoten aus der Vergangenheit ein.

Einbruch in der Nacht vor dem Sendestart

Ilse Rommel, ehemals Frank, ist ein unversiegbarer Quell an Erinnerungen. Für sie war es keine Frage, aus dem Raum Bonn, wo sie heute lebt, nach Sindelfingen zu kommen. „Die Organisatoren der Jubiläumssendung waren früher meine Buben“, sagt sie. Den Sendestart von Radio BB wird die ehemalige Verwaltungschefin gewiss nicht vergessen. Denn in der Nacht davor waren Einbrecher in die Sender-Büros eingedrungen und hatten Computer und Software mitgehen lassen.

„Überall lagen Scherben“, erzählt Ilse Rommel. Später hätten Ermittler überall rosa Pulver gestreut, um Fingerabdrücke der Täter zu sichern. Die hatte die Polizei dank einer aufmerksamen Nachbarin, die das Splittern der Fensterscheiben gehört hatte, schnell dingfest gemacht – samt Software und Computer. So hatte sich Ilse Rommel die erste Sendung mit Politprominenz nicht vorgestellt. Auf den Bildern sei von dem Chaos nichts zu sehen gewesen, sagt sie zu Sybille Schwarz, der ersten Unterhaltungs- und späteren Programmchefin.

Die Angesprochene erinnert sich noch gut an die Anfangszeit des Privatsenders: „Wir haben sehr viel improvisiert“, sagt Sybille Schwarz. Die entscheidende Frage war damals, wie der Privatsender das Vertrauen der lokalen Werbepartner gewinnt. Sie hätten erst kapieren müssen, dass der Sender gehört werde, so Sybille Schwarz.

Vor zehn Jahren Programm eingestellt

In den Achtzigern ließ der damalige baden-württembergischer Ministerpräsident Lothar Späth über die Landesanstalt für Kommunikation (LfK) Lizenzen für Privatsender vergeben. Die beiden Verleger der Lokalzeitungen in Sindelfingen und Böblingen schickten jeweils ein Team ins Rennen um die Sendeplätze. Einer ging im Jahr 1988 an die Böblinger Mannschaft, die fortan, wie vorher zwischen den beiden Verlagschefs vereinbart, von Sindelfingen aus sendete. Bei der Frequenzvergabe im Jahr 2002 hatte Radio BB weniger Glück, im Jahr darauf musste der Privatsender endgültig sein Programm aufgeben.

Kurz vor Mitternacht verabschieden sich die Radiomacher von ihren Hörern. „Vielleicht könnten wir das mal wiederholen“, wirft Steffen Tröger in die Runde. Der nächste August kommt bestimmt.