Der 37 Jahre alte Böblinger erhält im zweiten Wahlgang der Nominierungsversammlung mit 257 Stimmen die absolute Mehrheit und überflügelt die Konkurrenz deutlich. Oliver Zander aus Leonberg kommt nur auf 46 Stimmen.

Sindelfingen - Die Christdemokraten im Kreis Böblingen gehen bei der Bundestagswahl im nächsten Jahr mit Marc Biadacz ins Rennen. Während der Nominierungsveranstaltung am Samstagabend in der Sindelfinger Stadthalle votierte eine große Mehrheit für den 37-Jährigen, der den Böblinger CDU-Stadtverband leitet. Allerdings waren zwei Wahlgänge erforderlich, um den Bundestagskandidaten zu bestimmen. Im ersten Urnengang verfehlte Biadacz die absolute Mehrheit um lediglich acht Stimmen. Im zweiten Wahlgang klappte es: Mit 257 Stimmen ließ er die Konkurrenz weit hinter sich. Auf Platz zwei landete Swen Menzel aus Nufringen, den 115 Parteifreunde wählten.

 

Ein für ihn enttäuschendes Ergebnis erzielte der Leonberger Oliver Zander, der im zweiten Wahlgang auf 46 Stimmen kam. Mit dem viertbesten Resultat musste sich Stefanie Behrens aus Waldenbuch begnügen, die im ersten Durchgang auf 31 Stimmen kam, im zweiten lediglich auf 23. Iris Ripsam aus Stuttgart zog für den zweiten Wahlgang zurück, nachdem sich im ersten lediglich 17 CDU-Mitglieder für sie ausgesprochen hatten. Der Stuttgarter Ulrich Raisch, der sich als Dauerkandidat schon bei zahlreichen Bürgermeisterwahlen beworben hat, erhielt beim zweiten Urnengang zwei Stimmen.

Biadacz hat sich bereits bei einigen Wahlkämpfen engagiert

„Ich habe eigentlich gedacht, dass es enger wird“, hatte Marc Biadacz bereits vor dem zweiten Wahlgang erklärt. Als dann feststand, dass er für die Kreis-CDU als Kandidat den Wahlkampf um das Direktmandat führen wird, freute er sich riesig: „Ich bin Wahlkämpfe gewohnt“, erklärte der 37-Jährige, der bereits für den CDU-Landtagsabgeordneten Paul Nemeth sowie für Clemens Binninger, dessen Bundestagsmandat er nächstes Jahr übernehmen möchte, auf Stimmenfang gegangen ist. Binninger stand nach 15 Jahren im Bundestag nicht mehr als Kandidat zur Verfügung. Er will seine Aufgaben in Berlin zum Ende der Legislaturperiode abgeben – ebenso wie seine Frau Ulrike Ende des kommenden Jahres nicht mehr als Bürgermeisterin von Nufringen kandidieren möchte. Beide wollen „noch einmal etwa anderes machen“, haben sie verlauten lassen.

Marc Biadacz trat in der Stadthalle vor fast 500 CDU-Mitgliedern nach Stefanie Behrens an das Rednerpult. Die 53-jährige stellvertretende Vorsitzende der Frauenunion im Kreis Böblingen, die auch Vorstandsmitglied des Stadtverbands Waldenbuch ist, hatte zum einen als Volljuristin mit ihrer beruflichen Qualifikation zu punkten versucht, zum anderen wähnte sie die Frauen hinter sich. Doch wurde sie von Biadacz durch dessen Auftritt deutlich übertroffen. Auch der 37-Jährige konnte mit Fug und Recht belegen, dass er – unter anderem auch als Böblinger CDU-Stadtrat – in der Partei gut vernetzt ist und mit beiden Beinen im Beruf steht. Zumal er sich auch noch um das Zukunftsthema schlechthin kümmere: als leitender Angestellter und Manager in einem Verlag um die Digitalisierung.

Vor der AfD müsse sich die CDU nicht verstecken, findet Biadacz

Der überfällige Glasfaserausbau im Kreis Böblingen („nicht nur Daimler, HP und Porsche müssen versorgt werden, sondern auch der Mittelstand“) stand in seiner Rede jedoch an zweiter Stelle. Zuerst ging er auf die Asylpolitik ein: „Wir haben das härteste und schärfste Gesetz seit Bestehen der Bundesrepublik.“ In der politischen Auseinandersetzung mit der AfD müsse sich die CDU nicht verstecken. „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht“, sagte Biadacz. Menschen, die vor Krieg und Unterdrückung flüchteten, müssten einen Platz bekommen. Wer allerdings aus wirtschaftlichen Gründen Asyl beantrage, um ein besseres Leben führen zu können, könne nicht aufgenommen werden. „Unsere Kapazitäten sind begrenzt, das weiß jeder.“ In diesen Fällen sei eine Rückführung der Menschen in ihre Heimat angesagt. Es gebe ja auch Programme, damit sie ihr Leben dort aufbauen könnten.

Biadacz erhielt mehrmals Zwischenapplaus. Auch Swen Menzel, der 38 Jahre alte Herrenberger CDU-Stadtverbandschef, der aus Rutesheim stammt, erfreute sich mehrfach des Beifalls seiner Unterstützer. Doch verlor er wie Zander und Behrens im zweiten Wahlgang an Stimmen. Zander, der in der Mittelstandvereinigung aktiv ist und einige Wirtschaftskompetenz vorzuweisen hat, zeigte sich ähnlich frustriert wie Behrens, die ebenfalls ein besseres Votum erwartet hatte. Zur Abstimmung meinte sie nur: „Das ist ein Armutszeugnis.“