Eine Kopie des Sandsteinreliefs aus der Martinskirche steht nun an der Klostermauer.

Sindelfingen - Ein altes Kunstwerk plus hypermoderne Technik: durch diese Kombination ist ein neues Werk entstanden. Noch steht es verhüllt hinter der Sindelfinger Martinskirche. In der kommenden Woche soll es feierlich enthüllt werden. Genau genommen handelt es sich dabei aber gar nicht um ein neues, sondern um ein Replikat des ältesten Kunstwerks des – eines Sandsteinreliefs aus dem Jahr 1477. Es zeigt die Gräfin Mechthild von der Pfalz und ihren Sohn Eberhard im Bart, Gründer der Universität Tübingen, knieend unter einer Christusfigur am Kreuz. Eingraviert ist eine lateinische Inschrift. Sie kündet von der Gründung eines Chorherrenstifts neben der Sindelfinger Martinskirche an Stelle des alten, das nach Tübingen umgesiedelt worden war.

 

400 Jahre lang hatte dieses Sandsteinbild, 2,20 Meter hoch und 1,10 Meter breit, am Eingang des Klosters gestanden. Dann war es um das Jahr 1860 herum ins Innere der Kirche verlegt worden. „Vermutlich weil die Witterung ihre Spuren hinterlassen hatte“, sagt der Historiker Klaus Philippscheck vom Verein Kultur am Stift, der sich ausführlich mit dem Werk beschäftigt hat. „Das Relief war ursprünglich farbig. Der Christusfigur fehlen die Hände, Eberhard das Schwert“, zählt Philippscheck die Schäden auf.

Relief in der dunkelsten Ecke der Kirche

Der Platz, an dem das Relief jetzt fest in die Kirchenmauer eingebaut ist, gefällt dem Historiker jedoch nicht. „In der hintersten dunkelsten Ecke hat man es aufgehängt. Das hätte man im Mittelalter, der Zeit von Mechthild von der Pfalz, niemals so gemacht. Da wäre es vorne platziert worden bei den Chorherren.“ Deshalb startete Philippscheck eine Initiative, um das Relief wieder ins Bewusstsein der Menschen zu rücken. Er kontaktierte Rüdiger Fürstenberger von der Sindelfinger Bürgerstiftung. Gemeinsam suchte man nach Möglichkeiten, eine Kopie des Sandsteinbilds zu erstellen.

Sandsteinbild wurde gescannt

Das Denkmalamt gab das Okay unter der Bedingung, dass das Relief nicht berührt wird. So engagierte die Bürgerstiftung die Süssener Kunstgießerei Strassacker, bekannt beispielsweise für das Gießen des Medienpreises Bambi. Strassacker arbeitet mit der Firma Voxeljet zusammen, die das Relief abscannte und mit den Daten einen riesengroßen Drei-D-Drucker fütterte. Dieser druckte eine Kopie aus Quarzsandstein – allerdings nur halb so groß wie das Original. Diese Kopie diente zunächst als Modell für einen Wachsabdruck, der nach dem Schmelzen im Ofen mit Bronze ausgegossen wurde.

Ganz in der Nähe des ursprünglichen Standorts des Reliefs wurde die Nachbildung nun installiert. „Sie soll hinweisen auf das Kloster, das hier einst gestanden hat“, sagt Klaus Philippscheck. Am kommenden Dienstag, 23. Juli, wird es bei einer kleinen Feier, die um 19.30 Uhr in der Martinskirche beginnt, feierlich enthüllt. 20 000 Euro hat die Produktion der Kopie gekostet. Die Stadt Sindelfingen sowie etliche Sponsoren haben das Projekt finanziert.