Madeleine Frey lädt zur Vernissage von vier ganz unterschiedlichen Ausstellungen in die Städtische Galerie ein. Bunte Raumcollagen, eine Sound-Installation und eine Zocker-Lounge überraschen die Besucher

Sindelfingen - Gleich vier Ausstellungen eröffnet Madeleine Frey, die Leiterin der Städtischen Galerie Sindelfingen, an diesem Freitag. Den größten Raum nehmen die Werke von Ana Navas ein. Wie Collagen wirken die dichten Inszenierungen der 33-Jährigen: Alltagsgegenstände, die sie verfremdet und dekoriert, kombiniert sie mit eigenen Skulpturen und webt so bunte Bilder, die sie perfekt in die Räume der Galerie einpasst.

 

Das Design ganz gewöhnlicher Alltagsgegenstände beschäftigt die junge Künstlerin, die in Ecuador geboren wurde, in Venezuela aufwuchs und in Karlsruhe Bildende Kunst studiert hat. Unser ganzes Leben scheint durchdesignt: nicht nur der schicke Daimler, dessen Stern sich in der Schau dreht, sondern auch der Grill sowie Lebensmittel wie Frühstücksflocken und Nudeln. Pasta scheint ein Lieblingsmotiv von Navas zu sein. Nudeln in allen Größen, Formen und Materialien ziehen sich wie ein roter Faden durch die Schau. Als Keramiknudeln oder als großflächige Gemälde auf Jenasstoff im Oktogon: Spaghetti, Spiralini, Farfalle. Die Krönung des Themas ist ein Schwarz-Weiß-Video, das die Künstlerin dabei zeigt, wie sie Nudelteig knetet.

Leere Räume mit einem Lautsprecher

Integriert hat Navas in ihre Collagen auch viele Erinnerungsstücke: zum Beispiel einen Stoff bedruckt mit einem Zeitungsmotiv. „Ein solcher Stoff hing in meinem Jugendzimmer an der Wand“, erzählt sie. Viele Jahre später habe sie den gleichen Stoff zufällig in einem Laden in Madrid entdeckt. Bestandteil ihrer Schau sind aber auch Motive, die ihr Freunde zugeschickt haben, als sie an sie dachten. „I had to think of you – Ich musste an dich denken“ lautet auch der Titel der Ausstellung.

Geradezu befremdend wirken nach der üppigen bunten Schau von Navas die Räume, die der US-amerikanische Künstler und Musik Jason Kahn im Obergeschoss gestaltet hat: Sie sind vollkommen leer. Lediglich ein Lautsprecher steht in jedem Raum. Eine reine Sound-Installation präsentiert der 56-Jährige. Ein Wochenende lang hat er sich allein in der Galerie aufgehalten und alle Töne aufgezeichnet. „Dabei geht es mir nicht um den Klang, sondern um den Raum – und welche Klangspuren ich mit meiner Präsenz hinterlassen habe“, erklärt der Künstler.

Die Galerie wird zur Zocker-Lounge

Unbekannte Räume der Galerie wiederum möchte Alexander Janz im Schaufenster Junge Kunst im Erdgeschoss der Galerie den Besuchern öffnen. Der 23-Jährige gewährt Einblicke ins Depot im Keller, wo die Kunstschätze des Museums lagern. Die Besucher lümmeln auf Sitzsäcken und steuern mittels einer Fernbedienung ein Auto, das durch die unterirdischen Räume fährt und die Bilder einer Kamera in Echtzeit auf die Leinwand schickt.

Im Raum nebenan, den Madeleine Frey als Kabinett Lütze der galerieeigenen Sammlung gewidmet hat, sind Werke von Wassily Kandinsky, Oskar Schlemmer, Willi Baumeister und Horst Antes zu sehen – alle mit Bezug auf die Schau von Ana Navas. Formen und Farben – also Design – bestimmen die Bilder.