Mit einer innovativen Online-Plattform namens Silberfee will die Bürgerstiftung junge Familien und Aushilfs-Großeltern zusammenbringen.

Sindelfingen - Was auf dem Partnerschaftsmarkt wie beispielsweise bei der Dating-App Tinder schon lange funktioniert, soll sich nun auch bei der Vermittlung von Leihomas- und opas an junge Familien bewähren: Die Sindelfinger Bürgerstiftung hat ein innovatives Projekt gestartet. Mit einem Online-Portal – Name Silberfee – will sie Sindelfinger Familien ohne Großeltern in erreichbarer Nähe Kontakte zu Wunsch-Omas und Opas vermitteln. Jetzt wurde das Portal, das wie eine ganz normale Website wirkt, freigeschaltet. Sowohl Familien, die stundenweise Betreuung für ihre Kinder suchen als auch Senioren, aber auch Jüngere, die gelegentlich Kinder betreuen möchten, können sich von sofort an anmelden.

 

Dabei geben die Eltern an, wie viele Kinder sie in welchem Alter haben, wie oft sie eine Betreuung wünschen und welche Aktivitäten sie sich für ihr Kind vorstellen. Die potenziellen Großeltern wiederum melden an, was sie gerne mit ihren Leihenkeln unternehmen möchten (Ausflüge, Hausaufgabenbetreuung, Gesellschaftsspiele...), welche Altersgruppen sie bevorzugen und wie viel Zeit sie haben. Ein automatisches Programm, das auf der Website installiert ist, schaut dann nach sogenannten Matches, also welche Großeltern und Familien zusammenpassen.

Das Programm ermittelt automatisch passende Großeltern-Enkel-Paare

Der Vorteil des Online-Portals, das IBM-Studenten im Auftrag der Bürgerstiftung entwickelt haben: Es ist völlig anonym. Die Nutzer können nicht die Daten anderer User einsehen, sondern immer nur die eigenen. Ein Match wird nicht den betreffenden Parteien mitgeteilt, sondern der Bürgerstiftung. Diese lädt dann die künftigen Großeltern zum Gespräch ein. „Das ist der heikelste Teil. Wir müssen uns die Leute genau anschauen, denn sie haben eine Verantwortung für die Kinder“, sagt Ingrid Bitter vom Vorstand der Bürgerstiftung.

Werden die Kandidaten für passend befunden, müssen sie noch ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis vorlegen. Dann erhalten die die Kontaktdaten der Familie. „Von diesem Punkt an sind wir als Stiftung dann raus“; sagt Bitter. „Dann seien die Parteien selbst dafür verantwortlich, wie sie ihre Kontakte gestalten.“ Deshalb eigne sich der Vermittlungsservice auch nicht für Familien in schwierigen Lebenslagen. „Dafür gibt es andere Institutionen wie den Kinderschutzbund oder das Haus der Familie. Sollte sich im Laufe der Betreuung aber doch ein Problem herauskristallisieren, so erhielten die Großeltern Unterstützung von Experten, verspricht Joachim Schmidt.

Sinnvolle Aufgabe für Senioren

Der Vorsitzende des Vorstands der Stiftung ist sich sicher: „Der Bedarf bei Familien ist groß“. Schwieriger könnte es werden, geeignete Großeltern zu finden, befürchtet er. „Nicht, weil es nicht genügend Interessenten gibt, sondern weil diese zumeist eine gewisse Hemmschwelle haben.“ Ein groß angelegte Werbekampagne soll nun das Projekt bekannt machen. „Mit den Leiterinnen der Kindertagesstätten haben wir schon gesprochen. Die bestätigen unsere Prognose nach einem großen Bedarf“, sagt Bitter. Jetzt möchte sie nun auf Vereine wie den Schwarzwaldverein, die Goldbergsenioren-Akademie und die Kirchen zugehen, um Senioren zu werben.

Die Dienste sind ehrenamtlich, eine Vergütung erhalten die Großeltern nicht. „Sie sind aber auch kein Tagesmutterersatz und keine Putzhilfen“, betont Bitter. Sie ist sich sicher, dass nicht nur Familien von dieser Kooperation profitieren werden, sondern auch die Senioren, die eine sinnvolle Aufgabe erhalten. „Ich sehe das auch als Bildungsprojekt. Die Älteren können ihre Erfahrungen weitergeben, von früher erzählen und den Kindern Erlebnisse bieten, für die die Eltern keine Zeit haben, zum Beispiel in der Natur.“

Hier geht’s zum Online-Portal:

Kontakt
Studenten des Dualen Studiengangs bei IBM haben das Online-Portal entwickelt. Zuvor haben sie ausführlich recherchiert und zum Beispiel rechtliche und Versicherungsfragen geklärt. So sind sowohl Großeltern als auch Kinder während ihrer Aktionen haftpflicht- und unfallversichert. Alle Informationen zum Projekt finden sich online unter unter www.silberfee-sindelfingen.de.

Region
Es gibt in der Region zahlreiche Vermittlungsdienste, die Familien mit Leih-Großeltern zusammenbringen. In Böblingen gibt es seit vier Jahren das Nachbarschaftspaten-Projekt, das Betreuung suchende Eltern und Ehrenamtliche mit Zeit vernetzt. Angedockt ist dieser Dienst bei der Fachstelle für bürgerschaftliches Engagement bei Stephanie Rebmann, Telefon: 0 70 31/ 6 69 24 78. Aktuell sucht Rebmann Paten für fünf Familien mit Kindern unterschiedlichen Alters. In Leonberg koordiniert der Kinderschutzbund die Patenvermittlung. Bereits seit 1992 vermittelt der Fachbereich Bürgerschaftliches Engagement der Stadt Ludwigsburg Senioren an Familien. In Esslingen koordiniert dies die Freiwilligenagentur. In beiden Städten erhalten die Senioren eine Aufwandsentschädigung.