Der 18 Jahre alte Arif Göler ist seit fünf Monaten Vorsitzender des Jugendgemeinderats in Sindelfingen – ein Porträt.

Sindelfingen - Repräsentativ sollen Kommunalparlamente sein – ein Querschnitt der Bevölkerung. Doch auch bei den diesjährigen Wahlen zum Sindelfinger Gemeinderat ist dies nicht gelungen. Zwar hat sich das Gremium verjüngt, der Anteil der Frauen ist gestiegen. Doch noch immer sind die Männer in der Überzahl, der Altersdurchschnitt höher als der der Bürger in Sindelfingen. Und vor allem schaffte außer dem Linken Richard Pitterle keiner der zahlreichen Bewerber mit Migrationshintergrund den Sprung ins Gremium – in einer Stadt, in der jeder zweite Einwohner ausländische Wurzeln hat.

 

Ganz anders das Bild im Jugendgemeinderat: Die 19 Mitglieder tragen türkische, deutsche und italienische Namen. Gymnasiasten sind dabei, Realschüler und Jugendliche, die eine Gemeinschaftsschule besuchen. Diese Mischung liegt vor allem am Wahlsystem, bei dem die 13- bis 18-Jährigen ihre Vertreter in den Schulen wählen. Das Jugendparlament ist ein Spiegel der jungen Leute in der Stadt.

Erst Klassensprecher, dann Schulsprecher

Stolz ist Arif Göler, der Chef dieser bunten Truppe zu sein. Seit drei Jahren ist er Mitglied im Gremium, seit fünf Monaten nun der Vorsitzende. Erstmals wählten die Jugendlichen keinen Gymnasiasten zum Chef. Arif Göler hat im vergangenen Jahr an der Realschule Klostergarten den Abschluss gemacht. Momentan jobbt er als Verkäufer im Sterncenter. In die Jugendpolitik ist er über sein Engagement in der Schülermitverantwortung (SMV) gekommen. „Ich war erst Klassen- und dann Schulsprecher“, erzählt er. Als solcher habe er zum Beispiel einen Wintermarkt in der Schule organisiert, bei dem Selbstgebasteltes und Selbstgekochtes verkauft wurde, um Geld für die Klassenkasse zu sammeln. Ein Erfolg sei das gewesen.

Das wichtigste Projekt für den Jugendgemeinderat sei die Schaffung einer Parkour-Strecke in Sindelfingen, sagt Arif Göler. Er selbst ist kein Anhänger dieser Trendsportart, bei der es darum geht, Hindernisse in der Natur und Architektur mittels Körperkraft und Beweglichkeit effizient zu überwinden. „Der Wunsch stammt von Jugendlichen aus der Stadt. Wir haben das jetzt beim Gemeinderat beantragt“, sagt er.

Traumjob: bei der Sindelfinger Stadtverwaltung

Sein persönliches Ziel ist es, einen Ausbildungsplatz zu finden, am liebsten bei der Stadtverwaltung. Auf jeden Fall ein Bürojob solle es sein, sagt Arif Göler. „Das passt gut zu mir, denn ich bin sehr ordentlich.“ Für Jüngere ist der 18-Jährige ein Vorbild. Can und Filip, 14 Jahre alt, kennen ihn aus der Schule. Toll findet Can, „dass er Schulsprecher war und jetzt Chef im Jugendgemeinderat ist“. Auch der Achtklässler ist Jugendrat und hofft: „In vier Jahren bin ich der Chef.“

Wie unkompliziert die Arbeit im multikulturellen Gremium ist, erweist sich auch jetzt im Ramadan. Arif Göler fastet als gläubiger Muslim tagsüber, auch bei den Sitzungen des Jugendgemeinderats. „Die Hälfte der Mitglieder fastet, die anderen trinken Cola. Das ist für niemanden ein Problem.“