Sindelfinger Orgelreihe startet am Samstag Erstaunlicher Zuspruch hält weiter an

Die Martinskirche ist ein Zentrum der regionalen Kirchenmusik. Foto: Eibner/Drofitsch

Die Orgelreihe in der Sindelfinger Martinskirche ist ein Erfolgsformat, was auch die Organisatoren bisweilen erstaunt. Am Samstag beginnt die 33. Auflage.

„Mich wundert das manchmal“, gibt Kantor Daniel Tepper zu, „der Publikumszuspruch war zuletzt wieder enorm.“ Während klassische Konzerte oder Kirchenkonzerte nicht zwingend gut besucht sind, erfreut sich die Sindelfinger Orgelreihe einer gleichbleibenden Beliebtheit (von einer Corona-Delle abgesehen). Was wohl nicht nur an den stets hochwertigen Programmen liegt, sondern schlichtweg am überschaubaren Format. Jedes Konzert beginnt samstags um 17 Uhr, beinhaltet neben Musik von Orgel und Gastinstrumenten auch liturgische Teile und dauert stets nur eine Stunde. „Das hat sich bewährt, die Leute nehmen sich diese Zeit.“

 

Seit der Landesgartenschau 1990 findet die stets zwölfteilige Reihe jeden Sommer statt (mit kleiner Corona-Unterbrechung). Von April bis September steht alle 14 Tage ein Konzert in der Martinskirche an. Neben Orgel-Solokonzerte erklingt die „Königin der Instrumente“ im Duett mit Hörnern, Trompeten, Streichern oder Flöten, dazu mal mit Chor oder Orchester. Der Eintritt ist frei, doch eine Spende obligatorisch. „Nur so können wir die Reihe finanzieren“, betont Tepper. Bei rund 12 000 Euro liegen die Gesamtkosten, die Stadt schießt 2000 Euro hinzu, auch die Kirchengemeinden geben zur Not einen Betrag dazu. „Wir bekommen das so ganz gut hin“, sagt Tepper, „die Honorare sind seit Corona zwar gestiegen, aber zuletzt war auch die Spendenbereitschaft größer.“

Anlässlich des 500. Jubiläums des evangelischen Gesangbuchs widmet sich die Sindelfinger Orgelreihe der Bedeutung des Chorals. 1524 erschien als erste deutschsprachige Liedersammlung das „Achtliederbuch“, das vier Choräle von Martin Luther beinhaltete – eine Art Keimzelle der evangelischen Kirchenmusik. Im Laufe der Musikgeschichte bedienten sich viele Komponisten der bekannten Choralmelodien und verarbeiteten sie in ihren Werken. Solche Stücke stehen nun im Fokus der Sindelfinger Konzerte. Da überrascht nicht, dass Johann Sebastian Bach so gut wie jedes Mal zu hören ist.

Zu den Solo-Konzerten kommt am 25. Mai Quentin Guérillot, der Organist der Kathedrale von Saint-Denis in Paris, nach Sindelfingen. Am 6. Juli ist Christian A. Almada von der Pauluskirche in Rom zu Gast, mit dem Tepper seit geraumer Zeit regelmäßig im Austausch steht.

Beim vierten Konzert am 8. Juni treten das Sindelfinger Stiftshoforchester und die Cappella Nuova auf, die eine Woche später in der Luther-Stadt Wittenberg und Sindelfingens Partnerstadt Torgau zu Gast sind. Nicht fehlen bei der Orgelreihe darf auch Matthias Hanke, der frühere Martinskirchenkantor. Beim siebten Konzert am 20. Juli wird er begleitet vom jüngsten seiner vier musizierenden Söhne. Fabian Hanke ist ein Virtuose an der Tuba – womit auch das „Instrument des Jahres“ vertreten ist.

Zum Auftakt an diesem Samstag sitzt Daniel Tepper selbst an der Orgel, begleitet von einem Horn-Quartett. Vier Hörner und Orgel? „Das wird saftig“, freut sich der Martinskirchenkantor. Zu den Bläsern gehört Jan-Benjamin Homolka, der zuletzt die Leitung des Sindelfinger Kammerchors vom Kulturamtsleiter Markus Nau übernommen hat. Das exquisite Vokalensemble tritt am 11. Mai bei der Orgelreihe auf. Und auch zum Abschluss am 28. September wird es gesanglich hochkarätig, wenn der Maulbronner Kammerchor zu Gast ist.

Regelmäßige Orgelreihen-Besucher müssen an einem Wochenende aufpassen. Denn das fünfte Konzert tanzt um eine Woche aus der Reihe, deren Konzerte ansonsten stur stets alle 14 Tage stattfinden. „Ich musste es eine Woche nach hinten legen“, erläutert Tepper. Der Grund: Das Sindelfinger Straßenfest wurde um eine Woche auf die Tage rund um den 22. Juni verschoben – da dann rund um die Martinskirche Ausnahmezustand herrscht, musste Daniel Tepper auf den 29. Juni ausweichen. Was der Resonanz aber wohl kaum Abbruch leisten wird.

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