Die Stadt-Initiative bietet Vorschläge, um „das Kaff“ in einen attraktiven Ort zu verwandeln. Sie hat ein paar verwegene Vorschläge auf Lager.

Sindelfingen - An Visionen mangelt es den Aktiven von „Wir-alle-sind-die-Stadt“ nicht. Erstmals unterbreitete die Bürgerinitiative am Freitag im Sindelfinger Stiftshof ihre Vorschläge, wie die Stadt bis zur Internationalen Bauausstellung Stadt-Region Stuttgart im Jahr 2027 aussehen könnte. Von Seiten der Initiative, aber auch unter den rund hundert Besuchern regte sich Kritik an der Verwaltung, die ihrer Meinung nach bisher so gut wie nichts unternommen habe, um die Altstadt aus dem Dornröschenschlaf zu wecken.

 

Auf der Burg stehen viele Gebäude leer

An exponierter Stelle etwa, unweit des Marktplatzes, gammelt ein Gebäude in der Planiestraße 1 vor sich hin. Dessen Abbruch ist im Gespräch. Es steht auf alten Stadtmauern: „Auf diesem Fundament könnte ein Glasbogentor errichtet werden mit einem Lichtspiel, das auf den Glockenschlag der Kirche reagiert“, skizziert der Grafiker und Fotokünstler Jimi Riegg eine mögliche Aufwertung des markanten Ortes. Dort könne einer der „Hotspots“ entstehen, welche die „emotionale Bindung“ der Menschen zu ihrer Stadt erhöhten. Bänke hat die Stadtverwaltung auf dem kleinen Platz dort immerhin schon aufstellen lassen. Eine etwas größere Variante wäre freilich ein Café mit verglasten, arkadenartigen Bögen, das zu einem zentralen Treffpunkt werden könnte.

Ein weitaus größerer Eingriff müsste nach den Ideen der Initiative im ältesten Stadtviertel Sindelfingens vorgenommen werden. Auf der Burg, wie es genannt wird, stehen viele Häuser leer, die zumeist aus dem 13. Jahrhundert stammen. Ihnen droht der totale Verfall. Fensterscheiben sind eingeschlagen, der Putz bröckelt von den Fassaden, wo einst die Pfalzgrafen mit eigener Gerichtsbarkeit residierten. Das Areal nutzten sie als Herrenhof.

Nur wenige Altstadthäuser sind saniert

Ein Paradebeispiel, wie das Alte erhalten und mit moderner Architektur verknüpft werden kann, ist für die Initiative das Humpis-Quartier in Ravensburg. Es könnte als Modell herhalten für die Altstadtsanierung in Sindelfingen. Ein solches Modell könnte auch die Grüne Zitadelle von Magdeburg sein, ein Gebäudeensemble von Friedensreich Hundertwasser mit verwinkelten Gassen und Treppen und mit vielen gastronomischen Angeboten.

Stattdessen aber sprächen manche vom „Kaff“, sagt Horst Weber. Zwar habe die städtische Wohnungsbaugesellschaft ein paar Altstadtgemäuer renoviert. Vielerorts sei der Hinterhofcharakter aber geblieben. Vor dem Stadtmuseum könnte ein Pavillon mit Café einen Anziehungspunkt bilden, vor dem Webereimuseum eine Tragwerk-Installation im Duktus des im Jahr 2015 verstorbenen Architekten Frei Otto errichtet werden. „Und auf dem Postareal könnte eine Bildungseinrichtung für Kunst, Film und Medien geschaffen werden“, bringt Jimi Riegg noch einen weiteren Gedanken ins Spiel, wo es doch schon eine Kinderfilmakademie gebe, die ausbaufähig sei.

Bauausstellung im Jahr 2027

Das alles und noch viel haben die Aktiven der Initiative ersonnen und den Stadtplanern vorgelegt. Sie hoffen, dass sich jetzt endlich etwas tut. Nicht nur wegen der Bauausstellung im Jahr 2027, sondern auch, damit in Sindelfingen das Alltagsleben endlich wieder mehr pulsiert.