Der Oberbürgermeister Bernd Vöhringer hat einen alten Vorschlag für die S 60 reaktiviert: Er fordert, das die Linie einen weiteren Stopp in Sindelfingen machen soll. Aber die Umsetzung ist kompliziert – und Magstadt hegt den gleichen Wunsch.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Sindelfingen - Aus den Olympischen Spielen ist dann doch nichts geworden – und damit auch nichts aus der S-Bahn-Haltestelle Sindelfingen-West. Aber Bernd Vöhringer hat die Hoffnung nicht aufgegeben: Der Oberbürgermeister forderte den Verband Region Stuttgart jetzt wieder auf, diesen zusätzlichen Stopp auf der Linie S 60 einzuplanen. Er möchte mit dem Halt ein neues Wohn- und Gewerbegebiet an den öffentlichen Nahverkehr anbinden. Seiner Ansicht nach ist der Zeitpunkt dafür gegeben, weil der Einbau eines Zugbeeinflussungssystems im Bahnknoten Stuttgart beschlossen wurde sowie gerade die Einführung des 15-Minuten-Takts auf der Linie S 60 untersucht wird. Der Verband Region Stuttgart reagiert verhalten: Die Bedingungen für den Extra-Stopp auf der Strecke seien nicht ganz einfach. Und Magstadt hegt den gleichen Wunsch.

 

Der Wunsch zerplatzte mit den Olympischen Spielen

Frühzeitig angemeldet hat Sindelfingen seinen Wunsch – rund zehn Jahre bevor 2010 der erste Teil der Strecke zwischen Böblingen und Maichingen überhaupt in Betrieb ging. Gemeinderat und Verwaltung wollten den Glaspalast und das Gewerbegebiet Mittelpfad ans Netz bringen. Bereits im Jahr 2002 kam die Absage: Ein zusätzlicher Zugstopp würde den Anschluss der S 60 an die Linien S 1 am Bahnhof Böblingen und S 6 in Weil der Stadt gefährden. Vielleicht könnten spätere Optimierungen im Fahrplan Sindelfingen-West ermöglichen, vertröstete der Verband die Sindelfinger. Sie setzten dagegen auf die Olympiabewerbung Stuttgarts für die Sommerspiele 2012 – und lieferten gute Argumente für die neue Station: Moderner Fünfkampf, Wasserball und Baseball hätten in Sindelfingen stattfinden sollen, auf dem Flugfeld waren ferner zwei Hochhäuser vorgesehen, die bis zu 17 000 Journalisten beherbergen sollten.

„Sindelfingen möchte seinen Beitrag für mehr Wohnraum und Gewerbeflächen in der Region leisten“, argumentiert Bernd Vöhringer mittlerweile. Zwischen dem Sindelfinger Bahnhof und Maichingen soll die S-Bahn ein weiteres Mal Station machen. Die Stadt plant an der Stelle ein 30 Hektar großes Wohngebiet für rund 2500 Einwohner. Außerdem soll westlich vom Daimler-Werk auf 36 Hektar Platz geschaffen werden für Gewerbe. „Komfortabler öffentlicher Nahverkehr ist eine entscheidende Basis für eine zukunftsfähige Infrastruktur mit attraktiven Wohn- und Arbeitsbedingungen“, hat der Oberbürgermeister in einem Brief an den Verband geschrieben.

Die S 60 muss die Anschlüsse schaffen

„Wir freuen uns über jede Stadt, die sich für die S-Bahn engagiert“, kommentierte Jürgen Wurmthaler den Vorstoß. Aber der Leitende Direktor für den Bereich Wirtschaft und Infrastruktur vom Verband Region Stuttgart führt die gleichen Argumente wie vor fast 20 Jahren an: Die Anschlüsse der S 60 an die S 1 und die S 6 müssten nach wie vor gegeben sein. „Wenn man viele Halte einbauen würde, wäre die S-Bahn nicht mehr so schnell“, sagt er. Denn auch in Magstadt wird ein West-Haltepunkt gefordert. Nicht vom neuen Zugbeeinflussungssystem hängt für ihn die Umsetzung der Wünsche ab, sondern vom endgültigen Fahrplan für Stuttgart 21. Allerdings empfiehlt er den Kommunen, die für die Haltestellen benötigten Flächen an den Trassen vorsichtshalber frei zu halten.

Doch statt „unnötig Planungsgeld auszugeben“, hält Jürgen Wurmthaler eine andere Aufgabe für vordringlich: Die Untersuchung, ob die S 60 im 15-Minuten-Takt fahren kann. Dafür müsse etwa geklärt werden, wo sich die S-Bahnen auf der zwischen Böblingen und Sindelfingen nur eingleisig verlaufenden Strecke begegnen können. Die Ergebnisse werden im Frühsommer präsentiert. „Wir tun alles dafür, dass der Takt kommt“, verspricht der Verkehrsdirektor, „das wäre für Sindelfingen auf jeden Fall schon eine gute Verbesserung.“