Die Stadt Steinheim (Kreis Ludwigsburg) verlagert mehr als 70 Plätze in einen neuen Kindergarten über einem Discounter. Damit sollen zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden.

Der Trend in Sachen Kinderbetreuung kannte in den vergangenen Jahren eigentlich nur eine Richtung: Plätze waren Mangelware, die Kommunen stampften fleißig neue Kitas aus dem Boden oder erweiterten bestehende Einrichtungen. So war es grundsätzlich auch in Steinheim. Doch jetzt haben sich die Vorzeichen geändert.

 

„Die Kinderzahlen sind rückläufig. Wir haben vom Jahr 2023 auf 2024 einen ziemlich starken Einbruch bei den Geburtenzahlen – und 36 Geburten weniger“, erklärt Ramona Senghaas, Amtsleiterin Politik, Bildung & Bürger. Das führt dazu, dass nun sogar das früher Unmögliche geschehen wird: Der Gemeinderat hat beschlossen, zwei Häuser zu schließen.

Dicht gemacht werden die Einrichtungen in der Steinstraße und in der Schulstraße mit zusammen mehr als 70 Plätzen. Wobei das ausdrücklich nicht bedeute, dass die Kapazitäten zurückgefahren würden, wie Senghaas hervorhebt. Die Gruppen würden in die Kita in der Bahnhofstraße verlagert, die gerade auf dem Dach des neuen Aldi entsteht. Tatsache ist aber auch, dass das Kinderhaus über dem Discounter ursprünglich dafür gedacht war, zusätzliche Plätze anbieten zu können, was aber nun eben nicht mehr nötig ist.

Ziel ist es, den Umzug zum Kindergartenjahr 2026/2027 über die Bühne zu bringen. Bis dahin sollen die Räumlichkeiten oberhalb des Supermarkts fertiggestellt sein. Angedacht seien 20 Plätze für Kleinkinder und insgesamt 57 für Mädchen und Jungen, die älter als drei Jahre sind, berichtet Ramona Senghaas. Von den 57 Kindergartenplätzen sollen wiederum 30 für die Ganztagsbetreuung reserviert sein.

Die Mütter und Väter seien in der vergangenen Woche davon in Kenntnis gesetzt worden, dass das Thema auf der Tagesordnung steht, sagt Senghaas. Zudem seien Termine mit den Elternvertretern angesetzt worden, in denen man über die nun erfolgte Entscheidung informieren und sich über den Umzug im Detail austauschen werde.

Der Aldi-Markt ist schon offen, die Kita darüber befindet sich noch im Bau. Foto: Werner Kuhnle

Auch wenn das für den einen oder anderen womöglich künftig einen längeren Anfahrts- oder Fußweg zur Folge haben dürfte, ist der große Aufschrei bei den Eltern offenbar ausgeblieben. Es habe bislang nur eine kritische Rückmeldung von jemandem gegeben, der generelle Bedenken wegen der Kita auf einem Discounter angemeldet habe, erklärt Senghaas – auch im Hinblick auf die Parksituation „Der Eingang zur Kita befindet sich aber auf der rückwärtigen Seite. Da parken meistens keine Kunden. Das ist schon mit Bedacht so gemacht“, sagt die Amtsleiterin. Davon abgesehen seien solche Einrichtungen über Supermärkten im ländlichen Bereich fast schon gang und gäbe.

Für die Verlagerung der Plätze in die Bahnhofstraße sprechen aus Sicht der Stadtverwaltung vor allem zwei Gründe. Zum einen sei es effizienter, die Angebote dort zu bündeln, erklärt Ramona Senghaas. Zum anderen seien die beiden Bestandsgebäude sehr marode. So könne man eine Generalsanierung im Bestand umschiffen, für die man die Kinder zudem ohnehin anderweitig hätte unterbringen müssen.

Was passiert mit den alten Gebäuden?

Wie es mit den Gebäuden in der Schul- und in der Steinstraße weitergehe und ob die Grundstücke beispielsweise als Bauplätze verkauft werden, stehe noch in den Sternen, betont Senghaas. „Die Nachnutzung ist noch zu beschließen. Ich denke, das wird einer der nächsten Schritte sein“, erklärt sie.

Die SPD-Fraktion habe aber schon darum gebeten, das Haus in der Steinstraße nicht zu veräußern, sondern als Reserve zu behalten – falls der Bedarf doch wieder ansteigen sollte.