Sinkender Alkoholkonsum Werbung für und Warnung vor Wein
Der Alkoholkonsum sinkt – das freut das Gesundheitsministerium. Doch das Agrarministerium will den Absatz von heimischem Wein ankurbeln. Ein Zielkonflikt?
Der Alkoholkonsum sinkt – das freut das Gesundheitsministerium. Doch das Agrarministerium will den Absatz von heimischem Wein ankurbeln. Ein Zielkonflikt?
Es war ein Patzer, der einem alten Hasen wie Peter Hauk (CDU) eigentlich nicht unterlaufen sollte. Erste preschte der Stuttgarter Agrarminister mit der Ankündigung vor, schon 2026 bei Winzern eine Pflichtabgabe zu erheben; damit wolle man die Vermarktung von heimischem Wein verbessern. Dann, wenige Tage später, ruderte er nach Gegenwind aus Branche und Politik kleinlaut zurück: Schnellschüsse verböten sich, man entwickele nun in Ruhe ein Gesamtkonzept. „Dramatisch rückläufig“ sei der regionale Weinkonsum, stand über Hauks Erklärung. Die Deutschen tränken nicht nur weniger Wein, sondern auch immer weniger Wein aus Deutschland: gerade noch vierzig Prozent. Weine aus Württemberg und Baden aber müssten „wieder ein Renner werden“.
Es wird weniger Wein getrunken – ist das nicht auch eine gute Nachricht? Tatsächlich gehe der Pro-Kopf-Konsum an Alkohol seit einigen Jahren leicht zurück, bestätigt das Sozialministerium von Manfred Lucha (Grüne). Das sei eine Folge der Suchtprävention und des veränderten Bewusstseins der jungen Generation. Auch die alkoholbedingten Krankheiten und Todesfälle gingen dadurch zurück, was nur zu begrüßen sei. Ist es da aus Sicht des Gesundheitsressorts nicht kontraproduktiv, wenn Hauk den Weinkonsum nun wieder ankurbeln will?
Nein, man sehe keinen Zielkonflikt, versichert ein Sprecher von Lucha. Hauk wolle offensichtlich nicht den Weinkonsum insgesamt steigern, sondern nur die Marktanteile von regionalem Wein. Nur deren Rückgang finde er „dramatisch“, nicht die zunehmende Abstinenz. Zwischen dem Wohl der Winzer und dem der Verbraucher gebe es also keinen Widerspruch, was sich auch am Trend zu alkoholfreiem Wein zeige. Dessen Marktanteil habe sich 2024 glatt verdoppelt – allerdings auf niedrigstem Niveau.