Azubis der Volksbank Stuttgart haben im Spitalhof in Münchingen einen Sinnesgarten angelegt. Thymian und bunte Blumen, im Sommer auch Tomaten und Gurken, sollen die Sinne von demenzkranken Senioren anregen.

Korntal-Münchingen - Riechen Sie mal“, sagt Seray Koyuncu. Sie rupft ein paar Blättchen von der Pflanze aus dem Hochbeet ab und hält sie Horst Schalm unter die Nase. „Ich riech’ nichts“, gibt der Bewohner des Münchinger Pflegeheims Spitalhof zurück. Die junge Frau zerreibt die Blätter zwischen ihren Fingern. „Jetzt riecht es stärker“, sagt sie und streckt dem Senior erneut ihre Hand entgegen. Einen anderen Zweig gibt sie an Else Neukamm weiter. Die alte Dame – „97 bin ich!“ – im Rollstuhl weiß sofort, was sie da in den Händen hält. „Das ist Thymian“, ruft sie. Schalm lächelt. Es ist unklar, ob er den Duft des Würzkrauts zuordnen kann. Im Alter lässt der Geruchssinn nach. Sicher ist aber, dass Horst Schalm und Else Neukamm sich sehr über den Besuch von Seray Koyuncu und den fünf anderen Azubis der Volksbank Stuttgart gefreut haben. „Ich konnte leider nicht mehr mithelfen“, sagt Schalm und zeigt auf seinen Rollator. „Dafür haben Sie zugeschaut“, antwortet die 17-Jährige.

 

„Vor einer Woche war hier noch Wiese“

Insgesamt sechs Azubis der Stuttgarter Bank haben eine Woche lang im Spitalhof ein Sozialpraktikum absolviert. Ihre Aufgabe: einen Sinnesgarten für Menschen mit Demenz zu gestalten. „Vor einer Woche war hier nichts, nur Wiese“, sagt Koyuncu und deutet auf den rückwärtigen Teil des Pflegeheimgartens. Dann haben die Azubis angepackt, unter Anleitung von Vorstandsmitgliedern des Förderkreises Spitalhof.

Ein Hochbeet haben sie in der Woche gebaut. Auf vier Quadratmetern Pflanzfläche wachsen nun bereits Thymian, Melisse und andere Küchenkräuter und Blumen. Es sollen noch Tomaten und Gurken hinzukommen, die dann im Sommer von den Heimbewohnern geerntet werden können. „Wir haben extra ein Hochbeet angebaut, damit die Senioren sich nicht bücken müssen“, erklärt Hermann Bohm. Der Bauunternehmer ist im Vorstand des Förderkreises und hat seine Ferien dafür eingesetzt, die Jugendlichen anzuleiten. Mitgeholfen haben zudem Rolf Neukamm, Joachim Glauner und Elmar Käsmayr, ebenfalls Mitglieder des Förderkreises. Mit den Azubis haben sie das Fundament für das Hochbeet gegossen, Platten für einen Weg gelegt, einen kleinen Brunnen gebaut und eine Bank montiert. „Das hat man abends schon in den Knochen gespürt“, sagt Seray Koyuncu.

Azubis helfen beim Essenausteilen

Dennoch hat der 17-Jährigen die Woche in Münchingen viel Spaß gemacht. „Ich hatte vorher kaum Kontakt mit alten Menschen“, sagt sie. Im Spitalhof haben sie und die anderen eine Woche lang geholfen: Nicht nur im Garten, die Jugendlichen haben zudem Essen ausgeteilt, bei der Sitzgymnastik mitgemacht und haben sich viel mit den Bewohnern des Pflegeheims unterhalten. Sie und ihre Kollegen hätten nun einen Eindruck davon bekommen, womit man Demenzpatienten noch erreichen könne. „Alles was mit Farben, Gerüchen und Tasten zu tun hat, macht ihnen viel Spaß“, erklärt die 17-Jährige.

Otto Koblinger, der Vorsitzende des Förderkreises, ist ebenfalls zufrieden. Bereits zum dritten Mal konnte der Förderkreis im Spitalhof Hand anlegen. In den vergangenen drei Jahren hat er bereits Projekte organisiert, um ein Backhäusle zu bauen und eine Laube für die Senioren herzurichten. Etwa 2000 Euro Materialkosten stecken in dem Projekt Sinnesgarten, alles wurde aus Spenden finanziert. Das Ende sei das aber noch nicht, sagt Koblinger.