Der Skandal am Klinikum hat nicht nur eine rechtliche Seite, sondern auch eine politische, meint Lokalchef Holger Gayer. Die Verantwortlichen eint das Parteibuch: Es ist das grüne.

Chefredaktion : Holger Gayer (hog)

Stuttgart - Die Machenschaften der International Unit am Klinikum erfüllen alle Voraussetzungen, um einer der größten Skandale der Stuttgarter Nachkriegsgeschichte zu werden. Es geht um Betrug, Bestechung und Untreue; es geht um Kriegsversehrte und schwerreiche Scheichs; es geht um dubiose Verträge mit Staaten wie Libyen und Kuwait – kurz: Es geht um einen Plot, der locker für einen mehrteiligen Agententhriller reichen würde.

 

Doch die Vorgänge, die sich am Klinikum abgespielt haben, sind nicht nur unglaublich, sie sind vor allem real. Davon zeugen zahlreiche Unterlagen, die der amtierende Krankenhausbürgermeister Michael Föll bereits ausgewertet hat. Nach der Großrazzia vom Mittwoch werden weitere Dokumente hinzukommen. Mit ihnen können hoffentlich auch die bis jetzt noch dunklen Ecken des Falles ausgeleuchtet werden.

Werner Wölfle trägt die politische Verantwortung

Doch es gibt nicht nur eine juristische Komponente in der Sache, sondern auch eine politische. Die International Unit trägt viele Unterschriften, die meisten davon sind grün. Gegründet wurde sie in der Ära des langjährigen Krankenhausbürgermeisters Klaus-Peter Murawski, der inzwischen Staatsminister von Winfried Kretschmann ist. Geleitet wurde sie von Andreas Braun, der von 1999 bis 2006 Landeschef der Grünen war. Nach Gusto agieren konnte sie in der Amtszeit von Murawskis Nachfolger Werner Wölfle. 2016 gab der Grüne die Zuständigkeit für die Krankenhäuser zwar ab, als Sozialbürgermeister ist er aber nach wie vor bestallt. Rechtlich gesehen ist Wölfle bis jetzt kein Vorwurf zu machen. Die politische Verantwortung für das Desaster trägt er aber.