Die Aufnahmen gingen um die Welt: Polizisten zerren einen Mann rabiat aus einem Flugzeug in Chicago. United Airlines zieht nun Konsequenzen und will künftig keine Polizei mehr an Bord einsetzen, um Passagiere zum Aussteigen zu bewegen.

Chicago - Die Fluggesellschaft United Airlines hat angekündigt, keine Polizisten mehr einzusetzen, um Passagiere aus voll besetzten Flügen bringen zu lassen. Bei einem aufsehenerregenden Vorfall in den USA war ein Fluggast rabiat aus einer Maschine gezerrt worden. Die Fluggesellschaft wolle zudem allen Passagieren, die sich an Bord befanden, eine Entschädigung zahlen. Das Unternehmen würde die Handhabe, Fluggäste von überbuchten Flügen auszuschließen, überprüfen, sagte United-Geschäftsführer Oscar Munoz.

 

Videos von Fluggästen eines United-Flugs zeigten, wie drei Polizisten einen Mann von seinem Sitzplatz und durch den Gang des Flugzeugs zerren, weil dieser seinen Platz nicht aufgeben wollte. Der Vorfall ereignete sich in einer noch parkenden Maschine am internationalen O’Hare-Flughafen in Chicago und sorgte für Empörung in den sozialen Netzwerken.

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Zwei Flughafenpolizisten waren am Mittwoch beurlaubt worden, wie die Luftfahrtbehörde Chicagos bekanntgab. Ein weiterer Polizist war bereits am vergangenen Sonntag vorübergehend vom Dienst freigestellt worden. Er habe sich sehr geschämt, die Videos von dem Vorfall zu sehen, sagte Munoz einem US-TV-Sender. Er entschuldigte sich erneut bei dem Mann, dessen Familie und anderen Passagieren. „Sowas wird nie wieder auf einem Flug von United passieren. Das ist mein Versprechen.“ Künftig würden keine Polizisten mehr eingesetzt, um Fluggäste, die bereits geboarded und auf ihren Sitzplätzen sind, zum Aussteigen zu bewegen.

Anwälte des Mannes leiteten am Mittwoch erste gerichtliche Schritte ein und forderten, dass sämtliches, mit dem Fall in Verbindung stehendes Material, aufbewahrt werde. Eine Klage wurde zunächst noch nicht eingereicht.

Die Fluggesellschaft hatte den Flug von Chicago nach Louisville im US-Staat Kentucky überbucht und benötigte vier freie Sitze für Crew-Mitglieder. Nachdem aber keiner der Fluggäste auf das Angebot, einen späteren Flug zu nehmen - und dafür eine Prämie und eine Nacht im Hotel bezahlt zu bekommen - eingehen wollte, wurden per Zufall Passagiere ausgesucht. Drei der Ausgesuchten verließen das Flugzeug, der Vierte weigerte sich jedoch.

Der Vorfall hatte zu einer Debatte über die gängige Praxis von Fluggesellschaften geführt, Flüge bewusst zu überbuchen. Dies sei „ein gültiger geschäftlicher Vorgang“, sagte der Geschäftsführer der US-Fluglinie Delta Air Lines, Ed Bastian. Er denke nicht, dass es weiterer gesetzlicher Vorschriften dafür bedürfe. „Der Schlüssel liegt darin, das zu regeln, bevor das Boarding beginnt.“

US-Bundesgesetze erlauben Fluggesellschaften mehr Tickets als Sitzplätze zu verkaufen, da angenommen wird, dass manche Passagiere den Flug nicht antreten.