In einigen Straßenzügen in einem Stuttgarter Stadtteil sind die Briefkästen in jüngster Zeit leer geblieben, sagt eine Anwohnerin. Die Post bestreitet das, räumt aber Verzögerungen ein.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Möhringen - Gabriele Weigel spricht von einem Skandal. Seit dem 26. Oktober habe sie keine Post mehr zugestellt bekommen. „Das betrifft nicht nur unser Haus, sondern offenbar kommt überhaupt kein Briefträger mehr in die ganze Gegend“, so die Anwohnerin der Salzäckerstraße. Bereits am 31. Oktober habe sie bei der Servicestelle der Post angerufen. Von dort habe sie die Auskunft bekommen, dass man die Sache nach Stuttgart melden werde. Am 4. November war der Briefkasten noch immer leer, weshalb Weigel erneut zum Telefonhörer griff. „Leider war es schon sehr schwierig, die zentrale Telefonnummer zu finden. Eine Telefonnummer des Vaihinger Postamtes, das zuständig ist, fand ich überhaupt nicht“, beklagt die Möhringerin.

 

Anfang dieser Woche sei dann endlich wieder Post gekommen. Ein Vertretungsbriefträger sei im Gebiet Salzäcker unterwegs gewesen, berichtet Gabriele Weigel. Sie habe ihn gefragt, warum die Post solange niemanden in das Wohngebiet geschickt habe. Doch der Briefträger habe ihr keine Antwort geben können oder dürfen und nur mit den Achseln gezuckt.

Die Post spricht lediglich von „geringfügigen Rückständen“

Auf Nachfrage bei der Deutschen Post schreibt der Pressesprecher Hugo Gimber in einer schriftlichen Stellungnahme: „Im Zustellbezirk, zu dem die Salzäckerstraße gehört, war in den letzten Wochen an jedem Tag eine Zustellkraft eingesetzt.“ Allerdings habe diese in den vergangenen eineinhalb Wochen wegen der aktuell sehr hohen Sendungsmengen an einzelnen Tagen leider nicht alle Briefe innerhalb der täglich zulässigen Höchstarbeitszeit ausliefern können. Dadurch sei es zu geringfügigen Rückständen gekommen. Sendungen, die deshalb nicht zugestellt worden seien, seien jeweils am nächsten Werktag ausgeliefert worden. „Es ist nicht richtig, dass wir in der Salzäckerstraße seit 26. Oktober keine Post mehr zugestellt haben“, so Gimbers Fazit.

Der Post-Pressesprecher verweist hingegen auf die Leistungen seines Unternehmens: „Unsere Postboten liefern unterm Jahr an jedem Werktag bundesweit rund fünf Millionen Päckchen und Pakete und rund 57 Millionen Briefe aus.“ 93 Prozent der Sendungen würden ihre Empfänger im gesamten Bundesgebiet bereits am nächsten Werktag erreichen. Ein externes Institut ermittele und überprüfe diese Brief-Laufzeiten mit Hunderttausenden Prüfbriefen nach einem TÜV-zertifizierten Verfahren. Die Post sei nach den für sie geltenden Vorgaben lediglich dazu verpflichtet, an allen Werktagen zuzustellen und 80 Prozent der Briefe am nächsten Werktag auszuliefern. „An diese Vorgaben halten wir uns ohne Wenn und Aber“, betont Hugo Gimber.