Die mit Fipronil verseuchten Eier sind ärgerlich – taugen aber nicht zum großen Skandal. Insgesamt ist die Lebensmittelsicherheit immer besser geworden, analysiert unser Redakteur Werner Ludwig.

Wissen/Gesundheit: Werner Ludwig (lud)

Brüssel - D er Skandal um Fipronil-Eier zeigt, dass die EU beim Thema Lebensmittelsicherheit immer noch Nachholbedarf hat. In einem gemeinsamen Markt dürfen Informationen über potenziell gesundheitsschädliche Produkte nicht wie in Belgien wochenlang in der Schublade liegen. Klar ist auch, dass noch so strenge Vorschriften rücksichtslose Geschäftemacher nicht davon abhalten, zu unerlaubten Mitteln zu greifen. So gelangte wohl auch das Insektizid Fipronil in ein an sich harmloses Präparat gegen Geflügelmilben. Wenn solche Nachrichten über den Ticker laufen, steht immer schnell die gesamte Nahrungsproduktion am Pranger. Tatsächlich liegt hier auch manches im Argen – etwa in der Tierhaltung, wo längst nicht jeder Stall so aussieht, wie er aus Sicht des Tierschutzes sollte. Eine weitere Folge der effizienten Produktion großer Mengen ist, dass von Problemen meist viele Menschen betroffen sind. Zudem lehrt die Erfahrung, dass steigender Kostendruck die Wahrscheinlichkeit von Mauscheleien erhöht.

 

Die Qualität der Lebensmittel ist besser als früher

Daraus abzuleiten, dass früher alles besser war, wäre aber ein Trugschluss. Die Qualität der Lebensmittel ist heute in vielerlei Hinsicht höher als in früheren Zeiten, als zum Beispiel gravierende Hygienemängel weit häufiger vorgekommen sind. Auch die Belastung mit Pflanzenschutzmittelrückständen ist gesunken. Zudem funktioniert die Verbraucherinformation – mal abgesehen von der Schlamperei in Belgien – mittlerweile meist recht gut. Jeder kann via Internet schnell erfahren, welche Produkte möglicherweise bedenklich sind. Auch die Herkunft einzelner Lieferungen kann schneller ermittelt werden. Wenn Menschen in den Industrieländern heute durch Lebensmittel zu Schaden kommen, dann vor allem durch Über- und Fehlernährung.

Trotzdem ist die Aufregung groß, wenn ein Skandal ans Licht kommt. Das liegt auch daran, dass viele Kunden keine Ahnung mehr haben, woher ihre Nahrung kommt und wie sie produziert wurde. Sie müssen darauf vertrauen, dass in einer langen Produktionskette jeder sauber gearbeitet hat. Sobald es einen Grund gibt, daran zu zweifeln, ist dieses Vertrauen dahin. Andere interessieren sich ohnehin nicht für die Herkunft, solange die Auswahl groß und die Preise niedrig sind. Doch auch diese Gruppe lässt sich durch Skandale verunsichern – sei das tatsächliche Risiko wie jetzt bei Fipronil auch noch so klein. Allerdings hält dieser Zustand selten lange an. Viele, die nun Eier aus der Region kaufen, werden sich bald wieder beim Discounter eindecken.

Die Kunden entscheiden

Das System, nach dem Lebensmittel produziert und vertrieben werden, ist das Ergebnis der täglichen Entscheidungen von Millionen von Kunden. Dabei geht es nicht nur um Fragen der Gesundheit. Die Konsumenten haben es in der Hand, Erzeugnisse aus der Region zu kaufen, die nicht über Hunderte oder Tausende Kilometer transportiert werden müssen. Sie können auch nach Fleisch fragen, das nach höheren Tierschutzstandards produziert wurde. Und die gute Nachricht ist, dass eine langsam wachsende Zahl von Kunden das auch tut.