Der Skandal um die mit dem Insektizid belasteten Hühnereier aus den Niederlanden verunsichert Verbraucher auch in Baden-Württemberg. Die Suche nach belasteten Eiern geht weiter. Hauk kritisiert Belgiens Behörden.

Stuttgart - Baden-Württembergs Agrarminister Peter Hauk (CDU) hat belgische Behörden scharf kritisiert. Dass sie über einen Monat damit warteten, ehe sie über den Fipronil-Verdachtsfall auf einem Hühnerhof informierten, sei „absolut nicht vertretbar“, sagte Hauk der Deutschen Presse-Agentur am Sonntag in Stuttgart. Das Vertrauen der Verbraucher in die Behörden habe oberste Priorität, sagte Hauk. Durch das belgische Verhalten sei dieses Vertrauen massiv erschüttert worden. „Es gibt auch dann, wenn ein kriminelles Vorgehen vorliegt und Ermittlungen laufen, Wege, wie betroffene Länder und vor allem die Verbraucher informiert werden können.“

 

Es könne nicht sein, dass man nur schleppend Informationen erhalte. Über dieses Thema und wie so etwas künftig verhindert werden könne, müsse gesprochen werden. „Das werde ich bei der nächsten Verbraucherministerkonferenz ansprechen. Jetzt ist es wichtig, alle Fakten auf den Tisch zu legen“, erklärte Hauk.

Auch den Lebensmitteldiscounter Aldi nahm sich Hauk vor, nachdem dieser deutschlandweit sämtliche Eier aus dem Verkauf genommen hatte. „Aus Sicht unserer heimischen Landwirtschaft, die redlich einwandfreie Eier produziert, ist der Schritt wohl eher nicht nachvollziehbar“, sagte Hauk in der „Stuttgarter Zeitung“ (Samstag). „Für den einen oder anderen Bauern könnte das die Existenz bedrohen“.

In seine Kritik nahm Hauk auch Niedersachsens Landwirtschaftsminister Christian Meyer (Grüne) auf, der aus den aktuellen Vorfällen ein Wahlkampfthema mache. „Auch Niedersachsen hat Aufklärungsbedarf. Anstatt täglich mit den Fingern auf andere zu zeigen, sollte Herr Meyer zur Aufklärung beitragen und schnellstens offenlegen, wie viele Betriebe in Niedersachsen mit in den Skandal verstrickt sind und wer mit niedersächsischen Produkten beliefert wurde“, erklärte Hauk.

Hauk versicherte, dass bisher keine Rückstände des Insektizids Fipronil in Eiern aus baden-württembergischer Produktion gefunden worden seien. Bei Flüssigeiern sei das etwas schwieriger zu ermitteln. „Wir müssen wissen, ob und wohin belastetes Flüssigei nach Baden-Württemberg gelangt ist. Wir haben den Bund gebeten, dass uns die Holländer die Lieferwege offenlegen. Dann können wir entsprechend vorgehen.“

Sonderkontrollprogramm in Baden-Württemberg

Die Lebensmittelbranche sei selbst aber auch in der Pflicht, zu forschen. „Die Betriebe sind gesetzlich dazu verpflichtet, den Dingen im Sinne eines bestmöglichen Verbraucherschutzes auf den Grund zu gehen“, betonte Hauk. Die Lebensmittelüberwachung ist Aufgabe der Bundesländer. Mit Fipronil belastete Eier oder daraus erzeugte Produkte sind in 14 Bundesländern gefunden worden.

Nach dem Bekanntwerden des Skandals lief im Land ein Sonderkontrollprogramm an. In einem ersten Schritt wurden 19 Proben von Erzeugern aus dem Land unter die Lupe genommen worden. Sie waren negativ. Jeweils eine Probe aus Hessen und Niedersachsen war ebenfalls nicht auffällig gewesen.

Nach Angaben des Chemischen und Veterinäruntersuchungsamts (CVUA) Freiburg sollen in zwei Wochen die Untersuchungsergebnisse von rund 100 Proben aus Baden-Württemberg vorliegen. Pro Tag können den Institutsangaben nach 15 Proben untersucht werden. Eine Probe enthält den Angaben zufolge zwölf Eier.

Die niederländischen Lebensmittelüberwacher haben am Sonntag eine Liste von 170 Codes für mit dem Insektizid Fipronil belastete Eier veröffentlicht. Dies bedeute nicht, dass 170 Herstellerbetriebe geschlossen seien, sagte ein Sprecher der Kontrollbehörde NVWA in Utrecht der Nachrichtenagentur dpa.