Die Aufklärung der dubiosen Vorgänge in der Auslandsabteilung der städtischen Klinikums hat eine neue Stufe erreicht. Nun kommt auch die Frage nach der politischen Verantwortlichkeit auf den Tisch. Dieser Schritt ist unvermeidlich, findet Mathias Bury.

Lokales: Mathias Bury (ury)

Stuttgart - Schlimmer geht’s nimmer, hatte man noch vor Wochen glauben können, als der Skandal um die International Unit des Klinikums schon einige Zeit die Gemüter bewegte. Doch der Bericht vom vorigen Freitag im Krankenhausausschuss hat das Bekannte nochmals getoppt.

 

Wie systematisch und über lange Zeit in der Auslandsabteilung an geltenden Gesetzen und ethischen Regeln vorbei Geschäfte mit Patienten vor allem aus arabischen Ländern gemacht wurden, mit welchen Summen da mit großer Lässigkeit jongliert wurde, das überrascht dann doch.

Einige waren nicht so ahnungslos, wie sie taten

Nachdem sich die Stadt nun von zwei weiteren leitenden Mitarbeitern getrennt hat, die freilich in sehr unterschiedlicher Weise in die Vorgänge verquickt sind, hebt die politische Debatte an. Zurecht stellt man den Führungskräften im städtischen Klinikum, von denen man sich mittlerweile getrennt hat, die Frage, warum niemand eingegriffen hat, obwohl einige nicht so ahnungslos waren, wie sie getan haben. In der IU konnte ja nur so gewurstelt werden, weil man die Einrichtung wissentlich abgesondert hat. Es wird spannend sein zu erfahren, zu welchen Ergebnissen die Staatsanwaltschaft hier noch kommt.

Fragen wie diese kann man aber auch den politisch Verantwortlichen nicht ersparen. Bis jetzt allerdings, das gilt es festzuhalten, muss sich der in den betreffenden Jahren amtierende Krankenhausbürgermeister kein Fehlverhalten vorwerfen lassen. Als vor zwei Jahren bekannt wurde, dass bei der Behandlung libyscher Kriegsversehrter Millionensummen nicht eingingen, hat er schnell gehandelt. Damit aber ist längst nicht alles geklärt.

Ein Frühwarnsystem wäre nötig gewesen

Eines lässt sich freilich jetzt schon sagen: Ein Frühwarnsystem hätte das Klinikum gebraucht. In der Folge der Ermittlungen sind nun auch sogenannte Compliance-Richtlinien geplant, die solche Vorgänge künftig verhindern sollen. Diese Einsicht kommt allerdings einige Jahre zu spät.