In einem Interview gesteht der Schauspieler Liam Neeson, er habe nach der Vergewaltigung einer engen Freundin Rachegelüste und Mordgedanken gegenüber Menschen mit dunkler Hautfarbe gehegt. Nun wird ihm Rassismus vorgeworfen.

Digital Desk: Ann-Kathrin Schröppel (aks)

Stuttgart - Der in Nordirland geborene Schauspieler William John „Liam“ Neeson („The Commuter“) sorgte mit einer Aussage in einem Interview mit der britischen Zeitung „The Independent“ für Empörung. Im Gespräch erklärte er, eine zeitlang Mordgedanken gegenüber dunkelhäutigen Menschen gehegt zu haben. Eine enge Freundin sei von einem schwarzen Mann vergewaltigt worden, so Neeson. Dieses Ereignis hätte den Schauspieler so in Rage versetzt, dass er sich mit einem Totschläger bewaffnet habe und in der Hoffnung durch die Straßen gezogen sei, er würde mit einem „schwarzer Bastard“ aneinander geraten, den er dann aus Rache für die Vergewaltigung umgebracht hätte.

 

Neeson bereut sein Verhalten

„Es war furchtbar“, so Neeson im Interview mit der britischen Zeitung am Montag. „Aber ich habe meine Lektion gelernt, als mir schließlich klar wurde, was ich gerade im Begriff war zu tun.“ Er schäme sich für sein Verhalten, das Gefühl der Rache sei ihm aber nicht unbekannt. „Ich habe den Nordirlandkonflikt miterlebt. Bekannte von mir starben während eines Hungerstreiks, andere waren tief involviert in die Unruhen,“ sagte der 66-jährige Darsteller. Ihm sei jedoch klar geworden, dass Rachegefühle nur zur mehr Rache führen würden, die damaligen Entwicklungen in Nordirland seien der Beweis dafür.

Dem Schauspieler wird Rassismus vorgeworfen

Das Geständnis des Schauspielers sorgt für Irritationen. Weil eine seiner ersten Reaktionen auf die Vergewaltigung darin bestand, nach der Hautfarbe des Täters zu fragen, wird dem 66-Jährigen in sozialen Online-Netzwerken Rassismus vorgeworfen. Andere Nutzer hingegen verteidigen sein Bekenntnis als ein Zeichen von Größe und bekunden ihre Solidarität. Der Schauspieler gab das Interview während einer Promotionreise für seinen neuen Film „Hard Powder“ (Originaltitel „Cold Pursuit“). Darin verkörpert Neeson einen Vater, der nach der Ermordung seines Sohnes Rache nimmt. Sollte er das Motiv der Rache im Interview nun als PR-Mittel eingesetzt haben? Oder ist das Geständnis des Schauspielers ein mutiger Schritt, da er sein Fehlverhalten nun offenlegte und bereut?

Im Film stets der Held

Den geäußerten Mordabsichten und den damit verbundenen Vorwürfen des Rassismus stehen Neesons Filmrollen als Leinwandheld gegenüber, der sich oftmals durch edle Gedanken und selbstlose Taten auszeichnet und dadurch im Laufe der Zeit viele Fans gewinnen konnte. Eine seiner berühmtesten Rollen ist die des deutschen Großindustriellen Oskar Schindler in Steven Spielbergs „Schindlers Liste“ (1993), die gleichzeitig seinen Durchbruch als Schauspieler markiert. Während die Nationalsozialisten an der Macht waren, rettete Schindler etwa 1200 Juden das Leben. Für seine Darstellung des Oskar Schindler gewann der Schauspieler 1994 einen Oscar sowie einen Golden Globe.

Einer von den Guten

Auch die Verkörperung des ehrwürdigen Jedimeisters Qui-Gon Jinn in den Science-Fiktion-Reihe „Star Wars“ ist eine der Heldenrollen, die Neeson spielte. Der Jediritter ließ im Kampf gegen das Böse sein Leben, um das Universum zu beschützen. In weiteren Hollywood-Produktionen wie der „Taken – 96 Hours“-Trilogie oder in „The Commuter“, einem seiner letzten Filme, gibt Neeson den unbescholtenen Bürger, der sich gegen böse Machenschaften zur Wehr setzten muss, um seine Liebsten zu retten. Die britische Königin Elisabeth II. ehrte den Iren 2002 für seine schauspielerischen Leistungen mit dem britischen Verdienstorden „Order of the British Empire“.