Mit zwei Wochen Verspätung sind die Lärmschutz-Pläne für die Skateranlage am Pragfriedhof im Bezirksbeirat Nord vorgestellt worden. Das Gremium war alles andere als angetan vom Termindruck, der die Vorstellung von Alternativen und Nachbesserungen nicht zuließ.

Filderzeitung: Rebecca Anna Fritzsche (fri)

S-Nord - Alles lief auf eine Frage hinaus: „Ist das, was hier geplant ist, gute Qualität oder nicht? Wir wissen es nicht.“ So brachte die Bezirksvorsteherin Andrea Krueger die Diskussion um die geplante Einhausung der Skateranlage nach rund anderthalb Stunden auf den Punkt. Entsprechend entschied der Bezirksbeirat am Ende: Einhausung ja, aber nicht so.

 

Zunächst stellten Andreas Hellmann vom Garten-, Friedhofs- und Forstamt und Dieter Herrmann, der beauftragte Architekt vom Büro Herrmann und Bosch, die Pläne vor: 65 Meter lang soll die Einhausung werden, die quasi über die Skateanlage gestülpt werden soll. Die Finanzierung sei über besondere Fördermittel der Stadt für das Sanierungsgebiet Stuttgart 21, Teilgebiet C1, gesichert. Aus Gründen der Sanierungsabrechnung sei nun aber Eile geboten, erklärte Hellmann: Ab November 2014 soll gebaut werden, bis März 2015 muss alles fertig und bereits abgerechnet sein.

Rund 1,7 Millionen Euro soll die Einhausung kosten – beinahe so viel, wie 2009 die ganze Anlage gekostet habe, das seien 1,8 Millionen Euro gewesen, wie Andrea Krueger anmerkte. Auf einem Holztragwerk soll ein dreischaliges Dach entstehen, in elliptischer Form. „Tageslicht kommt durch ein Oberlicht herein, die Stirnseiten sind verglast“, erklärte der Architekt Dieter Herrmann. Während der Bauzeit müsse die Anlage teilweise geschlossen werden, erklärte Herrmann.

Nach der Einhausung soll wieder länger geöffnet sein

Mit dieser Einhausung, die auch von innen schallabsorbierend sein wird, soll es wieder möglich sein, die Anlage werktags 6 bis 22 Uhr und sonn- und feiertags von 7 bis 22 Uhr zu benutzen. Aktuell sind die Öffnungszeiten aufgrund der Lärmbelastung für die Anwohner auf wenige Stunden am Nachmittag eingeschränkt, was die Skater heftig kritisieren.

Bezirksvorsteherin Andrea Krueger nannte die Diskussion um den Lärmschutz an der Skateanlage eine „unendliche Geschichte“. Schon lange fordere der Bezirksbeirat den Lärmschutz, damit die Anwohner entlastet werden. Die Terminnot, die nun herrsche, sei nicht Schuld ihres Gremiums. „Wir haben schon vor zwei Jahren gesagt, dass Sanierungsmittel da sind.“ Hans-Christian Wieder (CDU) betonte, dass der Bezirksbeirat „gottfroh“ sei, dass es nun endlich konkrete Pläne gebe. „Die Anwohner haben genug gelitten. Aber wenn man schon 1,7 Millionen Euro in die Hand nimmt, dann sollte man auch noch 50 000 Euro für eine Toiletten- und Duschanlage aufbringen.“ Zurzeit ist ein WC-Container für 50 000 Euro lediglich als Option in der Planung aufgeführt. In der Diskussion wurde auch die Frage nach einem Betreiberkonzept wieder laut. „Wer sorgt dafür, dass um 22 Uhr das Licht aus ist und die Besucher das Gelände verlassen?“, fragte Andrea Krueger. Das Konzept sehe einen Schließdienst vor, erklärte Architekt Herrmann.

Für kurzzeitige Verwirrung sorgte ein zweiter Satz an Einhausungsplänen, der an den Plätzen der Lokalpolitiker auslag und nicht von der Verwaltung stammte. Als Urheber gab sich Matthias Bauer zu erkennen, der im Publikum saß. Bauer war 2009 federführender Architekt beim Bau der Skateranlage. Nach Fertigstellung habe er die Anlage weiterhin begleitet, auch was mögliche Schallschutzmaßnahmen angehe: „Aber seit September 2013 ist mir dazu nichts mehr gesagt worden. Warum, weiß ich nicht.“ Er kenne die Situation vor Ort: „In meinem Entwurf sind alle Kritikpunkte berücksichtigt.“ Thomas Kienle, Skater und Betreiber des Skateladens „Kiste“ gegenüber der Anlage, sowie Vorsitzender des Skatevereins Boost, bot an, dass beispielsweise der Verein Betreiber der Anlage werden könne.

Bezirksvorsteherin ist an „Schildbürgerstreich“ erinnert

Andrea Krueger war irritiert über die Vorgehensweise der Verwaltung: Das gewählte Verfahren sei „sehr ungewöhnlich“: dem Gremium nicht mehrere Entwürfe zur Auswahl vorzulegen, sondern lediglich einen, der nun unter Zeitdruck ausgeführt werden müsse, anstatt der Möglichkeit, Bauers Alternativentwurf einzubeziehen. Sie fühle sich „an einen Schildbürgerstreich erinnert“. Auch Mehmet Toker (Grüne) fragte: „Warum ist Matthias Bauer plötzlich nicht mehr involviert worden?“, und Axel Alt (SPD) fand es „unstimmig“, dass die Stadt zwei Büros beauftragt habe: „Wer hat hier was verbockt?“

Wegen der Zeitnot aufgrund der anstehenden Ausschuss- und Gemeinderatstermine konnte der Bezirksbeirat seine Entscheidung nicht vertagen, um die Pläne ändern zu lassen. Die Zustimmung zur jetzigen Planung könne sie nicht empfehlen, resümierte Andrea Krueger. Die Bezirksbeiräte sahen es genau so: Die Lokalpolitiker stimmten der Vorlage nicht zu, sondern forderten, die Planung zu überarbeiten. Besonderer Fokus solle auf Alternativentwürfen, einer Toilettenanlage, ein Betreiberkonzept und die Einbeziehung von Skatern und Anwohnern liegen.