Beim Skateboard-Wettbewerb Opéra de la Beast vor dem Stuttgarter Opernhaus haben Musiker der Staatsoper und Meister der olympischen Disziplin Skateboard das Publikum begeistert.

Die Staatsoper Stuttgart hat am Samstag zum Skateboard-Event vor den historischen Littmann-Bau des Opernhauses eingeladen. Unter dem Titel Opéra de la Beast startete um 11.30 Uhr Uhr ein Skateboard-Wettbewerb in Kooperation mit dem Skateboard-Shop Arrow and Beast und der Eventagentur Raoul Projects, bei dem es Preisgeld von insgesamt 5000 Euro zu gewinnen gab.

 

Dazu wurden Skate-Rampen von der Freitreppe des Littmann-Baus auf den Opernvorplatz zwischen Eingang und Eckensee gelegt. Während sich der von Menschentrauben gesäumte Wettkampf am späten Nachmittag dem Höhepunkt näherte, traf die Landtagspräsidentin Muhterem Aras in Begleitung von Viktor Schoner, dem Leiter der Staatsoper, ein.

Opernchef wirbt für offenes Haus für alle Stuttgarter

Phil Anderson, der Moderator des Ereignisses, dankte Muhterem Aras, dass die Skater trotz anfänglicher Klagen über Lärm vor dem Landtag ihrem Sport frönen dürfen. „Stuttgart ist cool, ihr Skater seid cool, ihr gehört zu uns“, sagte die Landtagspräsidentin. Die Oper, sagte Viktor Schoner, sei ein Bauwerk, mit dem sich die Stuttgarter identifizierten: „Mit diesem Event wollen wir zeigen, dass die Oper für alle Stuttgarter offen ist.“

Ihn interessierten künstlerische Konstellationen, die nicht unbedingt nahe lägen: Drag-Queens auf der Opernbühne, Alte Musik im Club, Operette am Industriehafen. „Seit Jahren leben wir bereits in glücklicher Koexistenz mit den Skatern am Landtag, warum also nicht beide Künste zusammenbringen?“, sagte er. Dan präsentierte die von der Pianistin Virginie Déjos begleitete Altistin Stine Marie Fischer Lieder des Komponisten Kurt Weill, darunter der Alabama-Song aus der Oper Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny und im weiteren Verlauf hatte ein Blechbläserquartett des Staatsorchesters einen Auftritt.

Skater genießen den Wettbewerb

Auch bei den Skatern kam das Zusammenspiel mit der Oper bestens an. „Es ist ein großartiges Ereignis heute. Vor der Pandemie waren wir zwei Mal vor dem Stadtpalais, mit der Oper haben wir noch ein Upgrade. Es ist toll, dass verschiedene Arten von Kunst aufeinandertreffen, denn Skate-Boarding ist in gewisser Weise auch eine Kunst“, sagt Samy Nietsche aus Stuttgart.

Der 32-jährige Denny Pham aus Berlin skatet seit 22 Jahren. „Es ist toll, nach der langen Pause während der Pandemie wieder ein Event zu haben, bei dem man wieder zusammenkommen kann. Ich habe die ganzen Leute lange nicht mehr gesehen, kenne sie aber durch die familiäre Skate-Industrie schon sehr lange“, sagte er.

Skateboarding immer noch sehr männerdominiert

Vor dem Wettkampf in Stuttgart sei er auf anderen Turnieren gewesen, unter anderem in Rom: „Da war ich mit dem deutschen Team bei der Olympia-Qualifikation für die Spiele in Paris. Es ist dort für mich ganz gut gelaufen, aber ich muss in den kommenden zwei Jahren noch einiges optimieren und ordentlich ranklotzen.“ Ansonsten sei er in Lissabon gewesen, wo es besser gelaufen sei und er „ein bisschen Preisgeld“ mitnehmen konnte. Letzteres erhoffe er sich in Stuttgart auch. Er selbst und einige andere Skater könnten von ihrem Sport leben, andere bräuchten Nebenjobs.

Katja Deichelbohrer aus Mannheim saß am Samstag auf Bitte des Veranstalters in der Jury, ansonsten steht sie am liebsten selbst auf dem rollenden Brett. Von einer Einstufung in Profi oder Amateur will sie nichts wissen: „Ich mache das als mein Hobby.“ Der Skate- Sport werde immer noch von Männern dominiert, aber der Frauenanteil steige so langsam. Ab und zu sei sie bei Turnieren dabei, fahre aber am liebsten für sich. Sie habe alle möglichen Sportarten betrieben, aber recht spät, mit 19, sei sie beim Skaten hängengeblieben.

Das Schöne an der Szene sei, dass man mit allen möglichen Leuten schnell in Kontakt komme. „Ich war mit anderen Mädels überall in Europa unterwegs“, sagt die 22-Jährige Studentin. Ein Event, bei dem Skater mit Opernsängern und -musikern zusammenwirken habe sie noch nie erlebt: „Ich glaube so etwas gibt es nur in Stuttgart. Es ist cool, dass die Skater aus dem Gebäude heraus auf den Kurs kommen, und es ist auch nicht selbstverständlich, dass man vor einem Landtag skaten darf.“