Auch in der Provinz ist offenbar manches möglich, wenn die Beteiligten über ihren Schatten springen. Das zeigt das Beispiel der Skateanlage in Göppingen.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Göppingen - Wie wenig Jugendliche und junge Erwachsene oftmals mit den klassischen Strukturen der Kommunalpolitik anfangen können, ist in der jüngsten Sitzung des Technischen Ausschusses des Göppinger Gemeinderats auf reizende Weise deutlich geworden. „Ich weiß gar nicht, wer Sie sind. Aber vielen Dank“, begann Bruno Ohngemach, der Sprecher der Göppinger Skater, seinen Beitrag. Zuvor hatte ihm niemand Geringerer als der Baubürgermeister Olav Brinker das Wort erteilt.

 

Umso überraschender ist, wie gut maßgebliche Kräfte in der Göppinger Verwaltung und im Gemeinderat auf der einen Seite und die jugendlichen Skater auf der anderen nun schon seit zehn Jahren zusammenarbeiten. Die Kommunalpolitik war bereit, sich auf die Jugendlichen und ihre Wünsche einzulassen und dafür sogar viel Geld in die Hand zu nehmen. Eine „Politik des Gehörtwerdens“ nennt man so etwas in der Nach-Stuttgart-21-Zeit.

Im Gegenzug zeigen die Jugendlichen ein Engagement, das längst darüber hinausgeht, nur die eigenen Wünsche nach einer größeren und besseren Skateanlage zu befriedigen. Sie leisten präventive Jugendarbeit im besten Sinne und gehen auch auf ältere Mitbürger zu. Ihre Arbeit hat dabei mittlerweile eine erstaunliche Kontinuität erreicht. In dem vor fünf Jahren gegründeten Verein der Skater drängen inzwischen 17-Jährige nach vorne. So wird der Theodor-Heuss-Platz auch in Zukunft einer der belebtesten urbanen Plätze in Göppingen bleiben. Selten sind städtische Gelder so gut angelegt gewesen.