Felix Neureuther wird beim prestigeträchtigen Slalom in Kitzbühel Zweiter hinter dem Österreicher Marcel Hirscher. Der Bayer fährt mit 28 Jahren seine beste Saison. Und bei der WM in Schladming (4. bis 17. Februar) will er Gold.

Sport: Dominik Ignée (doi)

Kitzbühel - Vor drei Jahren hat der Skirennläufer Felix Neureuther im ehrwürdigen Kitzbühel seinen ersten Weltcupsieg gefeiert. Damals hatten die Beobachter vor dem Rennen kaum geglaubt, dass es der launisch fahrende Partenkirchener überhaupt noch einmal packt. Stand heute muss man sagen: Er hat es gepackt – und wie! Neureuther fährt im Alter von 28 Jahren seine beste Saison – und so wurde er am Sonntag beim prestigeträchtigen Slalom in Kitzbühel Zweiter hinter dem Österreicher Marcel Hirscher. Eine Niederlage, die Neureuther verschmerzen konnte.

 

Als Siebter des ersten Durchgangs gestartet, wedelte der Bayer souverän den schwierig zu befahrenden Ganslerhang hinab und behielt die Nerven, während einige andere Konkurrenten stürzten. Es sah sogar so aus, als hätte er noch eine Schippe drauflegen können, aber er wollte unten ankommen. Hirscher wäre an diesem Nachmittag aber wohl nicht zu schlagen gewesen, auch wenn Neureuther noch etwas mehr Gas gegeben hätte. Der kleine, kräftige Österreicher legte eine seiner besten Slalomfahrten hin. Im Ziel applaudierte einer ganz besonders ausgelassen: der Ex-Terminator Arnold Schwarzenegger.

Felix Neureuthers abermals ausgezeichnetes Resultat ist umso wertvoller, weil er gesundheitlich angeschlagen ins Kitzbühel-Wochenende gegangen ist. Nach seinem Weltcupsieg zuletzt in Wengen musste er sich zu Hause aufpeppen lassen. „Ich habe mich daheim von der Grippe erholt und meinen Körper gepflegt“, sagte er mit einem riesigen Schal um den Hals. Bei der WM in Schladming (4. bis 17. Februar) will der Sohn von Rosi Mittermaier und Christian Neureuther ums Podest mitfahren – am besten um WM-Gold. Insofern ist der zweite Platz in Kitzbühel eine gelungene Übung gewesen. „Das war eine extrem gute Generalprobe vor Schladming, vor allem, weil ich mit dem Druck zurechtgekommen bin“, sagte Neureuther nach seinem sechsten Saisonpodium. Auch der siebte Platz von Fritz Dopfer konnte sich sehen lassen.

Gesundheitlich noch angeschlagen von einer Grippe

„Aus den letzten Großereignissen habe ich gelernt“, sagte Felix Neureuther entspannt. Sein Ausscheiden beim WM-Slalom 2010 – ausgerechnet in seiner Heimat Garmisch-Partenkirchen – ärgerte ihn ja gewaltig. Er hatte sich zu viel vorgenommen, befand sich Wochen vor dem Heimauftritt im Tunnel, schaute nicht rechts und links. Diese fokussierte Haltung hatte dazu geführt, dass Neureuther mit zu hohen Erwartungen an sich selbst an die Aufgabe herangegangen war – zum Scheitern verurteilt ist solch eine eher verkrampfte Herangehensweise allemal. Und so etwas soll ihm nicht wieder passieren.

„Heute steht ein ganz anderer Felix auf den Ski“, versicherte der Technikspezialist im Hotel Sonne in Kirchberg, wo das deutsche Team immer nächtigt, wenn in Kitz gefahren wird. Er gehe lockerer an die Rennen heran, könne sie genießen, das ist es, was den neuen Neureuther ausmacht. „Ich werde nicht mehr die Fehler machen, die ich in der Vergangenheit gemacht habe“, sagte der Bayer, der noch immer bedauert, dass er so wenig Positives mitgenommen habe von der Heim-WM im Jahr 2010.

Heute sind er und der Österreicher Marcel Hirscher die dominierenden Figuren innerhalb der Slalomfraktion. Der Deutsche gewann die Wedelstrecken in Wengen und München, wurde jeweils Zweiter in Val d’Isère, Madonna di Campiglio und Kitzbühel sowie Dritter beim Riesenslalom in Adelboden. Im Kampf um die Kleine Kristallkugel im Slalom befinden sich wohl nur noch der Erstplatzierte Hirscher und sein Verfolger Neureuther. Und im Gesamtweltcup rangiert der Deutsche sogar auf dem ausgezeichneten vierten Platz. So gut war er noch nie.

Eine Strategie für die WM

Was die WM angeht, hat sich der junge Mann, der immer lächelt wie ein Lausbub, schon eine Strategie zurechtgelegt. „Der größere Druck liegt nicht bei mir, sondern bei Marcel und den anderen Österreichern“, sagt Neureuther selbstbewusst und genießt seine Rolle. Es handele sich dabei allerdings aber nicht um eine angespannte Rivalität. Er verstehe sich sehr gut mit Hirscher und habe im Prinzip viel Freude am hart, aber fair geführten Duell. Ein Duell, bei dem sich die Hauptdarsteller immer antreiben.

„Es macht richtig Spaß, mit Marcel und den anderen Jungs auf hohem Niveau zu fahren, denn wir pushen uns gegenseitig“, sagt der Zollwachtmeister. Und wenn mal ein Lauf danebengeht, verliert der neue Herr Neureuther auch nicht gleich die Fassung. „Ich fange jetzt einfach nicht mehr damit an durchzudrehen, das habe ich früher viel zu oft gemacht“, sagt er. Schladming kann also kommen. Und Hirscher ist gewarnt.