Maria Höfl-Riesch hat ein Buch geschrieben, in dem sie ihrem Ärger Luft macht und auch ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudert. Nicht allen im Skizirkus gefällt das.

Sport: Dominik Ignée (doi)

Planegg - Eigentlich beginnt die alpine Skisaison erst am 27. Oktober in Sölden, doch für den vorgezogenen Anfang des Weltcupwinters sorgte neulich Maria Höfl-Riesch. Sie hat sich glücklicherweise nicht bei einem Trainingssturz wehgetan oder ihr Karriereende angekündigt – das wären ja mögliche Nachrichten gewesen, bevor es richtig losgeht. Nein, sie hat ein Buch geschrieben oder es schreiben lassen, wie man will. Über sich, die Welt, das Leben und so weiter.

 

Darin fächert die 27 Jahre alte Bayerin ihr Dasein in Höhen und Tiefen auf, erzählt von ihrer Kindheit übers Bauchnabelpiercing bis hin zur Hochzeit mit ihrem Manager Markus Höfl. Es geht auch um Presseberichte, in denen die beste deutsche Rennläuferin sinngemäß als unnahbar bezeichnet wird, seit sie mit dem Manager von Franz Beckenbauer den Bund der Ehe schloss und für einige Beobachter aufgestiegen ist in die Beletage der A-Prominenz.

„Es war mir wichtig, ein paar Dinge aus der Welt zu schaffen“, sagte die Jungautorin nun im „Haus des Ski“ in Planegg, wo die deutsche Nationalmannschaft am Montag ihre Saisoneröffnungs-Pressekonferenz abhielt. Außerdem seien ihre Ausführungen ja nicht an irgendjemanden persönlich gerichtet und auch keine Abrechnung gewesen. „Ein paar Dinge, die da im vergangenen Jahr kursiert sind, die wollte ich einfach nicht so stehen lassen.“

Ihre Teamkollegen wurden natürlich auch zum Buch der Frontfrau deutscher Wedelkunst befragt. „Ich habe es noch nicht gelesen“, sagte Viktoria Rebensburg und schaute so, als werde sich an diesem Zustand auch künftig nichts ändern. Er selbst werde kein Buch schreiben, versicherte dagegen Felix Neureuther und führte zur Begründung einfach mal seine Mutter Rosi Mittermaier ins Feld: „Nicht mal meine Mama hat eine Biografie veröffentlicht“, warum also sollte er es tun, sagte der Slalomspezialist in Planegg augenzwinkernd.

Marco Büchel regt sich auf

Ein bisschen gereizter reagierten die Schweizer auf den Titel „Geradeaus – Höhen und Tiefen meines Lebens“. Einige Teammitglieder der Eidgenossen hatten daheim offenbar Druck bekommen von ihren Ehefrauen, weil Frau Höfl-Riesch recht munter aus dem Nähkästchen plauderte. Demnach scheint, vorsichtig formuliert, der Kuschelfaktor in der Einsamkeit der Skigebiete ganz generell ein bisschen höher zu sein als anderswo. „Manche, die Familie zu Hause haben, scheinen die Zeit als willkommene Abwechslung zum Ehealltag zu verstehen. Trainer mit Physiotherapeutinnen, Serviceleute mit Athletinnen – es gibt alle Kombinationen“, beschreibt die Partenkirchenerin die Zustände im Reich der Hüttenromantik – mit anderen Worten: Im von ihr als „Pornozirkus“ bezeichneten Skitross nehme man es mit der ehelichen Treue nicht so genau.

Den ehemaligen Liechtensteiner Abfahrer Marco „Büxi“ Büchel brachte die Auskunftsfreude der deutschen Allrounderin mächtig auf die Palme. „Maria hat ein Buch auf den Markt gebracht, welches die Welt wirklich nicht gebraucht hätte. Weil sie gewusst hat, dass sich ein Buch mit einem Sex-Kapitel am besten verkaufen lässt, ist sie unter die Gürtellinie gegangen“, echauffierte sich Büchel in der Schweizer Boulevardzeitung „Blick“.

Pornozirkus – ein fest stehender Begriff

Maria Höfl-Riesch sieht es nicht ganz so dramatisch. „Ich habe nichts gesagt, was sich nicht jeder schon so ein bisschen gedacht hat, und ich habe keine Namen genannt“, sprach sie in Planegg. Außerdem gingen die besagten Inhalte ja auch nicht über ein 250 Seiten langes Kapitel, sondern lediglich über eineinhalb Seiten. „Es ist ja sehr allgemein gehalten. Wenn jemand jetzt Ärger deswegen hat, dann tut es mir leid. Doch die, die nichts zu verbergen haben, die bekommen ja auch keinen Ärger daheim.“ Außerdem sei das Wort „Pornozirkus“ ja mitnichten auch eine Erfindung von ihr gewesen – sondern wohl ein in der Szene offenbar fest stehender Begriff.

Um sportliche Belange sollte es in Planegg natürlich auch gehen. Maria Höfl-Riesch geht in dieser Saison auf Angriff, konnte bestens ihre Trainingsfahrten in Neuseeland und Chile absolvieren und hat ihre Darmprobleme, die sie seit längerem plagen, mit Hilfe probater Mittel durchaus im Griff. Nur etwas schwer werde es schon werden, die in der vergangenen Saison überragend fahrende Rivalin Lindsey Vonn im WM-Winter zu schlagen. „Wer soll das tun? Es war ja der Wahnsinn, was sie in der letzten Saison geschafft hat“, sagt Maria Höfl-Riesch und schiebt die Favoritenrolle erst einmal gepflegt von sich – und hinüber zu ihrer ehemaligen (oder wieder aktuellen?) Freundin aus den USA, der im Büchlein natürlich auch die eine oder andere Passage gewidmet ist.